Japanische Spiele neu aufgelegt

Dämonenjäger mit Kusarigama als Waffe

Anime-Spiele und JRPGs Teil 3: "Xenoblade Chronicles" und "Toukiden: Kiwami"

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Im dritten Teil des Japan-Games-Schwerpunkt gibt es zwei Remakes. Mit "Xenoblade Chronicles" kommt eines der besten japanischen Rollenspiele der letzten Jahre von der Wii auf den New(!) 3DS. "Toukiden: Kiwami" beschreitet den umgekehrten Weg und wird vom Handheld-Titel für die Vita nun auch zum PS4-Spiel.

Anime-Spiele und JRPGs:
Teil 1: "Final Fantasy Type-0" und "Atelier Shallie: The Alchemists of the Dusk Sea"
Teil 2: "Dragon Ball Xenoverse" und "The Awakened Fate Ultimatum"

Xenoblade Chronicles

Nintendo veröffentliche vor vier Jahren Xenoblade Chronicles für die Wii ohne großes Aufheben. Neben den großen Serien wie "Mario Kart", "Zelda" und den zahlreichen Party-Spielen, ging es in der breiten Wahrnehmung unter. Dabei galt es durchaus als Geheimtipp bei denjenigen, die japanische Rollenspiele mögen.

Zu Beginn ist Shulks Welt noch in Ordnung

Tetsuya Takahashi, der Chef der Entwicklerfirma Monolith Soft und Director von "Xenoblade Chronicles" ist kein unbeschriebenes Blatt: Er hatte an zahlreichen Rollenspielen wie "Final Fantasy VII" mitgearbeitet und schließlich die "Xenosaga"-Reihe entwickelt. Trotz der Namensverwandtschaft sind die Spiele jedoch nicht direkt inhaltlich verbunden.

Im Zentrum von "Xenoblade Chronicles" steht der Kampf zwischen Menschen und Maschinen: Der elternlose Junge Shulk greift zum mysteriösen Schwert Monado, das besonders effektiv gegen die Mechons ist - mechanische Wesen, die seine Heimatstadt angegriffen und seine Freundin Fiora getötet haben.

Das Schwert ermöglicht Shulk nicht nur mächtige Angriffe gegen die Mechons, sondern verschafft ihm Visionen einer Zukunft, die er noch ändern kann. So sieht er beispielsweise, wie eine Riesenspinne seinen Freund Reyn tötet und schreitet schließlich in letzter Sekunden ein, um Reyn zu retten. Der Spieler begleitet Shulk auf der Reise durch die große Welt auf der Suche nach dem Mechon, der Fiora auf dem mechanischen Gewissen hat.

Shulks Heimat ist kein gewöhnlicher Planet, sondern ein Titan namens Bionis, der sich vor langer Zeit im Kampf mit seinem Widersacher Mechonis einen schier endlosen Kampf lieferte, bis schließlich beide zu leblosen Hüllen erstarrten, auf denen sich das Leben der Gegenwart entwickelte.

Invasion der Mechons

Der Spieler erforscht die weitläufige Welt und kann sich dabei frei bewegen. Die Story führt die Gruppe als roter Faden zu neuen Orten. Dabei begegnen sie rollenspieltypisch überall Bewohnern, die sie um Hilfe bitten, sowie zahlreichen Gefahren in der Form von feindseligen Kreaturen.

Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab und ähneln dabei denen der meisten Online-Rollenspiele: Der Spieler ergreift entweder die Initiative oder wird von aggressiven Monstern attackiert. Die Gegner sind auf der Minikarte erkennbar, und beim Anvisieren erhält der Spieler Informationen darüber, ob sie aggressiv sind und ob sie die Gruppe mit den Augen oder dem Gehör wahrnehmen. Die Information ist vor allem dort wichtig, wo die Gruppe übermächtigen Feinden zunächst ausweichen muss.

Die Mechons sind weitgehend immun gegen normale Waffen

Kommt es zur Konfrontation, laufen die normalen Angriffe automatisch ab. Besondere Fähigkeiten aktiviert der Spieler mit dem Steuerkreuz. Viele davon sind an die Situation oder Position gebunden und richten beispielsweise mehr Schaden an, wenn sie im Rücken des Gegners ausgeführt werden.

