Israel und Gaza: Wir dürfen nicht zulassen, dass die Wahrheit diesem Krieg zum Opfer fällt

Kamerafrau der israelischen Armee. Bild: Etan J. Tal, CC BY 3.0

Jetzt ist es wichtiger denn je, über das zu sprechen, was wirklich. passiert. Wir dürfen keine unbestätigten Gerüchte verbreiten. Ein medienkritischer Zwischenruf aus den USA.

Am 7. Oktober durchbrachen Hunderte von Hamas-Kämpfern die Grenze zwischen Israel und Palästina und verübten Gräueltaten an der schutzlosen Bevölkerung. Sie zielten auf Nichtkombattanten, die sich in Schutzräumen versteckten. Frauen. Alte Menschen. Kinder. Ausländische Staatsbürger.

Mehr als einen Tag lang wüteten sie in Israel, bevor sie von den israelischen Streitkräften zurückgeschlagen wurden und auf ihrer Flucht Hunderte von Geiseln mitnahmen.

Als Reaktion darauf ordnete der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant eine vollständige Blockade des Gazastreifens an, wodurch die Bevölkerung von allen Nahrungsmitteln, Wasser, Strom und Hilfsgütern abgeschnitten wurde. Die Kommunikationsinfrastruktur wurde angegriffen, so dass die Bewohner des Gazastreifens nicht mehr mit der Außenwelt kommunizieren konnten.

Mehr als 2.000 Palästinenser, darunter mehr als 700 Kinder, wurden bei Luftangriffen getötet. Große Teile der Städte im Gazastreifen wurden zerstört, so dass schätzungsweise 300.000 Menschen im Gazastreifen obdachlos wurden. Eine Bodeninvasion steht unmittelbar bevor.

All diese Fakten sind wahr und wichtig. Doch während der Krieg in eine weitere blutige Woche geht, kursieren viele falsche oder unbewiesene Behauptungen. Während der Konflikt eskaliert, müssen Journalisten, Akademiker und Beobachter aller Art Überstunden machen, um sicherzustellen, dass wir über die Ereignisse auf der Grundlage dessen sprechen, denken und schreiben, von dem wir wissen, dass es wahr ist.

Der Konflikt war von Anfang an durchsetzt von unklaren oder völlig falschen Informationen.

Es gab Behauptungen über eine iranische Beteiligung an dem Anschlag, die mit Kritik an Präsident Joe Biden einhergingen, weil er im Austausch für die US-Geiseln iranische Vermögenswerte in Höhe von sechs Milliarden Dollar freigegeben hatte.

Musa al-Gharbi ist Soziologe an der Fakultät für Kommunikation und Journalismus der Stony Brook University.

Dabei hatte der Iran noch keinen einzigen Dollar dieser – zudem streng regulierten und überwachten – Gelder ausgegeben.

Auch legen US-Geheimdienstinformationen nahe, dass der Iran weder direkt von der Verschwörung wusste noch daran beteiligt war (und sogar von dem Angriff überrascht wurde).

Dennoch beschloss die Biden-Regierung, das Abkommen mit dem Iran zu brechen und die Gelder wieder einzufrieren, um Kritik von rechts abzuwehren – eine Entscheidung, die wahrscheinlich erhebliche geopolitische Folgen haben wird.

Keine Beweise für Vergewaltigungen

Es gab viele Anschuldigungen über sexuelle Übergriffe durch die Hamas. Vergewaltigung ist eine berüchtigte und allzu häufig eingesetzte Kriegswaffe und sollte während eines Konflikts immer als Möglichkeit in Betracht gezogen werden.

Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) erklärten jedoch gegenüber The Forward, dass sie keine Beweise für Vergewaltigungen während des Angriffs oder in der Zeit danach hätten. Viele Journalisten zogen diese Behauptungen später zurück, obwohl sie von Politikern in den USA und Israel weiterhin wiederholt wurden.

Eine der schrecklichsten Behauptungen, die sich in den sozialen Medien und der Mainstream-Presse verbreitete, war, dass die Hamas bei einem Massaker in einem Kibbuz 40 Babys enthauptet habe.

Als jedoch Sky News versuchte, eine Bestätigung für diese Gräueltat zu erhalten, erklärte die IDF, sie könne die Behauptungen nicht bestätigen (andere Medien erhielten später ähnliche Antworten).

Unglücklicherweise hatten viele andere Medien diesen Vorfall bereits als Tatsache gemeldet, die auf unbestätigten Behauptungen eines bekannten politischen Extremisten beruhte.

Einige veröffentlichten daraufhin Widerrufe und Klarstellungen oder fügten redaktionelle Kommentare hinzu. Diese Sorgfalt kam jedoch zu spät, um die Verbreitung der unbestätigten Behauptung einzudämmen, denn am 11. Oktober schien Präsident Biden die Geschichte zu bestätigen. "Ich mache das schon sehr lange. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Bilder von Terroristen sehen würde, die Kinder enthaupten", sagte Biden.

Kurz nachdem der Präsident das Podium verlassen hatte, nahm das Weiße Haus diese Aussage zurück und bestätigte gegenüber der Washington Post, dass weder der Präsident noch die US-Geheimdienste eine Bestätigung oder einen fotografischen Beweis für die fragliche Gräueltat gesehen hätten.

Der Präsident habe sich auf Nachrichtenberichte gestützt (die ihrerseits nie bestätigt wurden). Als die Post bei den IDF nachfragte, ob neue Beweise für die Anschuldigungen aufgetaucht seien, lehnten die IDF eine Stellungnahme ab.

Viele weitere Beispiele ließen sich anführen: Es gab weit verbreitete Videos, die angeblich verängstigte israelische Kinder zeigten, die von lachenden Hamas-Kämpfern in Käfige gesperrt wurden. Spätere Berichte zeigten, dass das Video tatsächlich Tage vor dem Ausbruch des Konflikts aufgenommen worden war und dass es unmöglich war, die Identität der Kinder festzustellen.

Es gab auch ein Video von einer jungen Frau, die bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Die Gräueltat war echt, aber es handelte sich um ein Video aus Guatemala aus dem Jahr 2015.

Shani Louk, die angeblich sexuell missbraucht, ermordet und dann vorgeführt wurde, scheint am Leben zu sein und wurde offenbar in ein Krankenhaus gebracht.

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