Kobane: Die Fronten geraten durcheinander

Offenbar sind dem IS in Kobane auch deutsche Waffen mit der Waffenlieferung von US-Militärmaschinen in die Hände gefallen. Hier eine in Deutschland hergestellte DM41-Handgranate.

Das syrische Regime will auch Kobane militärisch geholfen haben, Peschmerga werden nach Kobane geschickt, Erdogan kritisiert Waffenabwürfe

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Das Assad-Regime will sich schnell an die Solidaritätsbewegung mit den Kurden in Kobane anhängen. Angeblich hätten syrische Truppen und syrische Flugzeuge den YPG-Kämpfern in der vom IS umstellten Stadt militärische Hilfe zukommen lassen. Der Informationsminister Omran al-Zohbi sprach von "militärischer und logistischer Hilfe" sowie von Munition und Waffen.

Bislang setzten die USA mit ihrer Koalition darauf, dass die Luftangriffe auf IS-Stellungen von der syrischen Regierung geduldet werden, aber dass es zu keiner Kooperation mit dem Regime kommt, Die Haltung wird von der türkischen Regierung wiederum gegeißelt, die fordert, dass sowohl der IS und die YPG als auch das Assad-Regime bekämpft werden müssen. Assad, der sich schon immer als Partner im Krieg gegen den Terror zu positionieren suchte, spielt wohl mit der Möglichkeit, die türkische Regierung an den Rand zu drängen und sich bei den USA nun doch rehabilitieren zu können.

Zohbi sprach davon, dass man auch weiter den Kurden militärische Hilfe geben werde: Vom Beginn des Kampfes an habe der syrische Staat nicht gezögert, seine militärische, politische und humanitäre Rolle gegenüber allen Teilen Syriens "vom kleinsten Dorf bis zur größten Stadt" zu übernehmen. Gleichzeitig betonte er, dass "für Niemandem ein Zentimeter des syrischen Territoriums abgeschnitten werde, weder für Terrororganisationen oder -gruppen, noch für Staaten oder internationale Organisationen". Kobane sei eine syrische Stadt und "kein Teil der Türkei", sagte er im Hinblick auf die von der Türkei geforderten Schutzzonen. Im Übrigen seien alle Terrororganisationen verbunden seien, weswegen man nicht nur so tun könne, als seien IS, al-Nusra und andere "getrennt", das sei "nicht überzeugend, nicht verständlich und unrealistisch".

Für die YPG wäre es fatal, wenn die Meldung stimmen würde, dass die Kurden militärische Hilfe vom Assad-Regime angenommen haben. Vorgeworfen wurde der YPG schon früher, sich nicht in den Kampf gegen Assad eingereiht, sondern eine gegenseitige Duldung etabliert zu haben.

Inzwischen scheint es zu einer Einigung zwischen der YPG und der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak geeinigt, 200 Peschmerga-Kämpfer nach Kobane zu schicken. Das scheint eine Entscheidung zu sein, die beiden Parteien das Gesicht wahren lässt. Die YPG wollte keine Pschmerga-Kämpfer, da der kurdische Präsident Barsani von der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) eng liiert mit der türkischen Regierung ist. Sie hätten genügend Kämpfer, aber sie bräuchten mehr und schwere Waffen (Kobane will Waffen, keine Peschmerga-Kämpfer).

Barsani hingegen kommt dem Wunsch der Türkei nach und kann die Bereitschaft demonstrieren, den syrischen Kurden in Kobane Hilfe zukommen zu lassen. Es heißt, die Peschmerga würden mit schweren Waffen kommen. Aber sie würden nicht unter einem gemeinsamen Kommando mit der YPG stehen und diesen auch keine schweren Waffen überlassen. Das dürfte vor allem ein Anliegen der türkischen Regierung sein.

Der türkische Präsident Erdogan zeigt sich indes schadenfroh, nachdem offenbar von US-Transportmaschinen über Kobane abgeworfene Behälter mit Waffen auch in die Hände von IS fielen. Es habe sich gezeigt, dass dies falsch ist: "Es wird nun klar, für wen die Hilfe gedacht war und warum", sagte er, ohne genauer zu werden. Hilfe könne man nur den Peschmerga und der Freien Syrischen Armee gewähren.

Die syrischen Truppen haben in den letzten Tagen verstärkt Luftangriffe auf Stellungen von Islamisten und Oppositionsgruppen geflogen und nutzen damit die US-Intervention gegen den IS aus, um die bewaffnete Opposition zu schwächen und die Kontrolle auszubauen. Angeblich seien auch zwei der vom IS erbeuteten Kampfflugzeuge zerstört worden. Der IS soll diese getestet haben, geflogen worden seien sie von ehemaligen Piloten der Hussein-Streitkräfte.