Typischerweise kämpft auf der Heldenseite ein Team aus drei Charakteren, von denen der Spieler nur einen aktiv steuert. Die anderen beiden handeln automatisch und erkennen auch Kombos, bei denen Fähigkeiten aufeinander aufbauen. So bringt Shulk mit einer Attacke Gegner ins Schwanken, die sein Freund Reyn daraufhin mit einem seiner Angriffe umwirft. Der Spieler kann jederzeit den aktiven Charakter wechseln und so den Part übernehmen, der ihm am meisten liegt.

Eigentlich machen die Kämpfe in Xenoblade Chronicles richtig viel Spaß, aber gerade hier zeigt die Portierung auf den New 3DS ihre Schwächen. Auf dem kleinen Bildschirm mangelt es an Übersicht. Schließlich gilt es nicht nur, den anvisierten Feind im Blickfeld zu haben, sondern auch die Mitstreiter sollten im Bild sein, um auf ihre Angriffe reagieren zu können und ihre Gesundheitsbalken zu sehen. Zudem lauern oft im Hintergrund zusätzliche aggressive Monster, denen die Gruppe im Kampf nicht zu nahe kommen sollte.

Die Kämpfe sind auf dem 3DS unübersichtlich

Auch beim Bewegen durch die Landschaft sind die Gegner oft schwer zu erkennen. Hier hätten die Entwickler bei der Portierung beispielsweise das Farbschema ändern oder den Kontrast erhöhen sollen. Dass Monsterjagden auch in Gruppen durchaus auf dem Handheld funktionieren, hat Capcom mit "Monster Hunter 4 Ultimate" bewiesen. Das ist allerdings ein exklusiver 3DS-Titel, den die Entwickler entsprechend optimiert haben.

Die Grafik von "Xenoblade Chronicles" ist im Vergleich zu anderen 3DS-Games insgesamt eher schwach und wirkt oft verwaschen. Und das, obwohl es das erste Spiel ist, das ausschließlich auf dem New 3DS und dem New 3DS XL funktioniert, die eine stärkere Rechenleistung haben als das klassische Modell. Der 3D-Effekt wirkt sich zusätzlich negativ auf die Optik aus. Dieser lässt sich freilich beim 3DS jederzeit abschalten. Dass Portierungen ältere Games durchaus auf dem Handheld gute 3D-Grafik haben können, hat Nintendo selbst vor kurzem mit The Legend of Zelda: Majora’s Mask bewiesen.

Ein weiteres Problem der Portierung ist die mangelhafte Ausnutzung des zweiten Bildschirms. "Majora’s Mask" zeigte auf dem unteren Screen unter anderem eine detaillierte Aufgabenliste mit Zeitangaben und eine sinnvolle Kartendarstellung. In "Xenoblade Chronicles" sind dort stets die Liste der aktiven Charaktere und eine Mini-Map sichtbar, die sich nicht zoomen lässt. Sinnvoll wären beispielsweise eine größere Karte während der Erkundung und eine bessere Übersicht über die Helden und ihre aktiven Fähigkeiten während der Kämpfe gewesen.

Das umfangreiche Rollenspiel bietet neben Kämpfen und Quests auch den Aufbau einer Kolonie

Trotz der Mängel bleibt "Xenoblade Chronicles" ein großartiges Rollenspiel, das sich Besitzer des New 3DS, die keinen Zugriff auf die Wii-Version haben, nicht entgehen lassen sollten. Hier sei noch einmal erwähnt, dass das Game den New 3DS, den Nintendo im März herausgebracht hat, zwingend erfordert. Wer eine Wii oder Wii U besitzt, ist mit der Wii-Version besser bedient. Auf der Wii U benötigt diese übrigens keine Wii-Fernsteuerung, da sie den Classic Controller und damit auch das Gamepad unterstützt. Gerade ist in Japan der Nachfolger Xenoblade Chronicles X für die Wii U erschienen, das in den Vorschau-Videos bereits beeindruckende HD-Grafik zeigt. Zudem wird es anders als der 3DS-Remake laut Ankündigung das Gamepad der Wii U als Zweit-Screen für interaktive Zusatzinformationen nutzen.

Toukiden Kiwami

In Koei Tecmos Toukiden Kiwami wird der Spieler zum Jäger und Sammler in Reinform. Horden von Oni, Dämonen der japanischen Mythologie, bedrohen das Land. Das Dorf Utakata ist eine der letzten Bastionen gegen die Angreifer. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Dämonenjägers, der neu im Dorf ankommt und sich der Gefahr stellt.

