Liberaler Realitätsverlust

Seite 2: Tankrabatt für Vielfahrer

Der Ölpreis ist derweil, wie berichtet, längst wieder von seinem zwischenzeitlich Höchststand heruntergeklettert und bewegt sich nun bei etwas mehr als 100 US-Dollar pro 159-Liter-Fass (Barrel). Auch die Kraftstoffpreise sind um einige Dutzend Cent pro Liter zurückgegangen, bewegen sich hierzulande aber noch immer um die zwei Euro pro Liter.

Da es nur wenige Länder gibt, in denen Diesel und Benzin teurer ist, etwa die Niederlande oder auch Zimbabwe, schaut das Kartellamt derzeit nach, ob bei der Preisbildung auch alles mit rechten Dingen zugeht, oder es vielleicht unerlaubte Absprachen unter den Konzernen gibt.

Ab Juni soll es dann befristet auf drei Monate einen Tankrabatt geben, indem unter anderem die Energiesteuer gesenkt wird. Interessant ist, dass Kritik an dieser undifferenzierten Förderung des Benzin- und Dieselverbrauchs nicht nur von Umweltschützern und Klimabewegung, sondern auch aus der Wirtschaftspresse kommt.

Das Handelsblatt weist zum Beispiel darauf hin, dass sich die Liberalen während der Ölpreis-Krise der 1970er-Jahre noch gegen diese Gießkannenpolitik verwahrt hatten. Stattdessen haben sie seinerzeit in der Koalition das Sonntagsfahrverbot beschlossen, um den Verbrauch zu senken.

Noch mehr, noch früher

Der Klimawandel macht indes keine Pause. In Sibirien haben die Wald- und Graslandbrände in diesem Jahr ungewöhnlich früh begonnen. Bereits Mitte April machten europäische Erderkundungssatelliten Aufnahmen von einem Feuer nordöstlich von Omsk. Das sei nur einer von zahlreichen Bränden in der dortigen Region gewesen, so das Copernicus-Programm auf Twitter, das die Satellitendaten auswertet.

Die Moscow Times schreibt unter Berufung auf Greenpeace Russland, dass in Sibirien bereits zweimal so viele Flächen brennen, wie im vergangenen Jahr. Und das war bereits außergewöhnlich gewesen, wie seinerzeit berichtet. In 14 Regionen sei bereits ein besonderer Feuer-Alarmzustand ausgerufen.

Die schwersten Brände gebe es in Sibirien und im Fernen Osten. Russlands drittgrößte Stadt, Novosibirsk, sei von Rauch eingehüllt. 433 Waldbrände in ihrer Umgebung konnten gelöscht werden. Eine historische Dürre und ungewöhnlich hohe Temperaturen würden zu den Ursachen gehören.

Wer profitiert?

Nicht nur die Rohölpreise haben sich wieder auf hohem Niveau eingependelt, auch bei vielen anderen Rohstoffen haben die Preise stark angezogen. Ob Eisenerz oder Kupfer, Bauxit oder Edelmetalle, für alles lässt sich derzeit ein guter Preis erzielen.

Für die Förderländer könnte das ein Segen sein, wenn beim Abbau nicht allzu rücksichtslos mit der Umwelt umgegangen wird – was allerdings selten der Fall ist. Und wenn genug vom Reichtum im Land bleibt, statt in den Taschen von Bergbau-Giganten wie dem schweizerischen Glencore zu landen.

Das westafrikanisch Guinea, einer der weltweit größten Bauxitlieferanten, hat deshalb zum Beispiel die Bergwerksgesellschaften aufgefordert, bis Mai Pläne für eine inländische Verarbeitung des Minerals vorzulegen, schreibt das Portal Mining.com.

Bauxit ist der Grundstoff für Aluminium, und der Plan der Regierung sieht vor, durch den Aufbau einer eigenen Weiterverarbeitung mehr Wertschöpfung im Lande zu halten. Man darf gespannt sein, ob sich das kleine Land damit gegen den Druck der großen Rohstoffkonzerne und ihrer Regierungen wird durchsetzen können. Frankreich und Deutschland haben bereits Soldaten in der Region.