Wie Chinas Immobilienkrise die Wirtschaft bremst
Kriselnder Immobilienmarkt belastet weiterhin Chinas Wirtschaft. Investitionen und Konsum wachsen langsamer als früher. Wohin geht die Reise?
Der kriselnde Immobilienmarkt in China wirkt sich weiterhin spürbar negativ auf die Wirtschaft des Landes aus, berichtet die Asia Times.
Langsameres Wachstum von Investitionen und Konsum
Nach Angaben des nationalen Statistikbüros ist das Wachstum der chinesischen Anlageinvestitionen in den ersten sieben Monaten des Jahres im Jahresvergleich mit einem Plus von 3,6 Prozent auf 28,7 Billionen Yuan (rund 4 Billionen US-Dollar) verhalten geblieben.
Besonders auffällig ist die Stagnation der privaten Investitionen, die durch einen Rückgang der Immobilieninvestitionen um 10,2 Prozent gebremst wurde.
Während Staatsunternehmen ihre Investitionen um 6,3 Prozent steigern konnten, verzeichnete der private Sektor abseits der Immobilienbranche ein Wachstum von 6,5 Prozent. Ohne die Immobilieninvestitionen hätte das Wachstum der Anlageinvestitionen 8 Prozent betragen, rechnet die Asia Times vor.
Die Einzelhandelsumsätze, ein wichtiger Indikator für den inländischen Konsum Chinas, sind im gleichen Zeitraum um 3,5 Prozent auf 27,4 Billionen Yuan gestiegen. Der Online-Handel mit physischen Gütern legte um 8,7 Prozent zu und erreichte einen Umsatz von 7 Billionen Yuan, was 25,6 Prozent des Gesamteinzelhandelsumsatzes entspricht.
"Die Menschen haben jetzt geringere Erwartungen an die Rendite ihres Vermögens, weil sie auf den Immobilien- und Aktienmärkten kein Geld mehr verdienen können", kommentierte ein in Guangdong ansässiger Autor mit dem Pseudonym Dahuzi auf dem chinesischen Portal ifeng. "Es ist normal, dass sie kein Geld ausgeben wollen."
Rückgang der Immobilienpreise
In 64 der 70 größten chinesischen Städte sind die Immobilienpreise in den ersten sieben Monaten im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
Dieser Trend ist laut dem Statistikamt auch auf dem Sekundärmarkt zu beobachten, wo in allen 70 Großstädten Preisrückgänge verzeichnet wurden. Die Immobilienverkäufe gingen um 18,6 Prozent auf 541,5 Millionen Quadratmeter oder um 24,3 Prozent auf 5,33 Billionen Yuan zurück.
Der Immobilienmarkt ist dabei maßgeblich für die eingangs genannten schwachen Wachstumszahlen bei Konsum und Investitionen mitverantwortlich. Neben dem Baugewerbe leidet auch die Konsumgüterindustrie unter der schwächelnden Nachfrage.
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Liu Aihua, Chefökonomin des chinesischen Statistikamtes, erklärte auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass die Regierung kontinuierlich Maßnahmen ergreifen werde, um eine "gesunde und stabile Entwicklung des Immobilienmarktes" zu gewährleisten.
Zu den bereits beschlossenen Maßnahmen gehören der Aufkauf unverkaufter Wohnungen, um sie in öffentliche Mietwohnungen umzuwandeln, und die Erlaubnis für lokale Regierungen, ihre eigenen Regeln für den Immobilienmarkt aufzustellen.
Politbüro beschließt neues Subventionsprogramm
Das Politbüro der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) hat indes die Notwendigkeit weiterer "antizyklischer Anpassungen" unterstrichen und setzt auf mehr staatliche Unterstützung.
Die bereits beschlossenen Maßnahmen sollen schneller umgesetzt werden, hieß es auf der Sitzung vom 30. Juli. Außerdem wurde die Vorbereitung einer Reihe "zusätzlicher politischer Maßnahmen" in Aussicht gestellt.
Eines der neuen Programme umfasst die Ausgabe von 300 Mrd. Yuan in Form von besonders langfristigen Staatsanleihen, um den Konsum zu fördern. Damit soll der Kauf von Fahrzeugen subventioniert werden. Zudem wird eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen bezuschusst, von landwirtschaftlichen Geräten bis zu Wohnungsaufzügen.
Hongkong als Finanzquelle
Ferner richtet Beijing den Blick auf die Sonderverwaltungszone Hongkong. Präsident Xi Jinping hat Unternehmer aus Hongkong am 2. August in einem offenen Brief dazu aufgefordert, in Festlandchina zu investieren und so zur weiteren "Integration in den Reform- und Öffnungsprozess des Landes" beizutragen.
Die Finanzierung aus Hongkong könnte eine wichtige Rolle spielen. Weitergehende Vorschläge für eine stärkere Integration des Großraums Guangdong-Hongkong-Macau, die unter anderem eine einheitliche Währung und ein gemeinsames Ausweissystem vorsahen, wurden nach kontroversen Diskussionen jedoch wieder zurückgezogen.
Eine regierungsnahe Aktivistin kritisierte, dass der Vorschlag die Ausbreitung von "Hongkongs Kapitalismus auf die Provinz Guangdong" bedeutet hätte.
Die Analyse des aktuellen Wirtschaftsklimas in China zeigt, dass die Immobilienkrise nach wie vor eine große Herausforderung für die Wirtschaft darstellt und sowohl die Investitionen als auch den Konsum belastet.
Derzeit ist noch nicht absehbar, ob die beschlossenen Schritte für mehr Wachstum ausreichend sind. Dennoch scheint sich Chinas Wirtschaft in ihrer wohl größten Prüfung seit Beginn des Reformprozesses bislang als robust zu erweisen.