Krankheitskosten: Wer soll das in Zukunft noch bezahlen?
Seite 3: Corona, Impfungen und das Prinzip Verantwortung
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Hier geht es also nicht nur um Vorsatz, den im Einzelfall übrigens ein Gericht feststellen muss, sondern um das Verantwortungsprinzip. Auf dieses bezieht sich auch der Bundesrichter ausdrücklich.
In diesem Zusammenhang komme ich noch einmal auf Riegs Skibeispiel zurück: Er stellt die rhetorische Frage, wer dieser Freizeittätigkeit noch nachginge, wenn er damit rechnen würde, einen schweren Unfall wie Michael Schumacher zu erleiden. Antwort: zumindest einmal Schumacher und andere Formel 1-Fahrer.
Allgemeiner sollte man hier bedenken, dass Menschen Risiken unterschiedlich wahrnehmen und einschätzen. Beispielsweise sind jüngere Männer für ein riskanteres Verhalten im Straßenverkehr oder im Umgang mit Substanzkonsum bekannt, unter Umständen auch beides zusammen.
Tatsächlich waren deshalb noch bis Ende 2012 Kfz-Versicherungen für junge Männer teurer als für junge Frauen. Doch dann urteilte der Europäische Gerichtshof, dass die Versicherungsbedingungen geschlechtsneutral formuliert sein müssen. Die neuen Unisex-Tarife waren dann übrigens sowohl für Frauen als auch für Männer teurer.
Das zeigt uns, dass es eine gesellschaftliche Frage ist, wie wir mit Verantwortung umgehen. Skifahren halten wir für "normal". Im Übrigen haben auch die wenigsten Skifahrer schwere Unfälle.
Wer aber beispielsweise extreme Risiken in Kauf nimmt, indem er etwa außerhalb der abgesteckten Pisten fährt, kann durchaus für die Folgen verantwortlich gemacht werden. Im Einzelfall müsste das eine Krankenkasse natürlich nachweisen.
Manch einer wird seine waghalsigen Kunststücke, aber selbst auf Sozialen Medien verbreiten, um seine Follower damit zu beeindrucken. Menschen teilen heute ja sogar Videoaufnahmen, die sie beim Begehen von Straftaten filmen, beispielsweise bei Randale. Kurzum, schon heute gilt das Prinzip Verantwortung. Für Extremsportler gibt es entsprechende private Versicherungen.
Rechtliche Kategorien
Um unseren Umgang mit Verantwortlichkeit besser zu verstehen, kann man die rechtlichen Kategorien analysieren. Das Recht unterscheidet hierbei Fahrlässigkeit, grobe Fahrlässigkeit und Vorsatz.
Erstere bedeutet, salopp gesagt: "Dumm gelaufen, doch hätte jedem passieren können." Bei Letzterem geht es um bewusste Absicht. Dazwischen findet sich der Graubereich, in dem jemand die Folgen zwar nicht beabsichtigte, doch stärker hätte aufpassen müssen.
Und in diesem Bereich sollte man die Verantwortung für die Impfung suchen: Jemand, der sich ohne medizinischen Grund und trotz Verfügbarkeit eines sicheren und wirksamen Impfstoffs nicht impfen lässt, handelt in einer Pandemie grob fahrlässig. Denn in einer Pandemie ist jedem das hohe Risiko bekannt, sich mit einer ernsthaften Krankheit zu infizieren.
Da auch die Ungeimpften in aller Regel nicht an Covid-19 erkranken wollen, steht Vorsatz außer Frage. Durch individuelle Maßnahmen kann er oder sie zudem die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, das Virus übertragen zu bekommen. Wer trotzdem infiziert wird und dann schwer erkrankt, muss sich von der Gesellschaft die Frage gefallen lassen, warum auf den wirksamsten Schutz verzichtet wurde, nämlich die Impfung.