Konflikte an deutschen Universitäten: Meron Mendel plädiert für Dialog und Gewaltverzicht

Meron Mendel

Meron Mendel. Bild: Felix Schmitt / Bildungsstätte Anne Frank, CC BY-SA 3.0

Deutscher-Israelischer Experte befürwortet Dialog. Gewalt sei jedoch nicht zu tolerieren. Wie er Verständigung trotz des Krieges erreichen will.

Die Konflikte zwischen propalästinensischen und proisraelischen Demonstranten an deutschen Universitäten nehmen zu. An der Freien Universität Berlin wurde ein propalästinensisches Protestcamp von der Polizei aufgelöst. Daraufhin forderten mehrere hundert Lehrende an Berliner Universitäten den Schutz der Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Dies wurde von Politikern wie Berlins Regierendem Bürgermeister Wegner und Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger kritisiert.

Dialog statt Gewalt

In einem Interview mit Dietmar Ringel im Telepolis-Podcast äußerte sich Meron Mendel, Professor für transnationale soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences und Co-Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, zu den Ereignissen. Mendel, der in Israel aufgewachsen ist und seit rund 20 Jahren in Deutschland lebt, setzt sich für Verständigung zwischen Juden und Muslimen ein.

Das vollständige Gespräch lesen Sie heute um 14 Uhr bei Telepolis, es erscheint auch auf unseren Kanälen bei Youtube, Audible und Spotify.

In dem ausführlichen Interview betont Mendel, dass er einen offenen Dialog mit den Protestierenden befürwortet, jedoch klar gegen Gewaltaufrufe und die Verherrlichung von Terror ist. Dies gelte insbesondere für Parolen oder Handlungen, die zur Vernichtung des Staates Israel und zum Terror aufrufen. Solche Aktionen dürfe man nicht dulden.

Komplexe Sachverhalte erfordern differenzierte Betrachtung

Mendel kritisierte den Protestbrief, den mehr als 300 Lehrende an Berliner Universitäten sowie über tausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von anderen Hochschulen unterschrieben haben.

Er bemängelte, dass der Brief nur die Gefahr der Einschränkung der Meinungsfreiheit thematisiert, jedoch nicht die Gefahr des Antisemitismus oder die Frage, wie jüdische Studierende geschützt werden können.

Gleichzeitig kritisierte er die Reaktionen der Politiker, die nur den Aspekt des Antisemitismus und die radikalen Auswüchse der Protestbewegung betonten. Er forderte eine differenziertere Betrachtung des komplexen Sachverhalts.

Aufruf zum Dialog

Mendel rief dazu auf, verhärtete Fronten aufzubrechen und zum Dialog zurückzufinden. Er betonte, dass es legitim und notwendig sei, gegen den Krieg zu protestieren und sich solidarisch mit Palästina zu zeigen. Gleichzeitig dürfe dies nicht in Gewaltaufrufe oder die Verherrlichung der Hamas münden.

Er forderte, dass jüdische Studierende sich auf dem Campus sicher und willkommen fühlen dürfen. Mendel betonte die Notwendigkeit, über solche emotionalen und bedeutenden Themen zu diskutieren, ohne dass der andere zum Feind wird. Er plädierte für eine Diskussionskultur, in der unterschiedliche Sichtweisen als Anlass für einen Meinungsaustausch gesehen werden.