Künstler bedrohen die nationale Sicherheit der Ukraine
Ukrainisches Kulturministerium veröffentlicht eine vom Geheimdienst SBU stammende Liste von gefährlichen Künstlern, unter denen sich mal wieder Gérard Depardieu befindet
Von der Freiheit der Kunst will man in der Ukraine nicht sprechen. Wer unter den Künstlern sich nicht der nationalen Ideologie konform verhält, kommt schon einmal auf eine Liste. Das Kulturministerium verwaltet diese, der Geheimdienst aber hat offenbar die Aufgabe, das Ausland, d.h. wohl primär Russland, im Auge zu behalten. So wurde gegen 115 Prominente ein mehrjähriges Einreiseverbot verhängt, weil sie sich "zugunsten der Verletzung der ukrainischen territorialen Integrität und Souveränität geäußert haben" (Gérard Depardieu: Eine Bedrohung für die Sicherheit der Ukraine).
Auf der Liste findet sich auch der französische Schauspieler und Putin-Freund Gérard Depardieu, der u.a. wegen der Reichensteuer seinen Wohnsitz in Frankreich abmeldete und inzwischen die russische Staatsbürgerschaft erlangt hat. Depardieu hat die Ehre, noch auf der zweiten Liste eingetragen zu sein, die wiederum der Geheimdienst zusammengestellt hat.
Dieses Mal waren die Schlapphüte mit dem Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat und dem Nationalrat für Fernsehen und Radio auf der Spur von Künstlern, die "eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Ukraine" darstellen. Man war erst einmal zurückhaltend und führte nur 14 Künstler auf, die Liste wurde heute wiederum vom Kulturministerium veröffentlicht. Neben den Sängern Oleg Gazmanov, Iosif Kobzon und Grigory Leps und den Schauspielern Sergey Bezrukov, Mikhail Boyarsky und Ivan Okhobystin trifft man auch wieder auf den für die Ukraine offenbar sehr gefährlichen Depardieu. Der muss sich nun anstrengen, seinen Ruf bei den ukrainischen Schlapphüten und Nationalisten auch gerecht zu werden.
Angedroht wird allerdings, dass die Liste durch den Geheimdienst erweitert und permanent aktualisiert werden wird. Die Rede ist von 500 Personen. Wenn einer derjenigen, der eine Bedrohung der Nationalen Sicherheit darstellt, bei einem Film mitgewirkt, darf dieser nicht mehr in der Ukraine gezeigt und vertrieben werden.
Das Kulturministerium will die Verbindung mit dem Goethe-Institut vertiefen. Das haben der stellvertretende Kulturminister für Europäische Integration Andrii Vitrenko und Beate Köhler, die neue Direktorin des Goethe-Instituts, vor kurzem besprochen. Dabei geht es u.a. um die Teilnahme der Ukraine am EU-Programm "Kreatives Europa" und um gemeinsame Workshops mit dem Goethe-Institut zum Erfahrungsaustausch bei der Durchführung von Reformen im Kulturbereich. Ob dazu auch das kreative Erstellen von Listen mit Künstlern gehört, die Einreiseverbote erhalten und die Nationale Sicherheit bedrohen?