Klitschko-Villa und "Monaco-Batallion": Sind im Ukraine-Krieg wirklich alle gleich?

Seite 2: Die Wohlhabenden zieht es nach Frankreich

Das trifft vor allem auf das sogenannte "Monaco-Battalion" zu, auch wenn es nur die Spitze des Eisbergs ist. Dabei handelt es sich um Dutzende von wohlhabenden ukrainischen Familien, die nach Kriegsausbruch in Villen in Südfrankreich, in die Region zwischen Nizza und dem Fürstentum Monaco, geflohen sind.

Darunter reiche Ukrainer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren, die sich dem Kriegsdienst entziehen und nun dort leben. Einige wenige gingen auch in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Bahrain, Österreich oder Italien, wie die französische Tageszeitung Le Monde berichtet.

Sie leben in prachtvollen Anwesen, fahren Luxusautos, ziehen sich ansonsten aus dem öffentlichen Leben aber zurück, um nicht aufzufallen. Die allermeisten von ihnen sind vor Ort nicht offiziell gemeldet.

An der Küste joggen, während an der Front gestorben wird

Die geheime Flucht der ukrainischen Oligarchen an die französische Riviera hat bereits Schlagzeilen gemacht. Im Sommer 2022 reiste Mykhailo Tkach, ein investigativer Journalist der Tageszeitung Ukrainska Pravda, nach Südfrankreich. Er filmte mehr als ein Dutzend Anwesen, Fahrzeuge und ukrainische Persönlichkeiten mit einer Drohne.

Tkach veröffentlichte im Internet Videos, die unter anderem einen Parlamentsabgeordneten mit dem ehemaligen Direktor für Wirtschaftsschutz der ukrainischen Nationalpolizei beim Joggen zeigen. Er war es auch, der den Begriff "Monaco Battalion" prägte.

"Bedenken Sie, dass wir nur ein paar Stunden gebraucht haben, um all diese Personen zu finden", sagte Tkach in einem 30-minütigen Video, das im August 2022 auf der Website der Ukrainska Pravda veröffentlicht wurde. "Das gibt uns eine Vorstellung von der Größe der Diaspora ukrainischer Milliardäre und Millionäre an der Küste."

Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft der Ukraine können sich dabei auf ein gut arbeitendes Netzwerk stützen, um den Einberufungsbefehlen der ukrainischen Armee zu entgehen und sich ein sehr komfortables Leben zu sichern.

"Geh nach Hause, Deserteur"

Vermittler vor Ort mieten für sie Autos und Villen. Die Profiteure sind u.a. der ukrainische Agraroligarch Andrej Verevskyi und seine Familie, einschließlich seines Sohns, der ehemalige Parlamentarier Yevhen Deidei (von seiner Frau im März 2022 für tot erklärt, aber tatsächlich lebend) oder Oleksandr Tretiakov, die rechte Hand des ehemaligen Ukraine-Präsidenten Wiktor Juschtschenko.

Das kommt in der Ukraine nicht gut an. "Es wird Zeit brauchen, aber wir werden Gerechtigkeit bekommen", sagte der Abgeordnete Jaroslaw Jurtschyn laut Le Monde. "Die ukrainische Gesellschaft will, dass alle Mitglieder des Monaco-Bataillons bestraft werden."

Doch bisher ist nichts geschehen. Die Ukraine habe noch keine Ermittler nach Frankreich geschickt, so Le Monde mit Verweis auf französische und ukrainische Offizielle. Währenddessen berichtet das lokale Blatt Nice-Matin, dass Autos mit ukrainischen Kennzeichen beschädigt worden seien.

Auf einer Motorhaube habe die Aufschrift "Geh nach Hause, Deserteur" gestanden, so Nice-Matin, "wie eine beunruhigende Warnung angesichts dieses Krieges, dass nicht alle Ukrainer unter den gleichen Bedingungen leben".