Islamischer Staat in Polen

Droht Polen eine Gefahr durch den Islamischen Staat?

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Der polnische Inlandsgeheimdienst ABW soll drei Tschetschenen festgenommen haben, nachdem sie aus dem Kampfgebiet in Syrien oder dem Irak nach Polen kamen, so ein Bericht des Nachrichtensenders TVN24 vom Dienstag. Die Verdächtigen sollen von Polen aus die Kämpfer des IS-Staates zumindest logistisch und finanziell unterstützt haben.

Die Verhaftung habe schon im Frühjahr stattgefunden. Insgesamt würden derzeit von dem Dienst 200 Personen wegen Verdacht auf Verbindung mit dem IS observiert. Die meisten von ihnen sind Tschetschenen, aber einige polnische Konvertiten. Ein Zentrum der IS-Aktivitäten soll die ostpolnische Stadt Bialystok sein, dort sollen Tschetschenen versucht haben, für eine Mitarbeit des Islamischen Staats zu werben. "Ist Polen etwa auch ein Ziel terroristischer Anschläge?", fragte ein TVN24-Journalist den Terror-Exporten Grzeogorz Cieslak. Dieser konnte nicht für Entwarnung sorgen - das Land gebe durch die enge Partnerschaft mit den USA und die Nato-Mitgliedschaft durchaus ein Ziel ab. Zudem wären die ersten Ziele islamischer Terroristen, die USA, Israel und Großbritannien, in ihren Grenzen besser geschützt.

Marek Biernacki, Minister für Geheimdienstkoordination, versuchte hingegen die Gemüter zu beruhigen, die Wahrscheinlichkeit für einen terroristischen Anschlag in Polen sei gering.

An der Weichsel leben kaum Muslime, Schätzungen belaufen sich auf bis zu 25.000 Personen. Dabei hat der Islam in dem sonst katholischen Polen durchaus Tradition - eine Minderheit der Tataren siedelt seit dem 16. Jahrhundert im östlichen Teil des Landes.

Doch die Tschetschenen, für deren antirussischen Freiheitskampf es in Polen durchaus Sympathien gab, dominieren mitsamt anderen muslimischen Ethnien aus dem Kaukasus die 11 Flüchtlingsheime des Landes. In Polen wurden sie oft Ziele rechtsradikaler Gruppen. Gleichzeitig sind tschetschenische Sportler in Polen populär wie der MMA-Kämpfer Mamed Chalidow.

Gerade durch den Druck des seit 2007 regierenden prorussischen Präsidenten Ramsam Kadyrow der Teilrepublik Tschetschenien weichen radikalere muslimische Tschetschenen wie die Wahabiten mittels Flucht aus. Dies wirkt sich auch auf die Flüchtlingsheim in Polen aus, wo verhüllte Frauen zunehmen.

Dabei kam es letztens zu einem Vorfall in einem Heim bei Warschau. Die Ukrainer und Georgier haben sich den muslimischen Sitten anzupassen, denn dort herrsche der "Islamische Staat", so drohte ein Tschetschene, das Gespräch wurde aufgenommen.

Der Geheimdienst ABW will dem polnischen Parlament in der nächsten Woche eine umfassende Analyse über die Tätigkeit des Islamischen Staats in Polen vorlegen. Dabei interessiert die polnische Öffentlichkeit vor allem, ob das Land Ziel von Anschlägen sei oder ob in Polen eher die Unterstützung für den Krieg in Nahost organisiert werden soll.