"Klumpenrisiko" China: Gewagtes Spiel mit dem Drachen

Seite 2: Genehmigungspflicht für Investitionen in China?

In der Asienkrise Ende der 1990er-Jahre kamen die Länder Südostasiens unter Druck, weil die internationalen Investoren Knall auf Fall massiv Gelder abzogen.

Dies soll in China nicht passieren und daher ist der Mittelabzug aus China nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Politik möglich, was die Deutsche Bank schon schmerzlich erfahren musste, die ihre Beteiligung an einem chinesischen Institut zwar auflösen konnte, jedoch damals nicht sofort an die Summe kam.

Vor diesem Hintergrund überlegt man in Berlin derzeit, dass man nicht nur die Garantien für Investitionen in China streicht, sondern auch eine Genehmigungspflicht für alle Investitionen in China, mit dem Recht diese zu untersagen.

Die grünen Ministerien sehen wohl keine andere Möglichkeit, die deutsche Industrie von ihrer bis heute zunehmenden Begeisterung vom chinesischen Markt und den dortigen Erfolgen wegzubringen.

Mit den jetzt angestrebten Maßnahmen will man vergleichbaren Instrumenten der USA folgen, wo man die Industrie ebenfalls drängt, Abstand zu nehmen von den Lohnfertigern in China und auf andere asiatische Länder wie Indien oder Vietnam auszuweichen.

Die deutschen Firmen in China haben vor dem Hintergrund der politischen Forderungen nach Aufgabe der Lieferverflechtungen mit China inzwischen vielfach Maßnahmen ergriffen, die dazu dienen, dass die chinesischen Töchter unabhängig von Zulieferungen aus dem Westen werden.

Szenario Taiwan-Konflikt und Sanktionen

Die Bundesregierung beschäftigt sich inzwischen intensiv mit dem Szenario eines militärischen Taiwan-Konflikts, der wie im Falle Russlands zu scharfen Sanktionen führen könnte, die dann wiederum viele deutsche Konzerne treffen würden.

Und dabei geht es nicht nur um die Energielieferketten, sondern um praktisch alle Lieferketten von technischen Gütern und um das Risiko, dass die deutschen Firmen dann keinen Zugriff auf ihre Fertigungsschritte in China haben könnten, die dortigen Werke aber am Weltmarkt als Konkurrenten auftreten könnten, eine Entwicklung wie sie Deutschland schon in der Zeit nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren musste.

Zur damaligen Zeit war Deutschland jedoch deutlich innovationsgetriebener als heute. Ein Abstieg der deutschen Industrie bei einem Verzicht auf den chinesischen Markt mit seiner noch immer deutlich wachsenden Zahl neuer Kunden wird inzwischen als sicher angesehen.

Das Potential von 1,4 Milliarden Menschen, die alle zwar nicht über die gleiche Sprache jedoch über die gleiche Schrift erreicht werden können, bietet deutlich bessere Aussichten als die 450 Millionen EU-Bürger mit unterschiedlichen Sprachen oder die 330 Millionen US-Bürger in politisch unsicheren Zeiten.

Auch asiatische Märkte wie Indien mit 1,4 Milliarden oder die ASEAN-Staaten mit 670 Millionen Einwohnern bieten mitnichten soviel Potential wie Mainland China. Die deutsche Politik hat offensichtlich die Absicht, den chinesischen Markt in Gänze anderen zu überlassen.