Hohe Energiekosten: Stimmung der deutschen Wirtschaft trübt sich ein
Jedes vierte Unternehmen in Deutschland blickt pessimistisch auf das neue Jahr, besonders im Baugewerbe und in der Industrie. Viele haben auch mit einer steigenden Zinslast zu kämpfen.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist ausgesprochen schlecht. Vier von zehn Unternehmen erwarten in diesem Jahr einen Rückgang ihrer Geschäftstätigkeit. Das ergab eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), deren Ergebnisse am Montag vorgestellt wurden.
Es sind vorwiegend die hohen Energiekosten, Probleme in den Lieferketten und die Folgen des Krieges in der Ukraine, die für die trüben Geschäftsaussichten verantwortlich gemacht werden.
Im Winterhalbjahr sei zwar die Gefahr einer Gasmangellage nicht mehr so bedrohlich wie im Sommer 2022, aber die Energiepreise blieben auf einem hohen Niveau. Produktionsstörungen seien deshalb nicht ausgeschlossen.
Es wird sich zudem erst im Jahresverlauf 2023 erweisen, wie umfangreich die Gas- und Energieversorgung für den nächsten Winter aufgebaut werden kann und wie stark dann mögliche Beeinträchtigungen im Jahr 2023 auftreten können.
IW Köln
Besonders düster sind die Aussichten im deutschen Baugewerbe; hier wird mit einer "ernsten Rezession" gerechnet. Mehr als die Hälfte der vom IW befragten Unternehmen gehen von einem Rückgang der Produktion aus. Dagegen glauben nur 15 Prozent der Betriebe, dass ihre Geschäfte besser laufen könnten.
In der Industrie überwiegt auch die pessimistische Stimmung. Hier gehen knapp 39 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass die Geschäfte in diesem Jahr schlechter laufen werden. 28 Prozent blicken dagegen optimistisch in die Zukunft. Vor allem Unternehmen in der Konsum- und Grundstoffindustrie sind pessimistisch.
Im Dienstleistungssektor halten sich positive (29 Prozent) und negative Erwartung (32 Prozent) fast die Waage. Hier konzentriert sich die negative Stimmung in den Bereichen: Informations- und Kommunikationstechnik sowie Medien.
Ein Faktor, der sich negativ auf die Stimmung vieler Unternehmen auswirken könnte, blieb in der IW-Umfrage unberücksichtigt: das steigende Zinsniveau. Experten gehen inzwischen davon aus, dass aus diesem Grund mehr Firmen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten könnten.
Noch vor einem Jahr konnten sich Firmen fast zum Nulltarif mit Geld ausstatten und Geschäfte finanzieren. Nachdem der Leitzins angehoben wurde, dürften viele Unternehmen unter Druck stehen.
Die Quote der Kreditausfälle bei europäischen Unternehmen mit wenig solider Bonität könnte im Herbst bei 3,3 Prozent liegen, hieß es kürzlich in Die Welt. Das wäre ein doppelt so hoher Wert wie vor einem Jahr. Experten gehen entsprechend davon aus, dass sich die Zahl der Firmen, die finanziell "restrukturiert" werden müssen, steigen könnte.
Die Unternehmensberatung Roland Berger hatte bereits in einer im September vorgestellten Studie davor gewarnt. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen könnten die steigenden Kosten aufgrund fehlender Marktmacht nicht durch umfangreiche Preisanpassungen an ihre Kunden weitergeben. Sie liefen Gefahr, in die nächste finanzielle Krise zu rutschen.
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