Kein Gas: Außenministerin Baerbock fürchtet Volksaufstände in Deutschland

Seite 2: Nord Stream 1 wieder offen

Inzwischen sind die Wartungsarbeiten an der Ostsee-Pipeline beendet – und das Gas fließt wieder. Enttäuscht zeigt man sich in der Bundesrepublik darüber, dass nicht die normale Menge geliefert wird, sondern nur knapp 40 Prozent davon, wie vor den Wartungsarbeiten.

Entwarnung will Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, deshalb noch nicht geben. "Angesichts der fehlenden 60 Prozent und der politischen Instabilität gibt es noch keinen Anlass zur Entwarnung", sagte er.

Dass Russland ein Garant für Europas Energiesicherheit ist, wie es der russische Energiekonzern Gazprom erklärte, wies Habeck entschieden zurück. "Das ist eine Verdrehung der Tatsachen", sagte er. Russland sei vielmehr zu einem "Unsicherheitsfaktor" geworden. Der Kreml nutze seine Macht, um Europa und Deutschland zu erpressen.

Doch auch das ist nicht ganz stimmig: Gazprom hatte den Gasfluss über Nord Stream 1 aus technischen Gründen verringern müssen. Eine wichtige Turbine hing in Kanada fest, weil sie dort von Siemens Energy gewartet wurde; aber aufgrund der westlichen Sanktionen nicht zurückgeliefert werden konnte.

Kanada hatte nach Verhandlungen mit der deutschen Regierung beschlossen, eine Ausnahme von den Sanktionen zu genehmigen. Vor knapp zwei Wochen hatte die kanadische Regierung erklärt, sie erteile eine "zeitlich begrenzte und widerrufliche Genehmigung", um die Rückgabe von Turbinen von ihren russischen Sanktionen auszunehmen.

Am Sonntag soll die Turbine per Flugzeug nach Deutschland geliefert worden sein. Gazprom hatte am Mittwoch erklärt, noch keine entsprechenden Unterlagen erhalten zu haben. Neben der Rückkehr der Turbine sei auch die Wartung anderer Ausrüstung notwendig, um die Pipeline sicher betreiben zu können.

Der Transport der Turbine von Deutschland nach Russland soll weitere fünf bis sieben Tage dauern, wenn es keine Probleme mit Logistik und Zoll gebe, berichtete Reuters am Montag und berief sich dabei auf die russische Tageszeitung Kommersant.

Die Turbine würde per Fähre aus der Bundesrepublik verschickt und dann über Helsinki auf dem Landweg nach Russland transportiert. Spätestens bis zum 24. Juli soll sie ankommen. Aber dann würden die Vorbereitungsarbeiten weitere drei bis vier Tage dauern. Bis dahin wird man sich in Deutschland gedulden müssen, um ein Urteil zu fällen.