Klimaschutz: Sündenbock gefunden
Seite 2: China: Schlimm, aber nicht ganz so schlimm
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Wir hatten ja bereits berichtet, dass die globalen CO2-Emissionen auch 2018 wieder gestiegen sind. Genau betrachtet, geht es um die mit dem Energieverbrauch zusammenhängenden Emissionen. Im deutlich geringeren Umfang wird CO2 auch durch Entwaldung und durch einige Industrieprozesse, namentlich die Zementproduktion, freigesetzt.
Zum Anstieg trug unter anderem China bei, aber weniger als erwartet, wie Jan Ivar Korsbakken, Robbie Andrew und Glen Peters schreiben, die sich am norwegischen Center for International Climate Research (CICERO) mit der Erfassung der Treibhausgasemissionen in aller Welt befassen.
Demnach wuchsen die chinesischen Emissionen im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent statt um 4,7 Prozent, wie noch im Herbst erwartet.
Das ergebe sich aus den jüngsten Angaben des Chinesischen Büro für Statistik. Allerdings sind die Angaben relativ unsicher. Die Autoren sehen mit den neuen Daten den Fehlerbereich zwischen -0,4 und +6,7 Prozent. Das heißt, dass bestenfalls die Emissionen leicht zurückgegangen sind, aber auch um bis zu 6,7 Prozent gewachsen sein könnten.
Wichtigste CO2-Quelle ist in China die Kohle, auf deren Konto über 70 Prozent der Energie bedingten Emissionen geht, schreiben die Autoren. Etwa die Hälfte der Kohle würde in Kraftwerken verbraucht. Der Rest wird in der Industrie und zum Heizen benötigt. Was Letzteres angeht, gibt es allerdings seit etwa zwei Jahren eine massive Kampagne, Kohle durch Erdgas zu ersetzen.
Die Autoren halten vor allem die Wachstumsprogramme, mit denen die chinesische Regierung der Wirtschaft seit 2015 Beine machte, für den Wiederanstieg der Treibhausgasemissionen im Land der Mitte verantwortlich. Durch günstige Kredite sei vor allem die Schwerindustrie und die Bauwirtschaft expandiert.
Vermutlich sei daher auch eine in den letzten Monaten einsetzende Abkühlung dafür verantwortlich, dass die Emissionen weniger stark anstiegen als erwartet. Für 2019 sei daher die entscheidende Frage für die Emissionen, ob die Regierung - trotz inzwischen problematisch hoher Verschuldungsraten des Fiskus wie auch der Unternehmen - erneut zum Mittel des billigen Geldes greift, um die lahmende Ökonomie anzukurbeln.
Und wenn, dann wird die Frage wohl auch sein, ob das Geld wieder mit der Gießkanne verteilt wird, oder ob vielleicht die besonders emissionsintensiven Branchen ausgeklammert werden.