Klimaerwärmung in Zukunft schneller als bislang angenommen

Der dritte Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) der UN sieht die von Menschen verursachte Erwärmung bestätigt

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Das von der UN eingerichtete Intergovernmental Panel on Climate Change (IPPC) geht in seinem dritten Bericht davon aus, dass die Klimaerwärmung eine unbezweifelbare Tatsache sei - und dass sie schneller als zuvor angenommen zunehmen werde.

In diesem Jahrhundert würden die Temperaturen noch bis 6 Grad Celsius zunehmen können, was bedeuten würde, dass die Meere um bis zu einen Meter steigen. Während man bislang davon ausging, dass bis 2100 die Erwärmung zwischen 1 bis 3,5 Grad zunimmt, geht man jetzt davon aus, dass es zwischen 1,4 5,6 GRad sein werden.

Das trifft die Entwicklungsländer am härtesten. Folge der Erwärmung werden Wasserknappheit, Dürre, Beeinträchtigungen der Landwirtschaft und Ausbreitung von Seuchen sein. Robert Watson, der Vorsitzende des Panels: "Die 90er Jahre waren das heißeste Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts und die Erwärmung in diesem Jahrhundert war größer als alles andere in den letzten 1000 Jahren in der nördlichen Hemisphäre." Seit 1950, als die ersten zuverlässigen Daten über Wetterballons kamen, habe die globale Erwärmung in der Atmosphäre bis zur Höhe von 8 Kilometern 0,1 Grad Celsius für jedes Jahrzehnt betragen. Die Zeit, in der Schnee den Boden bedeckt und Flüsse oder Seen vereist sind, ist seit den 60er Jahren bis zu zwei Wochen zurückgegangen. Die Gletscher schmelzen, das arktische Eis ist dünner, dafür sind der Frühling und der Sommer in der nördlichen Hemisphäre länger geworden, während in den letzten 100 Jahren der Meeresspiegel zwischen 0,1 und 0,2 Meter gestiegen ist.

"Wir stellen Klimaveränderungen fest", so Watson, "wir glauben, dass wir Menschen daran beteiligt sind und wir sagen voraus, dass künftige Klimaveränderungen in den nächsten 100 Jahren sehr viel deutlicher sein werden als die der letzten 100 Jahre." Die beobachteten Klimaveränderungen seien, so der Bericht, ausführlich durch eine Vielzahl von Techniken dokumentiert: "Viele der Trends stehen jetzt mit hoher Zuverlässigkeit fest, andere sind weit unsicherer." Allerdings geben es noch viele offene Fragen. Ganz entscheidend sei, dass nicht weitere Beobachtungsnetze abgebaut werden, mehr langfristige Klimabeobachtungen durchgeführt werden und mehr Daten aus der Klimageschichte zur Verfügung stehen.

Dass Menschen die Verursacher der Klimaerwärmung sind, leitet der Bericht aus einigen Beobachtungen ab. So sei seit 1750 der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre um 31 Prozent gewachsen. Eine solche Zunahme sei zumindest für die letzten 20000 Jahre auszuschließen, während die gegenwärtige Konzentration seit den letzten 420000 und wahrscheinlich seit den letzten 20 Millionen Jahren nicht überschritten worden sei. Drei Viertel des Kohlendioxidausstoßes der letzten 20 Jahre gehe auf das Verbrennen fossiler Brennstoffe zurück, der Rest auf die Landnutzung, insbesondere die Abholzung. In den 90er Jahren habe die Zunahme des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre zwischen 0,2 und 0,9 Prozent jährlich betragen. Die Hälfte der von Menschen stammenden Kohlendioxidabgaben werde von den Meeren und dem Land absorbiert. Auch bei den anderen wichtigen langlebigen Treibhausgasen sind ähnliche Beobachtungen festzustellen. Der Methananteil in der Atmosphäre hat seit 1750 um 150 Prozent zugenommen, der Anteil von Distickstoffoxid (Lachgas) um 17 Prozent oder von Ozon um 36 Prozent.

Obgleich bei den umstrittenen Klimamodelle, mit denen Trends durch Simulation vorausgesagt werden, nicht alle Aspekte berücksichtigen können, sei deren Zuverlässigkeit in letzter Zeit jedoch größer geworden. Man verstehe mittlerweile viele der am Klima beteiligten Prozesse besser, könne mit den Modellen ziemlich genaue Simulationen des gegenwärtigen Klimas erzeugen und habe bei den Simulationen, die die natürlichen und von Menschen gemachten Veränderungen berücksichtigen, die beobachteten Veränderungen der Oberflächentemperatur im 20. Jahrhundert nachvollzogen. Gleichwohl müsse weiterhin an der Verbesserung der Klimamodelle gearbeitet werden (Hartmut Graßl: Wie zuverlässig sind Klimamodelle?).

Während der Bericht des IPPC von 1995 in dem Satz gipfelten, dass alle Befunde zusammen auf einen menschlichen Einfluss auf das globale Klima hindeuten ("The balance of evidence suggests a discernible human influence on global climate" ), geht man in diesem Bericht noch ein wenig weiter: "Es ist wahrscheinlich, dass die zunehmenden Konzentrationen der von Menschen stammenden Treibhausgase einen erheblichen Anteil an der seit den letzten 50 Jahren beobachteten Erwärmung haben."

Nachdem Ende des letzen Jahres die Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz wegen der Uneinigkeit zwischen den USA und Europa gescheitert sind, dürfte es mit dem neuen Präsidenten Bush noch unwahrscheinlicher werden, dass in nächster Zeit ein Abkommen zur Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen zustande kommen wird.