LNG aus Russland: Deutsche Umwelthilfe fordert vollständiges Importverbot

Die DUH setzt sich gegen russisches LNG ein. Ein Importverbot hätte nicht nur für Deutschland weitreichende Folgen. Das sind die Hintergründe.

Der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine jährt sich zum zweiten Mal. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nimmt dies zum Anlass für eine Forderung: Erdgaslieferungen in die Europäische Union müssen komplett gestoppt werden.

Erdgas-Embargo: Deutschlands Rolle

Deutschland habe als größter Gasmarkt in Europa eine besondere Verantwortung. Zudem solle die Bundesregierung dem Staatskonzern Sefe (ehemals Gazprom Germania) verbieten, weiterhin mit verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Russland zu handeln.

Auch die Lieferungen von russischem LNG nach Indien sollten gestoppt werden. Im vergangenen Jahr hatte Sefe die Lieferungen an den indischen Staatskonzern GAIL mit Verweis auf langfristige Verträge wieder aufgenommen.

GAIL hatte 2012 einen Liefervertrag mit einer Tochter von Gazprom Germania geschlossen. Demnach sollten jährlich 2,85 Millionen Tonnen LNG nach Indien geliefert werden.

Die finanziellen Risiken: Schiedsgericht und Forderungen

Nachdem das Unternehmen 2022 unter Treuhänderschaft der Bundesnetzagentur gestellt wurde, wurden die Lieferungen eingestellt und GAIL war gezwungen, teuren Ersatz auf dem Weltmarkt zu beschaffen. Die Inder riefen daraufhin ein Schiedsgericht an, und im Erfolgsfall könnten auf den deutschen Staatskonzern Zahlungen in Milliardenhöhe zukommen.

Bisher ist GAIL einer der Hauptabnehmer von LNG-Lieferungen aus dem russischen Jamal-Feld. Würden Sefe und die Bundesregierung der DUH-Forderung nachkommen, müssten die russischen Mengen kompensiert werden, was derzeit schwierig sein dürfte.

Sefe’s Strategie: Zwischen russischem Gas und Alternativen

Das Unternehmen hat auch einen Vertrag mit Venture Global in Louisiana abgeschlossen. Sefe will LNG von der CP2-Anlage beziehen, die bisher nicht genehmigt ist. Das Projekt wird derzeit durch das von der Biden-Administration verhängte Moratorium für neue Exportterminals behindert.

Wohl auch deshalb hält Sefe an den russischen Lieferverträgen fest. Es gebe derzeit keine Pläne, sich davon zu trennen, sagte Vorstandschef Egbert Laege laut Bloomberg. Und die russische Regierung hat kürzlich auch die Erlaubnis für die Jamal-LNG-Anlage verlängert, verflüssigtes Erdgas an Sefe zu liefern. Vorerst bis zum 31. Dezember 2040 könnte Sefe von dort LNG beziehen – wenn Deutschland das auch will.

Europa oder Indien: Wirtschaftlichkeit der Gaslieferungen

Umstritten könnte allerdings sein, ob dieses Erdgas auch in Europa bleiben könnte. Grund dafür sind die steigenden Transportkosten, die es wirtschaftlicher machen könnten, Indien mit Erdgas aus anderen Regionen zu beliefern.

Laege betonte gegenüber Bloomberg, dass der Vertrag mit GAIL Teil des Portfolios sei und wirtschaftlich verwaltet werden müsse. "Wenn es wirtschaftlich effizienter ist, den indischen Bedarf aus Quellen in Asien oder dem Nahen Osten zu decken, dann ist es unsere Pflicht, dies zu tun, um Transportkosten zu sparen", sagte er. Das bedeute aber auch, dass ein Teil der Mengen in Europa bleibe.

Wie Sefe und europäische Staaten wie Spanien und Frankreich die russischen LNG-Lieferungen kompensieren sollen, bleibt ein Rätsel der Deutschen Umwelthilfe. Eine Antwort bietet sie zumindest nicht.

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