Israel-Palästina und das Schubladendenken im deutschen Diskurs
Seite 2: Die Nakba als blinder Fleck
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Umso schlechter sieht es im deutschsprachigen Diskurs bezüglich der Geschichte der Palästinenser:innen aus.
Palästinensische Perspektiven zur Geschichte und Entstehung Israels fehlen nicht nur in TV-Debatten, sondern auch in österreichischen und deutschen Schulbüchern.
Über Jahre hinweg war die Geschichte Israels kein Thema an österreichischen Schulen. Auch heute wird in Schulbüchern wie "GO! Geschichte Oberstufe 7/8" der Eindruck vermittelt, dass jüdische Geschichte nur aus dem Holocaust und der Entstehung Israels bestehe, wobei auf letzteres ebenso kaum eingegangen wird.
Arabisch-palästinensische Perspektiven wiederum werden gänzlich ausgeblendet. So kommt der Begriff "Nakba" (arab. für "Katastrophe")1 kein einziges Mal im oben genannten Schulbuch vor.
Durch die Ausblendung bestimmter historischer Ereignisse und der Hervorhebung anderer, wird der systematische Eurozentrismus deutlich. Erst wenn Jüdinnen und Juden in Europa verfolgt und ermordet werden, bekommen sie ihre Geschichte.
Die Diversität jüdischen Lebens geht hierdurch verloren. Sie bleiben in den meisten Schulbüchern kulturlos und auf jüdische Geschichte nach der Shoah wird kaum noch Stellung genommen, eben weil die meisten Überlebenden aus Europa vertrieben wurden.
So verwundert die Ausblendung der Nakba nicht, denn nicht-europäische Gebiete bekommen ebenso in den Schulbüchern meistens erst ihre Geschichte, wenn Europäer durch Kolonialismus und Imperialismus in jenen Gebieten Fuß fassen, egal ob in den amerikanischen Kontinenten, Afrika oder eben im Nahen und Mittleren Osten.
Marginalisierte Gruppen bekommen hierdurch ihre Geschichte übergestülpt, während im Zentrum der Erzählungen stets "der Europäer" selbst ist.