Iran will eine US-Drohne durch elektronische Kriegsführung gekapert haben

Der Konflikt mit dem Iran spitzt sich zu, gefährdet ist die gesamte Region und die Geopolitik des Westens

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Nach Angaben iranischer staatlicher Medien hat ein hoher Militär einen Tag vor Beginn der Afghanistankonferenz in Bonn erklärt, dass die iranische Armee eine US-Stealth-Drohne in ihren Besitz gebracht habe, die im Osten über iranischem Territorium geflogen sei. Die RQ-170 Sentinel soll in den iranischen Luftraum von Afghanistan aus eingedrungen sein. Man habe die Drohne angeblich ohne große Schäden bergen können.

Die Stealth-Drohne wird in Afghanistan eingesetzt und soll eine unbewaffnete Aufklärungsdrohne sein. Vermutet wurde schon länger aufgrund der Ausstattung, dass sie Aufklärung über den Iran liefern könnte, zudem könnte sie mit Techniken für elektronische Kriegsführung ausgestattet worden sein. Wenn die Angaben der Nachrichtenagentur Fars stimmen, dann haben sich die iranischen Militärs allerdings die Drohne mittels elektronischer Kriegsführung geholt. Genaueres wird nicht berichtet, sondern nur von einer kombinierten Aktion der Armee, der Luftwaffe und der Einheit für elektronische Kriegsführung.

Eine Mitteilung der ISAF bestätigt den Verlust einer "unbewaffneten Aufklärungsdrohne". Man will aber nichts wissen von der Aktion des iranischen Militärs und sucht auch die Vorwürfe zu entkräften, man habe die Drohne mutwillig in den iranischen Luftraum geflogen. Bei einer Operation in Westafghanistan, so die Erklärung, hätten die Piloten die Kontrolle über die Drohne verloren. Es sei also möglich, dass die Drohne, von der die iranischen Medien sprechen, diese abhanden gekommene sein könnte. Schon gelegentlich wurde aus Iran der Abschuss von amerikanischen Drohnen gemeldet, ohne Beweise zu liefern, dieses Mal könnte also etwas dran sein, auch wenn wieder in den Medien keine aktuellen Bilder gezeigt wurden.

Der anonym bleibende iranische Militär, also kein Vertreter der Regierung, konstatierte eine "klare Grenzverletzung" und drohte "operationelle und elektronische Maßnahmen gegen eindringende Flugzeuge" an, die sich künftig "nicht auf die iranischen Grenzen beschränken werden". Innenpolitisch will man demonstrieren, dass das iranische Militär angesichts der wachsenden Spannungen und der Drohungen mit einem Angriff seitens Israel das Land gegen Eindringlinge sichern und gegebenenfalls zurückschlagen kann. Außenpolitisch könnte Iran so zeigen wollen, dass die USA die Souveränität des Landes verletzen und dabei von Afghanistan aus operieren, nachdem die Nato kurz vor Beginn der Afghanistankonferenz, an der auch Iran teilnimmt, beschuldigt haben, dass neben Pakistan auch Iran die Taliban zu unterstützt.

Die USA stehen geopolitisch vor einem Dilemma. Die US-Regierung will nicht durch Israel in einen Krieg mit Iran hineingezogen werden, will aber gleichzeitig verhindern, dass das Land in den Besitz von Atomwaffen gerät und vor allem seine Stellung im Nahen Osten ausbaut. Zwar wackelt derzeit der Nachbar Syrien, aber durch den Abzug der US-Truppen aus dem Irak wird der Einfluss des Iran auf den Irak wachsen - und damit auch auf die im Irak befindlichen Ölressourcen. Saudi-Arabien fürchtet den Machtzuwachs und versucht sich mit den anderen Golfstaaten und mit der Hilfe der USA und anderer westlicher Länder militärisch aufzurüsten. In Bahrain fand bereits ein Satellitenkonflikt statt, die USA und die westlichen Staaten blieben angesichts der Repression gegen die vornehmliche schiitische Opposition schweigsam.

Und während die USA mit großer Militärpräsenz im Irak und in Afghanistan bislang den Iran im Zangengriff hatte, entgleitet mit dem geplanten Abzug aus Afghanistan auch dieses Land zunehmend dem amerikanischen Einflussbereich. Noch dazu haben die USA es sich gerade wegen des Angriffs auf pakistanischen Soldaten mit Pakistan verscherzt, das seine Teilnahme an der Afghanistankonferenz abgesagt hat und vermehrt nach China schaut. Wachsen die Spannungen mit Iran wegen dessen Atomprogramm, so wird die iranische Führung alles tun, um im Irak und in Afghanistan an Einfluss zu gewinnen. Und ohne Pakistan und Iran wird auch für die anderen ISAF-Partner der Abzug aus Afghanistan zu einem Spiel, bei dem nichts zu gewinnen ist und 10 Jahre Krieg mitsamt den Toten und Verletzten auf allen Seiten und den vielen Milliarden an Kosten die Situation eher verschlechtert, als verbessert haben.