Klimaschutz: Sündenbock gefunden

Seite 3: Weniger Kraftwerke

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Und zu guter Letzt die - halbwegs - gute Nachricht der Woche. Der Bau neuer Kohlekraftwerke ging 2018 weltweit im dritten Jahr in Folge zurück, hat eine letzte Woche veröffentlichte Studie von Greenpeace ergeben.

Demnach wurden 2018 ein Drittel weniger Kohlekraftwerke als noch ein Jahr zuvor in Betrieb genommen. Die Zahl der Baustarts für neue Anlagen ging sogar um 39 Prozent zurück. Auch die Zahl der Planungsverfahren und Genehmigungsprozesse ist rückläufig.

Das wirtschaftliche und politische Umfeld habe sich inzwischen erheblich verändert. 31 Länder, darunter Kanada, Großbritannien, Frankreich oder Italien, haben einen Kohleausstieg beschlossen. Viele Großbanken und Fonds haben erklärtermaßen ihre Investitionen in Kohleprojekte eingeschränkt.

31 Gigawatt (GW), das ist etwas mehr als die deutschen Braunkohlekapazitäten, seien 2018 abgeschaltet worden, berichten die Autoren. Davon wurden interessanter Weise 18 GW oder 45 Kraftwerksblöcke in den USA stillgelegt, obwohl sich die dortige Regierung sehr bemüht, Umweltauflagen abzuschaffen und der Kohleindustrie das Leben in jeder Hinsicht leicht zu machen.

In China und Indien sanken der Studie zur Folge Neuzulassungen auf ein historisches Tief. Beide Länder seien in den letzten zehn Jahren maßgeblich für die steigende Zahl neuer Kohlemeiler verantwortlich gewesen. Chinas staatseigene Finanzunternehmen blieben jedoch die entscheidenden Finanziers für immerhin ein Viertel der weltweit in Entwicklung befindlichen Kohleinfrastruktur. Das betrifft vor allem auch Projekte in anderen Ländern.

Auf das Konto der Kohlekraftwerke gingen 2018 über zehn Milliarden Tonnen CO2, das heißt mehr als ein Viertel der globalen Treibhausgas-Emissionen.

Die Wissenschaft ist eindeutig: Wir müssen so schnell wie möglich raus aus der Kohle, wenn wir eine Chance haben wollen, die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern. (…) Statt den Kohleausstieg in Deutschland möglichst lange hinauszuzögern, muss die Bundesregierung ihn soweit beschleunigen, dass die Pariser Klimaziele eingehalten werden.

Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl

Schon die CO2-Emissionen der bestehenden Kohlekraftwerke würden ausreichen, um die Erderwärmung auf deutlich über 1,5 Grad zu erhöhen. "Nur der rasche Einstieg in den deutschen Kohleausstieg kann einen Beitrag dazu leisten, die Klimakrise aufzuhalten", so Schinerl.

Die Bundesregierung müsse daher noch vor der Sommerpause ihr Klimaschutz- und Kohleausstiegsgesetz vorlegen. Auch müsse bis dahin Nordrhein-Westfalen die Abschaltung der ersten drei GW Braunkohle beschließen.