Hürden auf dem Weg zum stärksten wissensbasierten Wirtschaftsraum

Bis 2010 will die EU nach der Lissabonner Strategie 3 % des BIP für Forschung und Entwicklung ausgeben, bislang gibt es dazu kaum Hoffnung, zumal die Erweiterung den Weg zum Ziel erst einmal nicht beschleunigt

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Die EU soll, so beschlossen auf dem Gipfel in Lissabon im März 2000 die Staats- und Regierungschefs noch ganz unter dem Zeichen der New Economy, bis 2010 zum weltweit "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten" Wirtschaftsraum werden. Dazu gab es etwa einen eEurope-Aktionsplan. Natürlich sollte mehr Geld in Forschung und Entwicklung investiert werden und ein "Europäischer Forschungs- und Innovationsraum" geschaffen werden. Nach dem gerade veröffentlichten Bericht "Statistics on Science and Technology in Europe", herausgegeben von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften, und der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission, hängt die EU aber noch ein ganzes Stück hinter Japan und den USA zurück und hat nur geringfügig mehr für FuE ausgegeben.

Mit der Lissabonner Strategie ist man bislang nicht sehr viel weiter gekommen. Zu Beginn des Jahres mahnte Kommissionspräsident Prodi noch:

Den Mitgliedstaaten scheint nicht klar zu sein, dass 2010 vor der Tür steht. Vier Jahre nach Lissabon ist klar, dass wir unsere mittelfristigen Ziele verfehlen werden.

Schuld hatten nach Prodi vornehmlich die Mitgliedsländer. Noch seien etwa "Verbreitung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien" nicht ausreichend und würden "Investitionen in wissensbasierte Bereiche (Forschung, Innovation, allgemeine und berufliche Bildung)" fehlen. Mit einem Aktionsplan will man die Erhöhung der Ausgaben für FuE auf schon vorgesehenen 3 % des BIP erreichen.

Davon aber ist man in den meisten Mitgliedsländern noch weit entfernt. Problematisch ist vor allem, dass es ganz erhebliche Unterschiede innerhalb der EU gibt. So findet man starke Regionen vor allem in Mittel- und Nordeuropa. Südeuropa, aber auch viele der Beitrittsländer hinken jedoch sehr nach, so dass sich hier schon von einer Kluft innerhalb der Wissensgesellschaft sprechen lässt, die aber auch innerhalb der einzelnen Länder sehr ausgeprägt ist. Zu erwarten ist, dass sich die Kluft zwischen den Regionen durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten noch weiter vergrößern wird.

Durchschnittlich wurden 2002 in der EU 1,99 % des NIP für FuE an öffentlichen Geldern ausgegeben. 2000 waren es noch 1,95%. In den USA sind das im Jahr 2002 2,8% gewesen, für Japan werden 2,98% angegeben, allerdings für das Jahr 2000. Noch düsterer sieht es aus, wenn man die Beitrittsländer ansieht, bei denen der Anteil gerade einmal 0,84% im Jahr 2001 betrug.

Deutschland wendete 2001 mit 2,49 Prozent zwar über den Durchschnitt und mit einem Gesamtvolumen von 52 Milliarden Euro am meisten für die FuE auf, liegt aber prozentual deutlich hinter Schweden (4,27%) und Finnland (3,49%) auf dem dritten Platz. Auch Dänemark, Frankreich und Belgien investieren überdurchschnittlich, aber noch weiter unter Plan. Zusammen entfallen auf Deutschland (52 Milliarden), Frankreich (33 Milliarden) und Großbritannien (30 Milliarden) zwei Drittel der Gesamtausgaben. Allerdings sind die Forschungsausgaben in Deutschland von 1999 bis 2002 gerade einmal um 0,02 gestiegen, in Schweden hingegen um 0,31% oder in Dänemark um 0,15%.

Von den 15 Regionen mit den höchsten FuE-Ausgaben im Verhältnis zum BIP in Europa lagen 2001 neun in Deutschland: Braunschweig, Västsverige (S), Stuttgart, Oberbayern, Pohjois-Suomi (Fi), Stockholm (S), Tübingen, Uusimaa (Fi), Berlin, Eastern (UK), Dresden, Rheinhessen-Pfalz, Karlsruhe, Île de France (F), Köln.

Schlusslichter sind Griechenland (0,67%), Portugal (0,84%), Spanien (0,96%) und Italien (1,07%), die bereits von einigen der Betrittländer wie Slowenien (1,52%) oder der tschechischen Republick (1,33%) überholt werden. Die anderen Länder geben alle weniger als 1 Prozent für Forschung und Entwicklung aus, Zypern steht mit 0,26% ganz am Ende.

In der EU war Deutschland 2001 im Bereich von Hochtechnologieerzeugnissen an der Spitze beim Export (101 Milliarden) und Import (99 Milliarden). Insgesamt entstand in der EU jedoch ein Handelsbilanzdefizit von 23 Milliarden Euro. Die USA sind mit 234 Milliarden Euro der weltweit führende Exporteur von Hochtechnologieerzeugnissen, an zweiter Stelle liegt die EU mit 196 Milliarden, an dritter Japan mit 111 Milliarden. Die Bedeutung von Hochtechnologieexporten am Gesamtexport zeigt jedoch ein anderes Bild auf: in den USA liegt der Anteil bei 29%, in Japan bei 25% und in der EU nur bei 20%. Deutschland schneidet mit 15,8% noch schlechter ab, während Irland hier mit über 40% an der Spitze liegt, aber noch vom Beitrittsland Malta (59%) überboten wird. Auch in Ungarn ist der Anteil mit 21% hoch.