Nachdem er seine Waffe ausgewählt hat, zieht er in seine erste Mission, bei der er zusammen mit anderen Kriegern ein paar niedere Dämonen jagt. Die Ähnlichkeit zu Capcoms Monster Hunter, der erfolgreichsten und bekanntesten Monsterjäger-Games-Serie ist deutlich erkennbar.

Das Grundprinzip besteht aus einer Reihe von Missionen, in denen der Spieler bestimmte Oni erlegen oder Gebiete sichern muss. Auch die Aufteilung der Missionskarte in nummerierte Sektionen folgt demselben Schema wie "Monster Hunter". Wie im Vorbild besteht ein wesentlicher Anreiz des Spiels darin, dass besiegte Dämonen Rohstoffe hinterlassen, die der Jäger zum Verbessern seiner Ausrüstung einsetzt.

Das Entwicklungsstudio Omega Force, das vor allem für seine "Dynasty Warrior"-Games bekannt ist, erweitert das Sammelkonzept um einen Rollenspielpart. Dabei entwickelt sich nicht der Protagonist selbst, sondern er befreit die Seelen gefallener, ehrenhafter Krieger. Diese Seelen, die in Anlehnung an den Shintoismus Mitama heißen, unterstützen den Jäger. Jede Waffe hat anfangs einen Seelen-Sockel - später darf der Spieler mehrere einsetzen. In den Kämpfen sammeln die Mitama Erfahrung und werden so im Verlauf mächtiger.

Jede Seele hat ihre eigene Spezialisierung wie Angriff, Heilung oder Verteidigung. Einige Boni nützen zudem in bestimmten Situationen. So hilft beispielsweise im Kampf mit dem feuerspeienden Drachen-Oni Pyropteryx ein Mitama, das Immunität vor Verbrennungen gewährt.

Maledictaur gehört zu den feuerspeienden Bossen

Wie in "Monster Hunter" unterteilen sich die Gegner in niedere Dämonen und Bosse. Letztere bieten umfangreiche, im Vergleich zum Original aber weniger epische Kämpfe. In Capcoms Spiel muss der Jäger die Riesen meist über mehrere Karten verfolgen. In "Toukiden" ähneln die großen Oni eher typischen Bossen in anderen Videogames. Sie haben Angriffsmuster mit den zugehörigen erkennbaren Signalen. Außerdem besitzt jeder große Oni diverse Körperteile, die einzeln Schaden nehmen. Der Schlüssel zum Sieg besteht darin, dass sich das Team auf einzelne Parts konzentriert, Schwächen ausnützt und den starken Gegenattacken ausweicht.

Insgesamt ist "Toukiden" in vieler Hinsicht einfacher als "Monster Hunter". So sind die Bosse durchaus fordernd, aber meist im ersten Anlauf und ohne intensives Grinding niedriger Gegner zum Verbessern der Waffen zu besiegen. In "Toukiden" entfällt zudem das Item-Management während der Gefechte: Der Jäger muss nicht wie in "Monster Hunter" seine Waffe regelmäßig während der Mission schärfen. Den Konsum von Verbrauchsgegenständen wie Tränken und gebratenem Fleisch zur Heilung und Stärkung haben die Entwickler durch die Fähigkeiten der Mitama ersetzt.

Die größte Schwäche von "Toukiden" ist, dass sich die gleichen Oni inklusive der Bosse zu oft wiederholen. Anfangs gewährt das noch Erfolgserlebnisse: So ist das Spinnen-Oni "Manhunter" als erster Boss eine Herausforderung für die Gruppe. Beim nächsten Aufeinandertreffen besiegt dasselbe Team es dank besserer Ausrüstung und mehr Übung recht leicht. Schließlich muss und kann der Spieler es ein paar Missionen später alleine ohne zu große Schwierigkeiten bezwingen. Nach ein paar Stunden Spielzeit kommt jedoch ein das Gefühl auf, dass die Entwickler zu stark auf Recycling setzen. Fairerweise sei dabei erwähnt, dass der Spieler dafür seltener als bei "Monster Hunter" dieselben Missionen wiederholen muss.

Umso mehr Abwechslung bietet die Ausrüstung: Jede Waffe bringt ein eigenes Spielgefühl mit sich. Zwar gibt es für jede von ihnen drei Tasten für normale, starke und spezielle Angriffe, aber jede erfordert ihre eigene Herangehensweise und hat eigene Kombos. In der Natur der Sache liegt es zudem, dass beispielsweise der Speer besser mit etwas Abstand funktioniert, während der Spieler mit zwei Messern nah am Gegner sein muss.

