Kommunikation oder Arbeit...?

Seite 5: Erwerbsarbeit und Mehrkonsum

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Es spricht auch nichts dagegen, daß individuelle Personen sich ihre Erwerbsarbeit mithilfe von neuen Techniken bequemer oder effizienter machen. Ganz im Gegenteil, - aber solche Teilchen sollten nicht für das Ganze, der eigene Suppenteller sollte nicht für das Universum genommen werden. Und, übersehen werden darf auch nicht, daß durch die Investitionsbedarfe in die Neuen Kommunikationstechnologien im Konsumbereich der Menschen, der Druck auf die Einkommensbedarfe dieser Technikverwender zunimmt.

Drehen wir das ein bißchen anders herum, auch von der Perspektive her ein bißchen mehr ins politisch-ökonomische Feld: im Bereich der angewandten Wissenschaften bspw. wird viel an Arbeit über Projekte, Werkverträge und befristete Arbeitsverhältnisse (welcher Art nun auch immer) abgewickelt. Dies läßt vermuten, daß dieser Erosionsprozeß an warenförmig zukaufbarer Arbeitsleistung sich noch fortsetzen wird. Keine Frage: für Toplevel Jobs wird es immer recht gesicherte Verhältnisse geben, einschließlich der manchmal sagenhaft anmutenden weiteren Benefits. Im Vergleich zu heute wird das Feld der "projektorientierten" Arbeitsverhältnisse zweifellos weiter zunehmen. Wie aber nun reagiert man hierauf, hat man eine gewisse gesellschaftliche Ethik, die alte "Humanitas" noch im Blickfeld, oder (politikpragmatisch näher an ihr gesprochen), wie agiert man hier als marktwirtschaftsorientierter Politiker im Anspruchsfeld dieser alten Idee?

Ein Treibenlassen der Entwicklungen, ebenso wie ein dabei vor allem nur "marktwirtschaftsorientiertes", oder mit ökonomischen Metaphern hantierendes Argumentieren (auch des eigenen politischen Nichthandelns) scheint da keine langfristig sichere Lösung zu sein. Marktwirtschaft benötigt Spielregeln, wie jedes andere ungefährlichere Spiel, das wußte schon Adam Smith. Wenn es zu großen Beeinträchtigungen kommt, merkt das auch das Publikum, und votiert mit conservative shift: Spielregeln, Ordnung, staatliche Ordnung, Präfaschismus...

Solche Entwicklungen lassen sich aufhalten bzw. einbremsen, keine Frage: etwa mithilfe des weit verbreiteten, sedierenden Fernsehkonsums. Sozusagen: "Zuschauen" statt "Tätigwerden". Mit Konsum und seinen Versprechen läßt sich überhaupt viel machen, ist er doch eines der wesentlichen "hardcore"-Kommunikationsmittel , die jedermann nach Maßgabe ihrer subjektiven finanziellen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Aber das sind wohl nur die kurzfristigen Lösungen. Setzt man auf menschenwürdige Entwicklungen statt auf einen möglichen, neuen Faschismus - auf den eine "hardcore"- Konsumkultur zweifellos dann hinsteuert, wenn die Distributionsgerechtigkeit abnimmt -, geht es also um mehr als Marktgesellschafts-Politik, dann bedarf es schon größerer Anstrengungen. Dann müssen offensichtlich strukturelle Veränderungen geschaffen werden. Dazu kommt, daß der Zuwachs an Kommunikationstechnologien bei den Verbrauchern auch zusätzlichen Konsumdruck erzeugt; darüber hinaus ist damit zu rechnen, daß es bei manchen der heute vergleichsweise preiswerten Konsumformen (etwa Fernsehen) zu höheren Preisen kommen wird (Stichwort: Digitales Fernsehen).