Lehrermangel, Lernrückstände und Corona-Folgen: Vollversagen der Ampel in der Bildungspolitik
Seite 2: Lehrermangel seit langem bekannt
Das erneut verheerende Ergebnis der Pisa-Studie kann freilich niemanden erstaunen. Immer wieder hatten Lehrerverbände, Schüler, Eltern und Fachorganisationen auf immer gravierendere Defizite im deutschen Bildungssystem hingewiesen.
Im Juni vergangenen Jahren – vor eineinhalb Jahren also – hatten die Ergebnisse des "Deutschen Schulbarometers" der Robert Bosch Stiftung bereits ein alarmierendes Bild der Lage an deutschen Schulen gezeichnet.
Fast die Hälfte der Pädagogen (44 Prozent) betrachtete ihren Unterricht damals als eine Form von "Krisenmanagement". Zudem konnten 54 Prozent den Sorgen und Ängsten ihrer Schüler nicht gerecht werden. 80 Prozent beschrieben die Schüler als unkonzentriert oder unmotiviert, und 42 Prozent beobachteten aggressives Verhalten bei den Kindern.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, insbesondere der zwei monatelange Schul-Lockdowns, haben tiefe Spuren hinterlassen, hieß es in der Studie damals.
In der Befragung von April 2022 stellten Lehrkräfte beinahe doppelt so viele gesteigerte Aggressionen bei Schülern fest im Vergleich zu September 2021. 95 Prozent der Befragten gaben an, seit Beginn der Krise einen deutlichen Anstieg von Verhaltensauffälligkeiten wahrzunehmen.
Lernrückstände wurden von Lehrern signifikant höher eingeschätzt (41 Prozent im Vergleich zu 33 Prozent im Vorjahr), und 13 Prozent berichteten von spürbaren Lerndefiziten bei mehr als 75 Prozent der Schülerschaft.
Lesen Sie auch
Lehrer am Limit: Zwei Drittel gesundheitlich gefährdet
Schulen am Limit: Was tun gegen Lehrermangel?
Generation Ratlos: Warum Schüler jetzt Alltagskompetenz büffeln müssen
Islam und Co. an deutschen Schulen: Statt Religion gemeinsam Ethik erlernen?
Migration und Bildungschancen: Wo Schulpflicht nur noch Theorie ist
Die Lehrer selbst sind stark belastet: 84 Prozent fühlten sich derzeit stark strapaziert, 92 Prozent schrieben ihrem Kollegium eine starke Belastung zu. Wochenendarbeit war für 79 Prozent zur Regel geworden, 60 Prozent konnten sich kaum noch in der Freizeit erholen. Körperliche (62 Prozent) und mentale Erschöpfung (46 Prozent), Schlafstörungen (ein Drittel), Kopfschmerzen (25 Prozent) und Angstzustände (sieben Prozent) waren verbreitete Probleme.
Die Ursachen dieser Misere reichten jedoch über die Pandemie hinaus. Schon vorher wurden den Lehrern im Zuge von Reformen immer mehr Aufgaben übertragen, während die Arbeitsbedingungen und die Attraktivität des Lehrerberufs sanken. Dies führte zu einem historischen Lehrermangel, der durch unzureichend ausgebildete Aushilfslehrkräfte weiter verschärft wird.
Um die Abwärtsspirale zu durchbrechen, forderten Bildungsexperten einen radikalen Kurswechsel. Insbesondere mehr Ressourcen, Schulsozialarbeit, schulpsychologische Betreuung und zusätzliches Personal wurden als dringend notwendig erachtet. Andernfalls drohe die Unterrichtsversorgung weiter abzunehmen, und die Qualität der Bildung an deutschen Schulen wird weiter leiden.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.