Angriff von oben

In den meisten Story-Missionen wird der Jäger von computergesteuerten Mitstreitern begleitet. Diese agieren weitgehend selbsttätig, hören bei Bedarf aber auch auf taktische Anweisungen, die der Spieler mit dem Gamepad geben kann. Gerade in den ersten Missionen, in denen sich der Neuling noch mit der Steuerung anfreundet, sind die Mitstreiter fast zu aktiv und übernehmen den Großteil der Arbeit. In Bosskämpfen agieren sie gut und erzeugen beispielsweise eine heilende Aura, wenn die Gesundheit des Protagonisten kritisch wird. Wer möchte, kann sich Online in Coop-Matches stürzen - allerdings nicht für die Story-Missionen, sondern auf speziellen Karten.

"Toukiden Kiwami" ist die Neuauflage von "Toukiden: The Age of Demons", das in Europa voriges Jahr für Sonys PS Vita erschien - in Japan brachte Koei Tecmo das Spiel bereits ein Jahr vorher und dort auch für die ältere Playstation Portable. Das neue Spiel gibt es sowohl für die PS Vita als auch für die PS4 -in Japan übrigens erneut für die PSP.

Optisch macht es auf der Heimkonsole eine bessere Figur als das ebenfalls auf HD portierte Final Fantasy Type-0 HD. Charaktere und Monster sind detailliert, die Hintergründe jedoch leider weniger. Unter dem Strich ist die Grafik hübsch, kommt aber an aktuelle PS4-Games nicht heran.

Multiplayer wie solo ist Toukiden Kiwami optisch hübsch, aber nicht überwältigend

Neben der grafischen Optimierung haben die Entwickler auch das Spiel selbst erweitert. So gibt es zusätzliche Missionen und Quests, neue Mitama und Oni. Außerdem wurde das Arsenal um drei Waffen erweitert, von denen das Gewehr die spannendste Ergänzung ist. Es erfordert eine gänzlich andere Herangehensweise - auch im Vergleich zur anderen Fernkampfwaffe, dem bereits im Vorgänger enthaltenen Jagdbogen. Von den inhaltlichen Ergänzungen profitieren auch diejenigen, die "Toukiden Kiwami" auf der PS Vita spielen.

Das Gewehr ist die interessanteste neue Waffe, aber nicht leicht zu meistern

Wer sowohl eine Vita als auch eine PS4 hat, wird an der Heimkonsolenversion mehr Freude haben. Stärker als die schönere Grafik wiegt dabei die bessere Übersicht. Zudem wirken die großen Oni auf dem Fernseher schlicht beeindruckender als in der Hand. Besitzer des Vorgängers, können ihre Speicherdaten importieren. Wer sich die neue Version für PS4 und PS Vita kauft, kann die Spielstände jederzeit zwischen beiden Systemen austauschen. Ob der Komfort es jedoch wert ist, zweimal den vollen Preis zu bezahlen, ist fragwürdig - ein günstiges Bundle der beiden Versionen bietet Koei Tecmo nicht an. Multiplayer-Matches funktionieren über beide Plattformen hinweg.

"Toukiden Kiwami" ist für sich betrachtet ein sehr gutes Spiel, das vor allem durch die Mischung aus Jagen und Sammeln dauerhaft motiviert. Die Missionen setzen etwas zu sehr auf Wiederverwertung, dafür bieten die unterschiedlichen Waffen viel Abwechslung. Fans der japanischen Kultur finden Gefallen am Setting, den Kostümen, den Anleihen in der Mythologie und der Musik. Konsequenterweise sind die gesprochenen Dialoge im japanischen Original. Die Bildschirmtexte sind englisch.

Im direkten Vergleich zu "Monster Hunter" ist Koeis Spiel einfacher, was aber nur Hardcore-Fans des Originals abschrecken dürfte. All diejenigen, die das Prinzip mögen, aber von dem Grinding, der regelmäßigen Frustration und dem Item-Management in Capcoms Game abgeschreckt wurden, sind bei "Toukiden Kiwami" richtig. Das drückt sich in einem Satz aus einem Spieleforum gut aus, der sinngemäß lautet: "Toukiden ist das Spiel, das man nach der Arbeit spielt. Monster Hunter ist ein eigener Job."

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