Konflikt am Roten Meer: Deutsche Chemieindustrie unter Druck

Containerschiff umfährt Afrika wegen Konflikt am Roten Meer

Containerschiff auf alternativer Route um Afrika wegen des Konflikts im Roten Meer. Die längere Route hat Auswirkungen auf die deutsche chemische Industrie.

(Bild: 127071, Pixabay)

Der Konflikt am Roten Meer bringt Deutschlands Chemieindustrie in Bedrängnis. Störungen der Lieferketten führen zu Rohstoffknappheit und Produktionsrückgängen.

Wer in Deutschland in den nächsten Wochen in den Supermarkt geht, könnte sich wundern. Wo früher Tabs für Spülmaschinen oder Toiletten standen, könnten die Regale leer bleiben. Die Lieferketten sind abermals gestört.

Internationale Handelswege: Krise am Roten Meer

Doch dieses Mal ist nicht eine Pandemie schuld, sondern der Konflikt am Roten Meer. Seit die jemenitischen Huthis Schiffe beschießen, meiden viele Handelsschiffe diesen Seeweg. Stattdessen müssen Containerschiffe nun den längeren Weg um Afrika herum nehmen.

Chemische Industrie unter Druck: Rohstoffmangel

Der längere Transportweg von Asien nach Europa trifft jetzt auch die chemische Industrie in Deutschland. Wichtige Vorprodukte für Spülmaschinen- und Toilettentabs werden knapp. Weil nicht genügend Trinatriumcitrat sowie Sulfamin- und Zitronensäure angeliefert werden, musste die Produktion bereits gedrosselt werden.

Wie lange das so bleiben wird, ist bisher nicht absehbar. Ein deutsches Unternehmen erklärte gegenüber Reuters, dass die Probleme in der Lieferkette wahrscheinlich noch im ersten Halbjahr 2024 andauern werden.

Strategien gegen die Krise: Unternehmen reagieren

Die Probleme betreffen nicht nur die Hersteller von Haushaltschemikalien. Auch andere Unternehmen suchen dringend nach alternativen Lösungen. Evonik, ein großer Hersteller von Spezialchemikalien, ist eines der betroffenen Unternehmen. Durch frühzeitiges Bestellen oder die Anlieferung von Chemikalien per Luftfracht versucht man dort, die negativen Auswirkungen abzumildern.

Wirtschaftliche Bedeutung: Chemiebranche in Zahlen

Die Chemiebranche ist eine der wichtigsten industriellen Säulen der Bundesrepublik. Mit einem Jahresumsatz von rund 260 Milliarden Euro liegt sie nach der Automobilindustrie und dem Maschinenbau an dritter Stelle. Knapp ein Drittel ihrer außereuropäischen Importe bezieht sie aus Asien.

Globale Handelswege: Die Rolle des Roten Meeres

Die Unterbrechung der Schifffahrt im Roten Meer treibt die Preise, zusätzlicher Druck entsteht durch den Engpass im Panamakanal. Der deutsche Branchenverband VCI geht zwar davon aus, dass Produktionsausfälle auf Einzelfälle beschränkt bleiben.

Doch die Probleme in der Lieferkette schwächen eine Branche weiter, die ohnehin mit steigenden Energiepreisen zu kämpfen hat. Vor allem mittelständische Unternehmen der Fein- und Spezialchemie könnten die Auswirkungen zu spüren bekommen, so der VCI.

Europa verliert gegen USA im globalen Wettbewerb

Sollte der Konflikt am Roten Meer länger andauern, werden Deutschland und Europa als Wirtschaftsstandort weiter geschwächt. Die wachsende Asymmetrie zwischen Europa und den USA würde zementiert, heißt es Wall Street Journal.

Die USA als großer Energieproduzent seien aus dem Krieg in der Ukraine und der daraus resultierenden Krise gestärkt hervorgegangen. Auch wenn ein Teil ihrer Importe durch den Suezkanal fließe, sei der Anteil vergleichsweise gering. Ferner bietet der Pazifik eine alternative Route für Güter aus Asien.

Die Bedeutung des Roten Meeres für den Handel zwischen Europa und Asien ist dagegen wesentlich größer. Rund 40 Prozent der Waren, die zwischen beiden Kontinenten gehandelt werden, werden durch das Rote Meer transportiert.

Wirtschaftliche Prognosen: Inflation und Wachstum

Die Ökonomen von Allianz Trade haben berechnet, dass eine Verdoppelung der Frachtkosten, die länger als drei Monate anhält, die Inflationsrate in der Eurozone um einen dreiviertel Prozentpunkt erhöhen könnte. Das Wirtschaftswachstum könnte um fast einen Prozentpunkt sinken. Da die Wirtschaft der Eurozone bereits geschwächt ist, könnte dies 2024 zu einer Schrumpfung führen.

Vor diesem Hintergrund wäre ein schnelles Ende des Konflikts am Roten Meer für Europa von Vorteil. Doch der Raketenbeschuss von Huthi-Stellungen durch die USA und Großbritannien habe das Chaos nur vergrößert, heißt es bei Bloomberg. Es bestehe die Gefahr einer anhaltenden Krise in der Versorgungskette.

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