Keine Fortschritte im deutschen Klimaschutz
- Keine Fortschritte im deutschen Klimaschutz
- Arktis: Der Norden taut auf
- Auf einer Seite lesen
Die Energie- und Klimawochenschau: Von der Ausbreitung der Windkraftnutzung und vom Bibbern in einer sich erwärmenden Welt
Der Global Winde Energgy Coucil hat Zahlen für die weltweite Marktentwicklung vorgelegt. Demnach wurden 2016 weltweit Anlagen mit einer Leistung von 54 Gigawatt (GW) installiert. Zusammen drehen sich damit inzwischen rund um den Globus Anlagen mit einer Leistung von 487 GW. Spitzenreiter sowohl beim Neubau als auch bei der Gesamtzahl installierter Anlagen ist weiter China.
Dort wurden 2016 Windkraftwerke mit einer kombinierten Leistung von 23,33 GW errichtet. Im Vorjahr waren es sogar rund 30 GW gewesen, aber das sei einem Mitnahmeeffekt geschuldet gewesen, so der GWEC. Die Betreiber hatten noch von höheren Einspeisevergütungen profitieren wollen, die abgesenkt werden sollten.
In absoluten Zahlen sind in China inzwischen knapp 170 GW errichtet, wovon aber nach den Erfahrungen der Vorjahre durchaus zehn GW noch nicht ans Netz angeschlossen sein könnten. Bei den GWEC-Zahlen ist es nicht immer ganz klar, ob Anlagen gemeint sind, deren Bau abgeschlossen wurde oder solche, die bereits ans Netz angeschlossen sind. Der Bundesverband Windenergie (BWE) meldet als Zuwachs nur jene Anlagen, die ins Netz einspeisen können.
Wie dem auch sei: Auf Platz zwei sowohl des Neubaus als auch der Gesamtleistung landet die USA. Dort bietet die Windkraft inzwischen eine Spitzenleistung von 82,2 GW auf. 2016 kamen 8,2 Gigawatt neu hinzu. Der größte Teil davon im vierten Quartal, wie die American Wind Energy Association berichtet.
Mehr als 100.000 Arbeitsplätze gebe es in Herstellung, Installation und Wartung der Windkraftanlagen in den USA inzwischen. Laut GWEC sind die Aussichten für die nächste Zukunft ausgesprochen gut. Anlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 18 GW befänden sich im Bau oder im fortgeschrittenen Planungsstadium.
Flaute in den Roaring Forties
Auf Platz drei der Hitliste der Windkraftländer kam im letzten Jahr Deutschland. Hier wurden an Land und auf See Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 5,44 GW errichtet (und rund 0,3 GW abgebaut). Der Bundesverbandwindenergie ist optimistisch, dass der Zubau auch in den nächsten beiden Jahren auf hohem Niveau weitergeht. Für die Errichtung an Land hätten bis zum 31. Dezember Genehmigungen für 2.950 Windkraftanlagen mit einer potentiellen Leistung von insgesamt 8,84 GW vorgelegen.
Zu den Top-Zehn der Windkraftländer gehören weiter, wie unter anderem auch das Fachinformationsportal "Reve" berichtet, Frankreich mit 1,5 GW Neubau und die Türkei mit 1,3 GW. Dort wurde zum ersten Mal mehr als ein GW pro Jahr installiert. Brasilien war mit zwei GW neu installierter Windleistung weltweit die Nummer 5 und war zugleich Spitzenreiter in Lateinamerika.
Das wesentlich kleinere Uruguay (3,43 Millionen Einwohner, lediglich gut zehn Milliarden Kilowattstunden Jahresstromverbrauch) hat immerhin 0,365 GW installiert und dürfte seinen Strombedarf jetzt zu rund zehn Prozent mit Windenergie abdecken. Der Rest kommt ganz überwiegend aus Wasserkraftwerken, die sich gut mit der unstetig anfallenden Windkraft kombinieren lassen. Die Windräder ersetzen zunehmend Öl- und Kohleimporte und verbessern somit die Handelsbilanz des Landes. Mittlerweile gehört es sogar zu den Stromexporteuren.
