LNG-Boom: Was kann Europa noch von den USA erwarten?

LNG-Moratorium in den USA sorgt für Unruhe in Europa. Beziehungen und Energieversorgung könnten leiden. Unsichere Zukunft der LNG-Projekte.

Die US-Regierung hat den Bau neuer Exportterminals für Flüssigerdgas auf Eis gelegt. In Europa wächst die Besorgnis darüber. Branchenvertreter warnen nun davor, dass die Entscheidung die Beziehungen zwischen Europa und den USA belasten könnte.

LNG-Moratorium: Ein Dämpfer für die Energiebrücke zwischen den USA und Europa

Der Generalsekretär des Lobbyverbandes Eurogas, James Watson, warnte am Donnerstag bei einer Anhörung im US-Kongress. "Wir wissen nicht mehr, was wir von den USA erwarten können", sagte er laut einem Bericht des Handelsblatts. Unnötige Überraschungen könne man nicht gebrauchen.

Auch der US-Branchenverband Center for LNG machte bei der Anhörung deutlich, dass ein erheblicher Schaden für die Branche eintreten könnte. Verbandspräsident Charles Riedl erklärte, man sehe bereits Auswirkungen. Industrievertreter aus aller Welt orientieren sich bereits "in Richtung Russland, Iran und Katar", so das Handelsblatt.

Der stellvertretende US-Energieminister David Turk verteidigte hingegen das Vorgehen des Weißen Hauses in dieser Frage. Man wolle die Umweltverträglichkeit neuer LNG-Terminals so schnell wie möglich prüfen. Er könne zwar keinen Zeitplan vorhersagen, aber man müsse mit Monaten und nicht mit Jahren rechnen.

Mit Blick auf Europa betonte Turk: "Es wird unsere Fähigkeit, unsere Verbündeten zu beliefern, nicht beeinträchtigen". Die Prüfung beziehe sich zudem nur auf neue Projekte, bereits genehmigte Terminals seien davon ausgenommen.

Die US-Regierung hat bereits eine Reihe von LNG-Projekten genehmigt, von denen sich einige im Bau befinden. Wenn alle genehmigten Projekte realisiert werden, steigt die Exportkapazität des Landes bis Ende 2028 auf rund 700 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag. Das wäre fast eine Verdoppelung der heutigen Kapazität.

Zukunft der LNG-Projekte: Was bedeutet das US-Moratorium für globale Energiemärkte?

Branchenverbände aus den USA, Europa und Japan hatten zuvor betont, dass mit einem Anstieg des Gasverbrauchs bis Mitte des nächsten Jahrzehnts zu rechnen sei.

Vor diesem Hintergrund betonte nun auch Senator Joe Manchin, Demokrat aus West Virginia, dass das Weiße Haus ein falsches Signal an die Verbündeten in Europa und Asien sende. Das Moratorium signalisiere "die falsche Richtung für unser Land, eine sehr falsche Richtung".

Umweltauswirkungen von LNG: Ein kritischer Faktor in der Energiepolitik der USA

In einer Studie will die US-Regierung die Umweltauswirkungen von LNG-Transporten untersuchen lassen. Dabei soll auch untersucht werden, ob der Export von Erdgas den Aufschwung der Wasserstoffwirtschaft in anderen Ländern behindert.

Manchin bezweifelt, dass diese Untersuchung unparteiisch sein wird. "Leider hat sich das Weiße Haus bereits auf die Seite der Klimaaktivisten geschlagen, die weitere LNG-Exporte blockieren wollen", sagte er. Er sei auch zutiefst besorgt, dass die Biden-Administration im Energieministerium "den Daumen auf die Waage legen wird, um das gewünschte politische Ergebnis zu erzielen".

Die Rolle von Klimaaktivisten in der US-Energieagenda

Das Moratorium ist das Ergebnis einer großangelegten Kampagne von Klimaschützern. Sie gehörten bei den letzten Wahlen in den USA zu den Unterstützern von US-Präsident Joe Biden, weshalb er sich jetzt gezwungen sieht, auf ihre Bedenken zu reagieren.

Die Kampagne wurde aber auch von einflussreichen Personen und Geldgebern unterstützt, schreibt das Wall Street Journal (WSJ). Wohltätigkeitsorganisationen, die von Mitgliedern der Rockefeller-Familie und Milliardären kontrolliert werden, gehörten demnach zu den wichtigsten Geldgebern.

Die Rockefellers und andere wohlhabende Spender hätten Millionenbeträge aufgebracht, damit sich Umweltschützer gegen Projekte für fossile Brennstoffe einsetzen. Im Visier waren demnach auch LNG-Terminals an der Golfküste, wie das Calcasieu Pass 2 (CP2). Allein dieses LNG-Terminal hätte eine Exportkapazität von rund 28 Millionen Tonnen LNG pro Jahr.

Vor etwa vier Jahren begann die von Milliardären unterstützte Kampagne. Man versuchte, führende Persönlichkeiten in den Gemeinden ausfindig zu machen, die sich bereits gegen Projekte mit fossilen Brennstoffen engagierten. Seit Jahren gibt es in Gemeinden Widerstände gegen den Ausbau von LNG-Anlagen. Diese Personen wurden dann finanziert und mit ihrer Unterstützung wurde eine intensive Basiskampagne gestartet.

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