Internationale Brigadisten kämpfen in der Ostukraine
In der Ostukraine kämpfen auch spanische Antifaschisten und Bürger anderer westlicher Staaten, um die Region gegen die Angriffe aus der Ukraine zu verteidigen
Spanische Antifaschisten befinden sich bei Milizen im Südosten der Ukraine, um die Region gegen Angriffe des ukrainischen Militärs zu verteidigen. Sie haben sich einer "Internationalen Brigade" angeschlossen, wie es sie einst auch im spanischen Bürgerkrieg gab. Damals zogen Antifaschisten aus aller Welt nach Spanien, um die spanische Republik gegen den Faschismus zu verteidigen, nachdem die Generäle unter Franco 1936 gegen die Regierung 1936 geputscht hatten. In dieser Tradition wollen sich auch Tschechen, Italiener, Kanadier, Polen, Russen… sehen, die sich der Donbass-Volksmiliz angeschlossen haben.
Mindestens drei junge Spanier kämpfen in der Ostukraine an der Seite derer, die entweder "Pro-Russen" oder "Separatisten" genannt werden. Einer von ihnen ist der 27-jährige Rafael Muñoz Pérez. Er stammt aus Madrid, lebte aber, bevor er ohne Rückfahrkarte ins Donezbecken fuhr, seit 2010 im nordspanischen Asturien. In Gijón war er Mitglied der Jugendorganisation der "Vereinten Linken" (IU). Der zweite bekannte Spanier stammt aus dem südspanischen Murcia. Der 22-jährige Ángel stammt aus Cartagena und ist Mitglied der "Jungen Kommunisten", der Jugendorganisation der "Kommunistischen Partei der Völker in Spanien".
Inzwischen wurden diverse Videos veröffentlicht, auf denen die beiden in der Ostukraine zu sehen sind. Sie begründen darin auch, warum sie sich der Miliz angeschlossen haben. In einem Video erklärt vor allem Ángel, dass sie in die Ostukraine gegangen sind, um darüber zu berichten, wie einfache Menschen von der ukrainischen Armee und faschistischen Milizen angegriffen, bombardiert und getötet werden: "Wir sind spanische Jugendliche und wir sind hier, um aufzuzeigen, dass das, was im spanischen und nordamerikanischen Fernsehen verbreitet wird, nicht der Wahrheit entspricht", erklärt Ángel auf Englisch.
Für die beiden Spanier hat man es im Südosten der Ukraine nicht mit "Terroristen oder Kriminellen" zu tun, sondern mit ein "einfachen Arbeitern, die ihre Häuser und Familien verteidigen", und nicht mit "Söldnern, denn es gehe nicht ums Geld", fügt er an. "Kriminelle" machen die Spanier hingegen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aus. Dort befänden sich "Kriegsverbrecher", die von westlichen Regierungen unterstützt und damit zu ihren kriminellen Komplizen würden. Während Kiew die eigene Bevölkerung umbringe, verteidigten sich die Menschen in der Region nur und griffen niemanden an.
Sie sehen ihre Aufgabe nicht nur darin, über die Situation zu berichten, sondern sie wollen auch kämpfen. "Wir sind hier, um die Zivilbevölkerung zu verteidigen", erklärt Rafael Muñoz Pérez. Beide sind deshalb auf einem weiteren Video auch mit AK-47 Sturmgewehren bewaffnet zu sehen, wo sie von anderen in ihrer Einheit gefragt werden, woher sie kommen. Sie dokumentieren nicht nur in den Videos, sondern auch auf der Facebook-Seite des "Solidaritätskomitees Asturiens für eine antifaschistische Ukraine", dass sie gegen "Faschisten" aus der Ukraine kämpfen. Auf der Seite finden sich auch zahlreiche Bilder.
Auf Facebook gibt es auch ein Interview, das der französische Sender France 24 mit Rafael Muñoz Pérez geführt und gestern veröffentlicht hat. Darin erklärt er, dass sie dem "Wostok-Bataillon" angegliedert seien, die von der Zeitung "Die Welt" als "wilde Division" bezeichnet wird. Nach Angaben der spanischen Tageszeitung El País, die am Freitag das Thema auch aufgegriffen hat, handele es sich um die "gewalttätigste und gefürchtetste prorussische Miliz, die im Osten der Ukraine kämpft, der die Regierung in Kiew die schlimmsten Grausamkeiten zuschreibt und die von Igor Strelkov, dem Chef der Streitkräfte der Volksrepublik Donezk, geführt wird".
In dem Interview nimmt der junge Spanier Bezug auf die "Internationalen Brigaden" (No Pasaran), die einst in Spanien die Republik gegen den Faschismus verteidigten. So ist auf den Videos mit den beiden Kämpfern auch immer wieder deren Leitspruch zu hören: "No pasarán" (Sie werden nicht durchkommen). Er erklärt, dass er die Vorgänge in der Ukraine lange genauso verfolgt habe, wie die Manipulation in der überwiegenden Zahl der westlichen Kommunikationsmedien.
"Viele andere haben das für die Freiheit meines Landes 1936 getan, als damals die Welt weggeschaut hat", erklärt er seine Beweggründe, warum er sich den Kämpfern angeschlossen hat. "Für uns hat das über 40 Jahre eine franquistische Diktatur und eine HARTE Unterdrückung bedeutet." Seine antifaschistische Gesinnung und seine Überzeugung von sozialer Gerechtigkeit und der Freiheit der Völker hätten ihn in Übereinstimmung mit seinen Idealen zum Gang in die Ostukraine bewegt.
Er sieht viele Übereinstimmungen mit der Situation einst in der Zweiten Republik in Spanien. Die Ähnlichkeiten zu denen, die einst gegen die Putschisten gekämpft haben, dränge sich auf. "Sie wollen hier nicht unter einem faschistischen Staat/Regierung leben, der die russischsprachige Bevölkerung unterdrückt. Sie wollen, dass ihre Entscheidung im Unabhängigkeitsreferendum gehört wird, und wollen keiner EU angehören, die ihnen nur steigende Preise und fallende Löhne bringen wird." Er habe in der Vergangenheit nicht geglaubt, jemals zur Waffe greifen zu müssen, denn er bezeichnet sich als "Ökopazifist". Er gesteht ein, dass sich das widersprüchlich anhören könne. Doch angesichts eines neuen "Nazi-Faschismus" und einer "unhaltbaren Situation in diesem Gebiet" habe er keine andere Möglichkeit gesehen: "Ich bin hier nur, um für den Frieden und die Freiheit dieser Menschen zu kämpfen."
Inzwischen sind es drei Spanier, die sich den Kämpfern angeschlossen haben. Über die Identität des dritten ist bisher nichts bekannt, doch Rafael Muñoz Pérez hat dessen Anwesenheit bestätigt. Bekannt ist, dass die Volksmilizen "Internationale Brigaden" wie einst in Spanien aufstellen und dafür werben. Die spanische Tageszeitung Publico berichtet mit Bezug auf den "Volkgouverneur" in Donezk Paul Gubarev, dass sich neben den Spaniern auch schon Italiener, Kanadier, Polen, Russen angeschlossen hätten.
Im Internet finden sich auch noch weitere Videos. In einem Video fordert zum Beispiel der Tscheche Ivo Steiskal aus Brünn die Bevölkerung zum Kampf auf, dem auch er sich angeschlossen habe. Für ihn waren die Bilder vom Massaker im Gewerkschaftshaus in Odessa von zentraler Bedeutung, um in den Kampf gegen die "Faschisten" zu ziehen.