Holzbau boomt: Warum immer mehr Mehrfamilienhäuser aus Holz gebaut werden

Ein Haus wird in der Holzbauweise errichtet.

(Bild: ungvar / Shutterstock.com )

Holz erlebt eine Renaissance als nachhaltiger Baustoff. Immer mehr Mehrfamilienhäuser werden in Holzbauweise errichtet. Doch was steckt hinter dem Boom?

Von den im Bau genutzten Erneuerbaren ist der nachwachsende Rohstoff Holz der wichtigste und er bietet dazu noch den Vorteil, Kohlendioxid dauerhaft zu binden und den Ausstoß von CO2 bei der konventionellen Baustoffproduktion zu vermeiden. Die Betonherstellung verursacht 4,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Holzbau

Ein Großteil davon entsteht nicht durch die Nutzung fossiler Brennstoffe beim Brennen von Kalkstein bei etwa 1.400 Grad Celsius, sondern durch die chemische Umwandlung des Kalks. Dieser muss entsäuert werden, um Zementklinker herzustellen. Zementklinker ist nötig, um Beton durch die Zugabe von Wasser seine hohe Festigkeit zu geben.

Holz ist nicht nur eine CO2-arme Alternative beim Bauen, sondern auch eine kostengünstige. Holz ist einfacher zu verarbeiten als Zement und Stahl. Und er benötigt weniger Menschen am Bau, was in Deutschland gerade in Zeiten des Fachkräftemangels immer relevanter werden dürfte.

Um Holz dauerhaft als Baumaterial einsetzen zu können, muss der Wald zur Erzeugung von Bauholz auch kontinuierlich nachwachsen. Die in den vergangenen Jahren häufig aufgetretene Trockenheit, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht wird, und der in der Folge großräumig aufgetretene Borkenkäferbefall, hat die gewünschte Entwicklung nicht gerade befördert.

Solange chinesische Einkäufer Holz aus Deutschland containerweise abgenommen hatten, hatten viele Waldbesitzer diesen Absatzweg bevorzugt, weil sie sich nicht um die Weiterverarbeitung kümmern mussten.

Mit dem Rückgang der chinesischen Einkäufe, bei gleichzeitig steigenden Trockenschäden in den Wäldern mussten sich auch Waldbesitzer nach neuen Anwendungen für ihre Hölzer umsehen, wenn sie das Ergebnis der Generationen-langen Waldpflege nicht als Brennholz verschleudern wollten.

Die größten Potenziale für CO2-reduziertes Bauen mit Holz bestehen jedoch nicht in Deutschland, wo man Holz lieber verbrennt, sondern in China, wo man inzwischen den Klimaschutz auch auf staatlicher Seite entdeckt hat und wie im Reich der Mitte üblich konsequent pragmatisch umsetzt.

Vielfalt im Holzbau: Von Fertighäusern bis Blockhäuser

Bei Häusern aus Holz gibt es neben den traditionellen handwerklich erstellten Holzhäusern und den industriell in Serie gefertigten Fertighäusern auch zahlreiche gemischte Modelle, bei welchen modulweise in der Halle vorgefertigt und dann vor Ort montiert wird. Aus Holz gefertigte Häuser können auch Blockhäuser in der Form eines Naturstammhauses sein, welchen man das Baumaterial von außen ansieht.

In manchen Bundesländern wie in Baden-Württemberg engagiert sich auch die Landesregierung für den Holzbau. Inzwischen sind die vorgefertigten Holzhäuser über den Bereich der Einfamilienhäuser deutlich hinausgewachsen.

In Freiburg wurde etwa ein achtgeschossiges Wohnhaus eines privaten Bauträgers ab dem ersten Obergeschoss komplett in Holzbauweise erstellt, einschließlich der Treppenhäuser und dem Aufzugsschacht. Der überwiegende Teil der tragenden Konstruktionen wurde in Tafelbauweise gefertigt, die Außenwände mit Holzschalungen verkleidet. Der Holzbau wurde mit einem hohen Vorfertigungsgrad auf der Baustelle montiert.

Der Aufbau eines Geschosses, einschließlich der Decken, benötigte jeweils etwa eine Woche. Ebenfalls im Westen der Stadt, im Freiburger Wohnkarrée Uffhauser Straße, errichtet die stadteigene Freiburger Stadtbau derzeit Mehrfamilienhäuser in Holzbauweise, nachdem man zuvor schon Bestandsgebäude in Holzbauweise aufgestockt hatte.

Aber nicht nur im konventionellen Wohnbau kommt der Holzbau verstärkt zur Anwendung. Nachdem die gestapelten Normcontainer für die Unterbringung von Geflüchteten oft als Erste Hilfe kaum zu vermeiden und besser als Zeltunterkünfte waren, kommen jetzt verstärkt in Holzständer- oder Modulbauweise errichte Häuser zum Einsatz, die ebenso schnell erstellt werden können, jedoch deutlich langlebiger sind als ihre blechernen Verwandten. So ist der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald derzeit in der Planung eines Gebäudes für Geflüchtete auf dem ehemaligen Sportplatz in Ehrenstetten.

Auch in Freiburg errichtet man im Osten der Stadt vier Wohnhäuser mit insgesamt 33 Wohnungen und Verwaltungsflächen für das Amt für Migration und Integration aus vorgefertigten Raummodulen aus Holz.

Innovative Nutzung von Borkenkäferholz: Tiny-Häuser und Modulbauten

Das Sterben der Fichten aufgrund Trockenheit und Borkenkäfer hat bekanntlich viele Forstbesitzer schwer geschädigt. Forstbesitzer Timo Gelzhäuser hat eine Möglichkeit gefunden, wie er Borkenkäferholz nachhaltig nutzen kann. Seit 2020 ist aufgrund des Borkenkäferbefalls der Fichten fast der gesamte Bestand abgestorben. Die Fichten waren oft der wichtigste und oft einzigen Baum der Forstbauern.

Timo Gelzhäuser und seine Schwester begannen mit dem Bau von Tiny-Häusern, zunächst als Gartenschuppen und Spielhaus, inzwischen in Modulbauweise als Tiny-Wohnhäuser. Ein Problem dieser Häuser sind jedoch die Bauordnungen vieler Kommunen, die zu Zeiten erstellt wurde, als die Idee dieser Bauweise in Deutschland noch nicht angekommen war.

Für Interessenten von Tiny-Häusern bleibt oft nur der Weg auf den Campingplatz, der für mobile Behausungen zwar wie geschaffen ist, aber zwischen all den Campern das Freiheitsgefühl im eigenen Haus nicht gerade beflügelt.

Probleme mit den kommunalen Bauordnungen, die oftmals nur rechteckige Grundrisse und Satteldächer mit regionaltypischer Neigung zulassen, haben auch die in Holzrahmenbau gefertigten Drehhäuser, die sich nach der Sonne ausrichten lassen und somit eine maximale Ausnutzung der Sonneneinstrahlung als direkte Heizenergie ermöglichen. Wer eine besonders energiesparende Lösung sucht, kann sogar die Drehung mit Muskelkraft realisieren.