Kinder und Kinderkosten - einmal ernsthaft betrachtet!

Seite 3: Zweitens: Kosten, die der Staat hat

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In Deutschland beträgt das staatliche Kindergeld im Jahr 2017 192 Euro im Monat, dazu kommen für die wirtschaftlich Schwächeren Sozialhilfeleistungen, das erhalten die Eltern für ein Kind. Der Staat übernimmt den größten Teil der Kosten für die Bildungsinfrastruktur (vom Kindergarten bis zu den Hochschulen), viele Kommunen finanzieren Freizeitmöglichkeiten für Kinder, etwa ein öffentliches Schwimmbad, usw.

Im Ausgleich dafür wird das erwachsene Kind viel an Steuern auf sein Einkommen und zusätzlich Steuern auf seine Konsumausgaben (Einkommenssteuer, Umsatzsteuer, Mineralölsteuer usw.) zahlen - im Schnitt rund 40 Prozent, das wurde bereits erwähnt. Das ließe sich mit kühler und nüchterner Perspektive auch als Geschäftstätigkeit des Staates verstehen: Kosten für Ausbildung und etwas Unterstützung, im Gegenzug dafür Einnahmen aus den diversen Steuern. Ja, so hart, nüchtern und leidenschaftslos kann ein ökonomischer Blick sein.

Das ist nun aber nicht so. Kinder sind mittlerweile ein Verlustgeschäft für den Staat, so ein Nebenergebnis der sogenannten Generationenbilanzen. Diese volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen werden heute meist - interessenspolitisch und mit liberalkonservativer und neoliberaler Perspektive - dazu benützt, um zu zeigen, dass die Staatsausgaben und die angesammelten Staatsverschuldungen zu hoch sind und deshalb die Staaten sparen müssten.

Dies betrifft insbesondere die Diskussion um die Zahlungen der staatlichen Rentenversicherung und das Ergebnis der ökonomischen Mainstream-Gurus ist immer dasselbe: Rentenantrittsalter erhöhen, Rentenzahlungen kürzen, kapitalgedeckte Rentensysteme (damit die Versicherungskonzerne mehr Geschäft machen). Tatsächlich haben die Öffentlichen Haushalte seit Jahrzehnten - die Renten sind dabei allerdings gar nicht das große Problem - sagenhafte Defizite eingefahren und alle Politik, die sich irgendwie für linksinspiriert hält, möchte das jedenfalls gern weiter tun, es ist ja nicht die eigene Brieftasche, um das etwas sarkastisch zu sagen.

Stellschrauben

Im Wesentlichen zeigen diese Generationenbilanzen, wie viel die einzelnen Bevölkerungsjahrgänge eines Landes zur Finanzierung oder zum Schuldenmachen des Staates beitragen, wenn man nicht an den Stellschrauben der Staatsfinanzierung dreht.

Es liegt auf der Hand, Kinder und Jugendliche, ebenso wie Rentner, kosten dem Staat Geld, dazwischen, also in den Jahrzehnten der (versteuerten!) Erwerbsarbeit, bringen die Menschen dem Staat Geld. Man könnte nun als Staat, genauer als politische Elite, bei den Militärausgaben zurückhaltend sein oder die Mineralölsteuer erhöhen, oder einerseits die Ausbildung, das Gesundheits- und/oder das Rentensystem kommerzialisieren, was viel Geld sparte und die gutverdienende Elite wenig träfe, andererseits ließen sich die Steuern auf höhere Einkommen hochfahren, was die Eliten einvernehmlich nicht so gern wollen, da sie das dann doch belasten würde.

Nun, wenn man alles so lässt, wie es heute ist, dann erhält "ein neugeborener durchschnittlicher Bürger im Barwert [und in der ökonomisch recht gut dastehenden Schweiz] 102.000 Franken mehr an Transferzahlungen, als er über sein Leben Steuern zahlen wird". Damit ist dieser Bürger also ein ordentlicher Verlustbringer für den Staat. Aber keine Sorge, das wird über kurz oder lang zweifellos zu Konsequenzen führen, zu einer Mäßigung beim Kinderkriegen wird man jedenfalls nicht aufrufen.

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