Kavanaugh-Anhörung: Showdown im Senat
Seite 4: Gott und Teufel
Von all dem Theaterdonner der Republikaner ließen sich die Demokraten klugerweise nicht ablenken und stellten unermüdlich die entscheidenden Fragen. Weshalb denn Brett Kavanaugh nicht um seine Ehre kämpfen wolle und eine FBI-Untersuchung beantrage, die schließlich helfen könne, alle Vorwürfe zu entkräften. Eine Antwort hierauf blieb Kavanaugh schuldig, indem er meinte, die Schlüsse müsse ja doch schließlich der Senat ziehen und dies könne das FBI nicht. Sicherlich, aber eine bessere Beweislage mache dies fraglos leichter.
Der demokratische Senator Cory Booker stellte gegen Ende des Hearings in aller Ruhe eine Frage, von der sich die Glaubwürdigkeit Kavanaugh wohl nie mehr erholen wird. Als Beweisgrundlage diente das Jahrbuch Kavanaughs aus dessen Schulzeit. Dort wurde zwischen wüsten Pennälerscherzen übers Furzen und Kotzen auch Kavanaughs Liebe zur "Devils triangle" gelobt. Was dies denn sei, wollte Senator Booker wissen.
Es sei ein Trinkspiel, gab Kavanaugh zur Antwort, der seine große Zuneigung zum Bier bereits gebeichtet hatte. Wie dies denn gespielt werde, wollte Booker weiter wissen. Seine Frage blieb unbeantwortet. Das "Teufelsdreieck" ist kein Trinkspiel und dies weiß jeder, der eine höher Schule oder ein College in den USA besucht hat. Es ist ein Sexspiel, bei dem es zwei Versionen gibt. Einerseits meint es den "anspruchsvollen" Geschlechtsakt zweier Männer mit einer Frau, der deswegen als "teuflisch" apostrophiert wird, weil sich die Männer dabei ihrer nicht homosexuellen Anziehung versichern müssen. Meist meint das Teufelsdreieck aber eine jener typischen Beuteaufgaben, die an US-Highschools und Colleges sehr beliebt sind. Dabei gilt eine Frau erst als "erobert", wenn sie zu drei Formen der Penetration gebracht werden kann.
Kern dieser menschverachteten Sexualpraktiken ist weniger der erotische Lustgewinn, sondern die "sportliche" Aufgabe, Frauen dazu zu bewegen, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht möchten. Diese Ziele erreichen die Fraternity-Boys meist nicht durch sanfte Verführung, sondern durch sozialen Druck und zuweilen auch körperliche Gewalt.
Heute geht man davon aus, dass jede zweite Frau in den USA während ihres Studiums Opfer von sexualisierter Gewalt wird. Genau dieses Unterdrückungssystem steht gerade durch MeToo am Pranger und allein die Einträge in sein Jahrbuch erweisen Kavanaugh als einen Vertreter dieses Systems. Sicherlich muss Kavanaugh zu Gute gehalten werden, dass er möglicherweise ein dummer Junge war, der sich mit sexuellen Eskapaden gebrüstet hat, die er nie durchgeführt hat. Dann bliebe allerdings die Frage, warum er diese dümmliche Angeberei bis zum heutigen Tage nicht eingesteht, sondern lieber leugnet. Als Obersten Richter disqualifiziert ihn allein dies.
Im allerletzten Akt der Anhörung wird der republikanische Senator John Neely Kennedy pathetisch. "Glauben Sie an Gott?" fragt er Kavanaugh. "Dann schauen Sie mir in die Augen! Haben Sie das getan, was Ihnen Frau Blasey Ford vorwirft?" - "Nein" gibt Kavanaugh zur Antwort. Die teilweise atemberaubende Fähigkeit vieler religiöser Menschen, im Angesicht Gottes zu lügen, dürfte sich bei den Republikanern noch nicht rumgesprochen haben.
Der Justizausschuss entschied mit einer knappen Mehrheit von 11 zu 10 Stimmen, dem Senat vorzuschlagen, Brett Kavanaugh zum Obersten Richter auf Lebenszeit zu ernennen.