Irak: Ein Staatsbegräbnis und mehrere Katjuscha- und Mörsereinschläge

Katjuscha-Raketen wurden bereits im Zweiten Weltkrieg entwickelt und sind einfach nachzubauen. Foto: ChrisO at the English language Wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Bloombergs Agentur will erfahren haben, dass die Tötung des Al-Kuds-Kommandeurs nach dem Tod eines amerikanischen Soldaten beschlossen wurde

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Gestern Abend schlugen in der Grünen Hochsicherheitszone der irakischen Hauptstadt Bagdad zwei Katjuscha-Raketen ein, wobei den Angaben der irakischen Behörden nach jedoch niemand verletzt oder getötet wurde. Auch zwei oder drei weitere Katjuschas, die auf dem Gelände des etwa 80 Kilometer von Bagdad entfernten US-Stützpunkts Balad landeten, blieben ohne gravierende Folgen - anders als ein Mörserangriff auf den Bagdader Stadtteil Jadriya, bei dem fünf Menschen zu Schaden kamen.

Vorher hatte Abu Mehdi al-Muhandis, der beim amerikanischen Raketenangriff auf den iranischen Al-Kuds-Kommandanten Quassem Soleimani mit getötete Vizekommandant der irakischen Schiitenmiliz Hasched-asch-Schaabi, ein Staatsbegräbnis in der Grünen Zone bekommen. Am Trauerzug für ihn nahm unter anderem der geschäftsführende irakische Regierungschef Adel Abdel Mahdi teil. Andere Teilnehmer trugen Portraits des iranischen Staatschefs Ajatollah Ali Chamenei und des libanesischen Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah und forderten "Rache" und den "Tod für Amerika".

Soleimani-Nachfolger fordert zu "etwas Geduld" auf

Ismail Qaani, der langjährige Stellvertreter und Nachfolger Qassem Soleimanis, rief sie und andere Schiiten dem katarischen Sender al-Dschasira zufolge vom Iran aus zu "etwas Geduld" auf - dann könnten sie "die Leichen von Amerikanern im gesamten Nahen Osten" sehen. Revolutionsgardengeneral Gholamali Abuhamseh sprach von 35 amerikanischen und israelischen Zielen, die sich in der Reichweite seiner Waffen befänden. Besonders hob er dabei die säkulare israelische Metropole Tel Aviv und die Straße von Hormus hervor.

Deutlich zurückhaltender zeigte sich Abdel Karim Halaf, der Sprecher der irakischen Streitkräfte. Er bestätigte dem russischen Portal SputnikNews, dass die Behörden seines Landes wegen der Tötung Soleimanis, al-Muhandis und fünf weiterer Männer ermitteln und dass nach dem "Stich in den Rücken" die "Aktivitäten" der US-Soldaten im Irak "eingeschränkt" wurden. Wie sich diese Einschränkung konkret auswirkt, ließ er offen.

Geplante "große Attacke" oder Tod eines Soldaten?

In den USA debattiert man währenddessen die Begründung für den Tötungsauftrag: Während Außenminister Mike Pompeo auf Fox News von einer von Soleimani geplanten "großen Attacke" sprach, bei der "Dutzende oder Hunderte von Amerikanern" sterben hätten können, berichtete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf drei anonyme Informanten, dass Donald Trump den Entschluss zur Tötung des Al-Kuds-Kommandeurs fasste, nachdem bei einem mutmaßlich von der iranhörigen Schiitenmiliz Kataib Hisbollah durchgeführten Raketenangriff im Nordirak ein US-Soldat ums Leben kam.

Diese Information kann zutreffen, ist aber bislang unbestätigt und insofern mit Vorsicht zu genießen, als die Agentur ganz offen einräumt im diesjährigen US-Präsidentschaftswahlkampf nicht neutral zu sein: Ihr Gründer ist der demokratische Bewerber Michael Bloomberg, der in den Umfragen gerade dabei ist, Elizabeth Warren den dritten Platz streitig zu machen.

Der im demokratischen Vorwahlrennen aktuell sechstplatzierte Andrew Yang hat gestern in der MSNBC-Sendung The Beat angekündigt, er werde im Fall seiner Wahl zum Präsidenten die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingeführte Authorization of Military Force (AUMF) wieder abschaffen. Sie erlaubt es einem amerikanischen Staatsoberhaupt, Militärschläge ohne Zustimmung des Kongresses anzuordnen.