Krieg in Gaza und Israel: Sachliche Aussagen oder klare Ansagen?

Seite 2: Vom Umgang mit Beweisen

Derselbe Artikel hat(-te) übrigens in seiner Tagesschau-App-Version über viele Stunden folgende Überschrift, unterlegt vom Bild eines israelischen Militär-Sprechers (nur dort, nicht sonst im Netz): "Explosion in Klinik in Gaza: Israel legt Beweise zur Entlastung vor" - hier ein Screenshot davon:

Diese Formulierung erscheint hochgradig fragwürdig: "Beweise" sind Belege höchster, tendenziell unbestreitbarer Evidenz.

Wenn tatsächlich ein Beweis vorliegt (wie in der Mathematik z.B. beim Satz des Pythagoras), oder sogar, siehe oben, gleich mehrere "Beweise" vorliegen, kann es dazu und danach rational kaum noch zwei Meinungen geben mit Blick auf das Bewiesene: Quod erat demonstrandum. Was zu beweisen war – das ist tatsächlich wahr.

Der israelische Militär-Sprecher dürfte selbst von "Beweisen" gesprochen haben – aber dann sollte genau das journalistisch auch so wiedergegeben werden: Diese Version (einer bestimmten Partei) als eine solche Version kennzeichnen. Ganz kurz ginge das einfach so: "Israelischer Militär-Sprecher: Entlastende Beweise vorgelegt."

Man benenne die (natürlich schon redaktionell als wichtig und vertrauenswürdig ausgewählte) Quelle und gebe dann zusammengefasst das von dieser Quelle Gesagte/Gezeigte wieder. Eigentlich nicht so schwer.

Man muss die Verhältnisse dafür gar nicht zum Tanzen bringen. Sondern sollte schlicht wichtige Standards des journalistischen Berufsfeldes verinnerlicht haben - und nicht zuletzt dann anwenden, wenn es im Krisen- oder Kriegsfall besonders ankommt auf vertrauenswürdige, weil vielseitige und vielfältige Informationen - auch für gesellschaftliche Kritik und Kontrolle den Mächtigen gegenüber.