Kommunikation oder Arbeit...?

Seite 4: Erwerbsarbeit heute - im Kleinen

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Wohl aber bei dem der Arbeit sucht, oder dessen Arbeit verselbständigt wurde. Aber das ist schon eine andere Seite der Geschichte. Offenbar beginnen die Jüngeren, die Flexibleren sich auch daran anzupassen. Die Verlagerung von Bildungs- und Arbeitsmittelkosten in die Sphäre des Arbeitskraftanbieters paßt hier übrigens gut ins Bild. Ein nicht unerheblicher Teil der Bürocomputerisierung der Unternehmungen in den letzten Jahren erfolgte ja dadurch, daß er mithilfe privater Bildungsarbeit, gewissermaßen in der Freizeit von engagierten Arbeitnehmern, vor sich ging.

Zweifelhaft bleibt, ob diese Entwicklung zur Auslagerung der Arbeitskraft durch Versuche, wie dem aktuellen österreichischen, (dienstnehmerähnliche) Werkverträge unter die Sozialversicherungspflicht zu nehmen, gestoppt werden kann. Eher führt dies weiter zur Verlagerung in eine de jure Selbständigkeit: aus dem Arbeitnehmer bzw. Werkvertragnehmer wird ein kleiner Gewerbetreibender, der wirtschaftlich de facto unselbständig ist, und alle administrativen Kosten mehr oder weniger selbst tragen muß, da er sie nicht überwälzen kann.

Die Fälle ausgelagerter Arbeit sind nicht mit dem klassischen Handwerker zu vergleichen, der seine Preise auf dem beschränkten Markt zweifellos besser durchsetzen kann, vorallem dann, wenn es sich um ein Verbrauchergeschäft handelt. Diese Marktmacht etwa liegt beim Installateur, wenn er beim Konsumenten die Wasserleitung repariert . Die vierzigjährige Verkäuferin, die wegen Betriebsschließung ihren früheren Arbeitsplatz verloren hat und jetzt teilzeit in den Abendstunden in einer Handelskette verkauft, hat keine solche Marktmacht, und der Informatikabsolvent, der im Werkvertrag oder als Kleinstgewerbetreibender Webseiten ausarbeitet, auch nicht.

Das letztere Beispiel weist übrigens auf einen der wenigen, originär durch die Neuen Kommunikationstechnologien kreierten, funktionierenden Telearbeitsbereiche hin. Ganz allgemein sind hier jedoch die hoffnungsfrohen Erwartungen, die bei dieser Gelegenheit von den politischen Instanzen immer wieder angesprochen wurden, bislang nicht so recht aufgegangen. Abgesehen von den sozialpsychologischen Problemen, die Teleheimarbeit mit sich bringt, wäre sie ein Paradebeispiel für Kostenverlagerungen in die Sphäre der Arbeitskraft, egal nun, ob der Arbeitgeber den Computer zur Verfügung stellt, oder nicht. Die Zahlen, einstellige Prozentwerte die hier für die USA und GB immer wieder genannt werden, sind eher ein Definitionsproblem: ein Consultantjob, der mithilfe von Emailkommunikation, Funktelephon und (GSM)-Fax auch vom Wohnzimmer im Grünen aus realisierbar wird , ist in aller Wahrheit nicht das beste Beispiel für neue geschaffene Telearbeitsplätze, vielmehr ein gutes Beispiel für konveniente, d.h. bequemlichkeitsverbessernde Technologieanwendungen - dort, wo der Job das hergibt.