Beliefert wird unter anderem der südliche Nachbar Argentinien (43,4 Millionen Einwohner, Milliarden Kilowattstunden Jahresstromverbrauch), der zwar über so günstige Windbedingungen wie kaum ein anderes Land verfügt, aber 2016 kein einziges neues Windrad baute. 1,4 GW befinden sich dort in der Planung für die nächsten Jahre, was angesichts der Landesgröße, des Bedarfs und der hervorragenden natürlichen Voraussetzungen eher wenig ist.
Keine Fortschritte bei den Treibhausgasemissionen
Während der Ausbau der Windkraft hierzulande also noch erfreulich gut läuft, verharren die Treibhausgasemissionen weiter auf hohem Niveau. Das Umweltbundesamt vermeldete zwar kürzlich "Treibhausgasemissionen 2015 im zweiten Jahr in Folge leicht gesunken", doch das ist eher beschönigend.
Ein Blick auf die Daten des Amtes (siehe Grafik) zeigt, dass die Emissionen 2015 mit 902 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente lediglich um knapp 0,6 Prozent unter dem Niveau von 2009 lag. Ehrlicher wäre eine Überschrift wie "In den letzten sieben Jahren keine Fortschritte im Klimaschutz" gewesen.
Die aufgeschlüsselten Daten des UBAs (Excel-Tabelle) zeigen, dass auch 2015 etwas mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen - 335 von 902 Millionen Tonnen - aus den Kraftwerken kamen. Trotz des raschen Ausbaus der Erneuerbaren seit Ende des letzten Jahrzehnts hat sich daran wenig geändert. Im Krisenjahr 2009 sanken die Emissionen von zuletzt 368 auf 344 Millionen Tonnen, danach stiegen sie wieder etwas an, um erstmals 2015 den Wert von 2009 leicht zu unterbieten.
Mit anderen Worten: Trotz einem wachsenden Anteil des Grünstroms an der Deckung des deutschen Inlandbedarfs - 2015 lag der Anteil der Erneuerbaren schon bei einem guten Drittel - nehmen die Emissionen bestenfalls in homöopathischen Dosen ab. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen ist Deutschland inzwischen zu einem großen Stromexporteur aufgestiegen. 2009 wurde netto 2,4 Prozent der deutschen Bruttostromproduktion im Ausland verkauft, 2016 waren es nach den Zahlen der Statistiker bereits 8,7 Prozent.
Zum anderen haben in den letzten Jahren Kohlekraftwerke die Gaskraftwerke an die Wand gedrückt. Angesichts der niedrigen Strompreise im Großhandel - nicht zu verwechseln mit den Preisen der privaten Endkunden - sind Gaskraftwerke kaum noch wirtschaftlich zu betreiben.
Je nach Kraftwerkstyp fällt bei der Verbrennung von Kohle, vor allem von Braunkohle, für eine ins Netz eingespeiste Kilowattstunde elektrischer Energie die doppelte Menge oder gar mehr an Treibhausgasemissionen an als wenn der Brennstoff Erdgas wäre. Ein höherer Preis für die Emissionszertifikate könnte den schmutzigeren Kraftwerken ihren Wettbewerbsvorteil nehmen, aber die Bundesregierung hat verzichtet, darauf in den EU-Gremien zu drängen.
Jede Menge Lecks
Über den Pipelinebau in den USA und die Proteste dagegen war in den letzten Tagen ja bereits einiges zu lesen. Aber es sollte vielleicht noch einmal an einen wichtigen Grund erinnert werden, der die Menschen auf die Barrikaden treibt: Die Gefährdung des Trinkwassers durch Pipelinelecks und -brüche.
Die US-Behörde NOAA (National Ocean Atmosphere Administration) hat die Daten der größten Ölaustritte bei Förderung und Transport seit 1969 zusammengetragen. Aus dieser Zusammenstellung stammt auch die obige Grafik.
Auf Wikipedia findet sich außerdem eine Aufstellung, die auch kleinere Ereignisse erwähnt. Das letzte größere Ereignis dieser Art ereignete sich übrigens erst Anfang Dezember. Etwas mehr als 200 Kilometer vom DAPL-Protestcamp traten 176.000 Gallonen (667.040 Liter) Öl aus und flossen in einen Bach.