Kommt die globale Grippe-Pandemie?

Noch weiß man nicht, wie gefährlich die Schweinegrippe ist, eine Wiederholung der Pandemie von 1918 ist jedenfalls eher unwahrscheinlich

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Experten haben schon lange Zeit gewarnt, dass es irgendwann zu einer gefährlichen Grippeepidemie kommen muss. Es sei nicht die Frage ob, sondern lediglich, wann dies passieren werde. Bislang wurde befürchtet, dass der A (H1N1)-Virus der Vogelgrippe mutieren und auf den Menschen überspringen könnte. Nun könnte der Erreger der Influenza A (H1N1)-Virus der Schweinegrippe sich verändert, Eigenschaften der Vogelkgrippe- und des Menschengrippeerregers übernommen haben. Zumindest geht man bislang davon aus, dass der Ursprung der Epidemie, die in Mexiko ausgebrochen ist und sich mittlerweile auch in den USA verbreitet, aus dem Schweinegrippevirus entstanden ist.

Als Ursprungsherd wird Mexiko City angenommen. Die Megacity mit mehr als 29 Millionen Einwohnern und vielen Slums wäre tatsächlich ein guter Ort für die Ausbreitung einer Pandemie. Von der Stadtverwaltung wurden strenge Maßnahmen ergriffen und Schulen, Universitäten, Museen, Theater und Sportveranstaltungen geschlossen. Es wird geraten, sich nicht die Hand zu geben und sich nicht zu küssen, und es sollen Atemmasken getragen werden. Die Regierung hatte zwar eine Massenimpfung begonnen, aber wieder eingestellt, nachdem klar wurde, dass die verfügbaren Impfstoffe nichts nutzen. Wer kann, soll aus der Stadt ausreisen, womit der Virus weiter verbreitet werden könnte. Der mexikanische Präsident hat Maßnahmen erlassen, um die Epidemie zu bekämpfen, darunter die Isolierung von Infizierten und die Überprüfung von Reisenden und deren Gepäck.

Notlazarett in Kansas (1918)

Wie gefährlich der neue Erreger ist, wurde noch nicht geklärt. Er hat jedenfalls bereits eine wichtige Stufe übersprungen und verbreitet sich nicht nur durch direkten Kontakt mit Tieren, sondern auch von Mensch zu Mensch. Dutzende sind bereits gestorben, Hunderte infiziert. Die WHO warnt jedenfalls vor einer möglichen gefährlichen und globalen Epidemie, weil der Influenza-Virus vor allem junge und gesunde Erwachsene befallen habe. Normalerweise würden sonst vor allem Kinder und alte Menschen Opfer. Man sei wegen der geografischen Ausbreitung und der ungewöhnlichen Altersgruppen (25-45 Jahre), die bislang davon betroffen sind, "höchst besorgt". Bei Menschen und Schweinen habe man bislang den Influenza A (H1N1)-Virus nicht gefunden.

Riskant ist, dass die Menschen, die keine Kontakte mit Schweinen haben, gegen den Schweinegrippevirus keine Resistenz ausgebildet haben. Wenn dieser, wie jetzt, sich auch von Mensch zu Mensch ausbreiten kann, dann gibt es die Gefahr einer globalen Pandemie. Ein Impfmittel gegen den Virus gibt es gegenwärtig nicht, aber für einen gewissen Schutz stehen antivirale Medikamente (die Neuraminidasehemmer Oseltamivir oder Zanamivir) zur Verfügung, die nach den CDC wirksam seien. Schweine sind gute Wirte für Grippeviren, da sie von unterschiedlichen infiziert werden können, auch von Menschengrippeviren. Daher können sich in Schweinen neue Erreger entwickeln, die Eigenschaften von unterschiedlichen tierischen und menschlichen Influenza-Viren kombinieren. Das Friedrich-Loeffler-Institut bezeichnet demgemäß das Schwein als "Mischgefäß". Vom Verzehr von Schweinefleisch soll man sich allerdings nicht anstecken können.

Die Weltgesundheitsorganisation spricht bei den aktuellen Erkrankungen von einer neuen Variante des Subtyps H1N1. Mit H und N werden die beiden Eiweiße der Virushülle Hämagglutinin und Neuraminidase abgekürzt. Es gibt 16 Hämagglutinin- und 9 Neuraminidase-Subtypen in verschiedenen Kombinationen. Sämtliche Hämagglutinin- und Neuraminidase-Subtypen kommen bei Wasservögeln vor, die das Reservoir für Influenzaviren darstellen. In der menschlichen Bevölkerung tritt die Influenza saisonal auf und wurdein den letzten Jahrzehnten von Influenza A-Viren der Subtypen H1N1 und H3N2 sowie von Typ B-Viren hervorgerufen.

Robert-Koch-Institut

Das Robert-Koch-Institut erklärt zwar, man könne noch nicht sagen, ob auch Deutschland von der Schweinegrippe betroffen sein werde, es könnten aber 2einzelne Influenzafälle durch Reisende eingeschleppt werden". In Mexiko sind die ersten Infektionen bereits im März aufgetreten, so dass der Virus mittlerweile längst weitergereist sein könnte.

Die Symptome der Schweine-Influenza sind ähnlich den Symptomen der saisonalen humanen Influenza: Fieber, Müdigkeit, Appetitlosigkeit sowie Husten. Einige Menschen, die mit Schweineinfluenza-Viren infiziert waren, berichteten über Schnupfen, Halsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Robert-Koch-Institut

Niemand weiß, wie gefährlich der mutierte Virus wirklich werden könnte. Die Ängste sind gleichwohl groß, zumal gerne Hinweise auf die Grippe-Pandemie von 1918, auf die "Spanische Grippe", gegeben werden, an der weltweit 50 Millionen Menschen, vielleicht auch sehr viel mehr gestorben sein könnten (Angst vor der Grippe-Epidemie). Auch hier war der Influenza-Virus A (H1N1) am Werk. Allerdings weisen neuere Untersuchungen darauf hin, dass eine ähnliche Pandemie heutzutage vermutlich nicht mehr so tödlich sein würde, auch wenn in Deutschland großes Chaos eintreten könnte (Wenn die Vogelgrippe kommt …), man sich allerdings bereits darauf vorbereitet hat (Wir üben Grippe).

Der Influenza-Virus war auch 1918 in aller Regel nicht die Todesursache, er hat den Körper der Infizierten nur so weit geschwächt, dass weitere Bakterien einfallen konnten und Lungenentzündung verursacht haben. An dieser sind die meisten Menschen gestorben. Wenn die Menschen aber vor allem durch eine zusätzliche bakterielle Infektion bedroht werden, dann ließe sich diese heute wirksam mit Antibiotika bekämpfen, wenn das Gesundheitssystem darauf eingestellt ist und die Menschen auch mit Antibiotika versorgt werden können (Wie tödlich wäre eine Grippe-Pandemie wie die von 1918?). Panik wäre also nicht angesagt.