Keine Angst vor "Überalterung"

Seite 2: Falsche Einsichten durch die "Abkürzung" Analogie

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Ein weiterer Grund, skeptisch zu sein, "ob ein höheres Medianalter zu geringerer Dynamik führt", liegt Walthers Ansicht nach darin, dass es in afrikanischen Ländern bei etwa 18 Jahren liegt: "Man müsste also schlicht die ganze Wirtschaftsgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte auf den Kopf stellen, um sie mit der Hypothese in Einklang zu bringen."

Ein Kardinalfehler, den Medien bei der Bewertung von Bevölkerungsentwicklungen machen, ist Walthers Ansicht nach, dass sie vom individuellen Altern (mit dem jeder Erfahrungen hat), auf ein "gesellschaftliches Altern" schließen - eine Analogie, durch die sich vermeintliche Erkenntnisse ergeben, "die sonst unerreichbar wären":

Was individuelles Altern bedeutet, kann jeder aus seiner Anschauung ermessen. Gesellschaftliches Altern ist hingegen der Intuition nur schwer zugänglich. Hier muss gerechnet werden. Wer also die Abkürzung über die Analogie gefunden hat, der spart sich viel Zeit und Arbeit. Tiefe Einsichten fliegen ihm zu. Nur sind die meisten von ihnen falsch.

Als Väter dieser falschen Analogieschlüsse sieht Walther deutsche Kulturpessimisten wie Oswald Spengler und Arthur Moeller van den Bruck, die nach dem Ersten Weltkrieg ähnlich klangen wie heute viele Juste-Milieu-Medien, die demographische Veränderung mit "Abstieg, Verfall und schließlich Tod" in Verbindung bringen (vgl. "Optimismus ist Feigheit" und Künder des "Dritten Reichs").

Marktlücken, die sich auftun, wenn es mehr ältere Menschen gibt

Zusätzlich ließe sich anfügen, dass die seit den 1990er Jahren in deutschen Medien vorherrschende Darstellung von Japan als "kranker Mann in Ostasien" eher eine übertriebene Gegenreaktion auf eine vorher dominierende (und ebenfalls übertriebene) Furcht vor ökonomischer Weltdominanz ist: Tatsächlich zählen japanische Unternehmen weiter zu den innovativsten - auch, was das Füllen neuer Marktlücken gilt, die sich auftun, wenn es mehr ältere Menschen gibt: Bei Pflegerobotern ist das Land klar führend - und in 20 Jahren soll der Markt dafür so groß sein wie der für Industrieroboter heute.

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