Ineffizienter Wasserstoff, Klimaschutzeffekt eines Tempolimits und Atomkraft statt Kohle

Seite 2: Klimaschutzeffekt durch Tempolimit und Neun-Euro-Ticket gering?

Mehrere Kommentare zum Artikel "Warum ‚Klimachaoten‘ das Bundesverdienstkreuz bekommen sollten" von David Goeßmann beschäftigen sich mit der Höhe der CO2-Einsparungen durch ein Tempolimit auf Autobahnen oder durch die Verstetigung des Neun-Euro-Tickets. Und wieder wird dagegen die Atomkraft ins Spiel gebracht:

Laut Umweltbundesamt würde ein Tempolimit von 100 auf deutschen Autobahnen die jährlichen CO2-Emissionen um 5,4 Millionen Tonnen reduzieren [1]. Dem 9-Euro-Ticket wird für drei Monate ein Einspareffekt von 2 Millionen Tonnen CO2 bescheinigt, also 8 Millionen Tonnen CO2 im Jahr [2]

Laut Umweltbundesamt betrugen die CO2-Emissionen im Jahr 2021 in Deutschland 762 Millionen Tonnen [3]. Die Einsparungen durch ein Tempolimit 100 beliefen sich also auf 0,71%, während das 9-Euro-Ticket knapp 1,05% der CO2-Emissionen Deutschlands einsparen würde.

Zum Vergleich: Ein Kohlekraftwerk mit 3,4 GW Leistung wie das in Niederaußem verursacht rund 30 Millionen Tonnen CO2 im Jahr [4]. Grob gesagt, sind es also rund 10 Millionen Tonnen CO2, die man pro Gigawatt abgeschalteter Kohlekraft im Deutschland einsparen würde.

Die verbleibenden sechs deutschen Kernkraftwerke haben eine Leistung von 8,5 GW [5]. Würde man diese Kernkraftwerke weiterlaufen lassen, so könnte man die Kohlekraftwerke Neurath, Weisweiler und Niederaußem (siehe [4]) bis auf einen Rest von 900 Megawatt (MW) abschalten. Dies würde rund 70 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einsparen, also rund 9,19 Prozent der deutschen CO2-Gesamtemissionen im Jahr 2021. (...)

Diese Zahlen zu den Einspareffekten eines Tempolimits und des Neun-Euro-Tickets sind korrekt, ebenso die CO2-Emissionen Deutschlands im Jahr 2021. Die Vergleichsgröße für Tempolimit und Neun-Euro-Ticket sollten allerdings die Emissionen des Verkehrssektors sein. Diese betrugen im vergangenen Jahr 148 Millionen Tonnen. Für jeden einzelnen Sektor gibt es Vorgaben aus dem Bundesklimaschutzgesetz, die erfüllt werden müssen. Der Verkehrssektor lag 2021 um drei Millionen Tonnen über der Vorgabe.

Bis zum Jahr 2030 müssen die Emissionen aus dem Verkehrssektor auf 85 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente sinken, wofür das Verkehrsministerium bislang kein Konzept vorgelegt hat. Tempolimit und Neun-Euro-Ticket können zwar nur einen kleinen Beitrag leisten, sind aber einfach umzusetzende Maßnahmen. Der Stromsektor hat seine eigenen Ziele zu erfüllen, mit dem Aufrechnen eines Sektors gegen den anderen werden weder minus 65 Prozent bis 2030 noch Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen sein.

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