Kongressausschuss kürzt Nasa-Budget

Just am 35. Jahrestag der Mondlandung von Apollo 11 zeigt sich, dass das von Bush angekündigte Raumfahrtprogramm gegenüber dem Krieg gegen den Terror keine Chancen hat

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Am 21.Juli 1969 um 03.53 Uhr (MEZ) hat zum ersten Mal ein Mensch den Mond betreten. Sechs Stunden zuvor waren Armstrong und Aldrich auf dem Mond gelandet. Zum 35. Jahrestag der ersten Mondlandung empfing US-Präsident George W. Bush gestern Neil Armstrong, "Buzz" Aldrin und Michael Collins, die Astronauten der Apollo 11. Das Gespräch fand allerdings hinter verschlossenen Türen statt und Bush sagte auch nichts über das von ihm geplante Raumfahrtprogramm, das wieder bemannte Flüge zum Mond und schließlich auch zum Mars ermöglichen soll.

Vergreisung der Weltraumfahrt? Besuch der Apollo-11-Astronauten im Weißen Haus. Foto: Nasa

Bush hängt das Thema für Wahlkampfzeiten auffällig tief. Schon als er im Januar zum ersten Mal sein Raumfahrtprogramm vorstellte, wollte er vermeiden, dass viel von Geld gesprochen wird ("Wir werden Ressourcen auf dem Mond oder dem Mars entdecken, die unsere Vorstellungskraft übersteigen"). Auch für die nächste Amtsperiode würde, sollte Bush wieder gewählt werden, die Nasa zur Vorbereitung für die neuen Mond- und Marsmissionen gerade einmal eine Milliarde mehr erhalten. Richtig teuer würde es dann erst werden, wenn Buch nicht mehr im Amt wäre.

Dass Bush mit der Zurückhaltung richtig liegt und lieber ein Fact Sheet über den "Erfolg im Krieg gegen den Terror" veröffentlichen ließ, konnte man nicht nur an der sehr verhaltenen Aufnahme seiner "Vision" feststellen, sondern auch daran, dass just zum 35-jährigen Jubiläum der Mondlandung der zuständige Ausschuss des Repräsentantenhauses das Budget der Nasa für das Jahr 2005 auf 15,1 Milliarden Dollar kürzte, womit es über 200 Millionen unter dem Budget von 2004 und mehr als eine Milliarde unter dem von Bush für das nächste Haushaltsjahr geplanten Budget liegt. Zu den vorgeschlagenen Kürzungen gehören auch Projekte im Rahmen des Weltraumprogramms von Bush. So sollen über 430 Millionen eingespart werden, in dem das die Entwicklung des Crew Exploration Vehicle verschoben wird.

Auch die National Science Foundation (NSF) wird weniger Gelder erhalten. Dafür steigen die Ausgaben für die Veteranen und für die Rüstung. Das nicht wirklich funktionstüchtige Raketenabwehrschild muss kaum Abstriche hinnehmen und erhält mit 10 Milliarden Dollar faktisch eine Milliarde mehr als 2004. Und auch an den Weltraum-Programmen des Pentagon wie dem Space Based Infrared System (Satelliten zur Früherkennung von Raketenstarts) oder dem Enhanced Expendable Launch Vehicle wird nicht gespart.

Neil Armstrong arbeitet am Mond-Modul. Foto: Nasa

Das Budget muss zwar noch im Senat und Repräsentantenhaus verabschiedet werden, symbolisch bedeutsam aber war die Entscheidung dennoch. Sie zeigt, dass angesichts der wachsenden Verschuldung und der weiter steigenden Kosten für den Krieg gegen den Terrorismus, die Vision von künftigen Weltraumfahrten nicht groß zählt.

The president was in marvelous spirits this morning. He didn't really talk to us -- he thanked us for our participation, but he really didn't talk so much about the future. He talked about the character of the country.

Neil Armstrong über die Begegnung mit dem Präsidenten

Allerdings war auch die erste Mondlandung vor allem das Ergebnis einer immensen Kraftanstrengung der USA im Kalten Krieg gegen das damalige Reich des Bösen, das lange Zeit weltraumtechnisch den Amerikanern überlegen war (Wettlauf zum Mond). Armstrongs bekannter Satz: "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein Riesenschritt für die Menschheit", müsste daher ergänzt werden, da es auch ein wichtiger Schritt für die USA und die von ihr geführte "freie Welt" war, die sich so als überlegen zeigte. Nach dem ersten Erfolg gab es zwar noch weitere bemannte Missionen zum Mond, aber nach Ende 1972 war es damit Schluss.

Der erste Abdruck eines menschlichen Fußes auf dem Mond müsste noch immer unverändert zu sehen sein. Foto: Nasa

Obgleich die Mondlandung ein Höhepunkt auch der Fernsehgeschichte war, da sie live weltweit im Fernsehen übertragen wurde, sind seitdem Verschwörungstheorien entstanden, in denen die Landung angezweifelt wird (»2001«: Eine Odyssee im Weltraum?). Misstrauische entdecken auf den Bildern Unstimmigkeiten, die ihren Glauben verstärken, es sei alles eine groß angelegte Inszenierung aus den Hollywood-Studios. Seitdem sind die technischen Möglichkeiten der Bildmanipulation noch viel besser geworden, was möglicherweise mit geholfen haben könnte, den Verdacht zu stärken und hinter vielem eine Inszenierung oder Manipulation zu wittern. Das Medienzeitalter nährt die Skepsis, die zwischen vernünftiger Hinterfragung im Rahmen der Aufklärung und veränderungsresistentem Täuschungsverdacht schwankt. Allerdings könnten Verschwörungstheoretiker durchaus auch als Nachfahren der barocken Illusionsliebhaber gesehen werden, die die Lust an der Derealisierung der Sinneswahrnehmung mit einem cartesianischen Begehren nach Aufdeckung des vermeintlich Wirklichen verbanden.

Würden die Verschwörungstheoretiker sich schließlich von der ersten Mondlandung überzeugen lassen, wenn eine erneute Landung stattfindet und/oder Bilder die zahlreichen, bei den Apollo-Missionen zurückgebliebenen Instrumenten und Fähren zeigen? Wohl kaum, schließlich wären es auch "nur" Bilder, die manipuliert sein könnten, zumal die Verschwörungstheoretiker sich auch nicht davon beeindrucken lassen, dass die von Apollo 11, 14 und 15 hinterlassenen Laser Ranging RetroReflectors noch immer in Funktion sind. Auch der 2001 erfolgte Appell der Nasa an den Common Sense ist für manche wohl nicht überzeugend gewesen (Schaut die Steine an: Wir waren auf dem Mond!):

Buzz Aldrich. Foto: Nasa

Beweise, dass das Apollo-Programm wirklich stattgefunden hat, sind zwingend: Ein Dutzend Astronauten, beladen mit Kameras, spazierten zwischen 1969 und 1973 auf dem Mond herum. Neun von diesen leben noch immer und können ihre Erfahrung bezeugen. Und sie verließen den Mond auch nicht mit leeren Händen. Genauso wie Columbus ein paar Hundert Eingeborene nach Spanien als Beweis für seine Reise zur Neuen Welt mitbrachte, brachten die Apollo-Astronauten 382 Kilogramm Mondgestein auf die Erde.