Ideologische Grabenkämpfe: Die Sprachfalle links und rechts
Seite 2: Der Beginn von links und rechts
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Die Kategorisierung in links und rechts war eigentlich ein historischer Zufall.
Wer nach der Revolution in der Französischen Nationalversammlung vom Präsidenten gesehen links saß, fand dort die Sprechergruppe der Revolutionäre: die Befürworter von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, einer Republik als Staatsform und Gegner eines weiteren Krieges (hier gegen Österreich).
Auf der rechten Seite saß die Sprechergruppe der alten Ordnung: das gehobene Bürgertum, Monarchisten und Befürworter eines weiteren Krieges.
Die Logik der Sitzordnungen in linke und rechte Pole bzw. Polarisierungen rettete sich über das deutsche Paulskirchenparlament 1848 bis in heutige Parlamente. Was sich aber über die Zeit andauernd änderte, waren die Bedeutungslast, die auf den Begriffen links und rechts lag.
Nationalismus als linke Ideologie: Ein Blick auf die Anfänge
Mit der Bildung kleinerer Nationen in Europa florierte im 19. Jahrhundert die neue Ideologie vom "Nationalismus". Ein Ideengeber war der französische Philosoph Montesquieu mit seiner Feststellung, das Klima mache den nationalen Charakter und das Wesen der Regierung aus.
Außerdem Thomas Jefferson, der die amerikanische Unabhängigkeitserklärung gegenüber Großbritannien mit der Notwendigkeit formulierte, Kolonien müssten sich vom Erbschaftsrecht Europas lösen.
Regional wollte man nicht mehr fremdbestimmt sein von Staaten, die weiter weg liegen (Italien von Österreich, USA von England, Polen von Russland, usw.). Es keimte die Hoffnung, dass nationale Einheiten besser für soziale Gerechtigkeit sorgen können als ein imperialer Superstaat.
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Auf Staatenebene war Nationalismus das linke Vehikel zu den Zielen der Französischen Revolution, analog wie das Recht auf Entfaltung ein individuelles Ziel war.
Der Wunsch nach mehr Rechten auf ein eigenes Schicksal war die greifbare Lossagung gegen die Unterdrückung fremder Herrschaft. Welch' aktueller Gedanke angesichts des Superkonstruktes Europäische Union.
Der deutsche Dichter Herder gab später zum Besten, dass jede Nationalität ihr Glückszentrum in sich selbst habe. Und sein Philosophenkollege Hegel führte aus, Nationalstaaten seien der Zement, der Völker zusammenhalte. Überhaupt gebe es einen übergreifenden deutschen Charakter.