Kommunikation oder Arbeit...?

Seite 2: Mikrosphären

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Blenden wir um auf das individuelle Subjekt. Seine persönliche Identität kommt im wesentlichen aus drei Bereichen: Berufsarbeit, Konsum- und Freizeitmöglichkeiten und der mikrosoziale Lebensbereich von partnerschaftlichen und familiären Beziehungen. Die drei Bereiche sind recht intensiv miteinander verbunden. Sehr vereinfacht ausgedrückt: Arbeitslosigkeit führt meist zu Konsumdefiziten, diese zwar nicht zwangsläufig, aber dennoch auch nicht selten, zu Partnerkrisen, usw. Probleme lassen sich zwar individuell meist in den Griff bekommen, vorausgesetzt es ist genug "Stabilität" rundum da, bei einem gemächlichen gesellschaftlichen Tempo der Entwicklung also. Das gibt es aber nun nicht mehr, in allen drei Bereichen sind dynamische Entwicklungen im Gang, die heteronom sind und gewissermaßen ein Bündel an Risiken bereitstellen.

Auf Risiken reagieren Menschen typischerweise - und das ist ja auch verständlich - mit einem conservative shift. Von hier her darf also die gesellschaftliche Stimmungslage gegen Ausländer, der Einbruch bei postmateriellen Wertelagen und die zunehmende Sympathie für überwachungsstaatliche Erscheinungen (bspw. Lauschangriff, Zensur des Internet) wohl nicht wundern.

Trotz des hohen Subsistenzanteils, also der wirtschaftlichen Eigenleistungen der Haushalte in den westlichen Gesellschaften - rund 4 Stunden Hausarbeit, unter 4 Stunden Berufsarbeit am durchschnittlichen Tag und pro Person in Österreich und ähnlich in Deutschland - hängt die menschliche Existenz vollständig am Einkommen. Für die großen Mehrheiten, sieht man von Millionenerben ab, die wahrscheinlich gut, und den Fürsorgeempfängern, die mehr schlecht als recht vom einem zufallenden Einkommen existieren können, rührt dieses Einkommen aus Erwerbsarbeit. Und daher liegt der Schlüssel für einen wirkungsvollen Beitrag zu individueller Stabilität, zur "Temporeduktion" und Riskenverringerung wohl bei der Erwerbsarbeit bzw. beim individuellen Einkommen.