Machtspiel zum Trump-Jinping-Treffen: Nach Nordkorea feuert Südkorea auch eine Rakete
Vermutlich ist der nordkoreanische Test gescheitert, vielleicht aufgrund von amerikanischer Sabotage, wie manche vermuten
Nachdem Nordkorea zum Auftakt des Treffens von Donald Trump und Xi Jinping eine ballistische Mittelstreckenrakete abschoss (Nordkorea wird zum Testfall für Donald Trump), zog Südkorea nach. Gestern wurde testweise eine Rakete mit einer Reichweite von 800 km gestartet. Ein Informant berichtete der Nachrichtenagentur Yonhap, der Test sei erfolgreich verlaufen. Mit der Rakete, so hieß es warnend in der Nachricht Richtung Pjöngjang, könne ganz Nordkorea erreicht werden. Angeblich war der Flug verkürzt worden. Das Verteidigungsministerium wollte nicht mitteilen, ob der Test erfolgreich war, auch nicht, um welche Rakete es sich handelte. Betont wurde, dass die Raketenabwehr gegen nordkoreanische Atomraketen stetig verbessert werde.
In nordkoreanischen Medien wird bislang nicht über den Raketentest vom Mittwoch berichtet. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es ein Misserfolg war. Die Rakete war nach einem Flug von etwa 60 km ins Meer gestürzt. Bei Erfolgen wird gerne Kim Jong-un gezeigt, der den Abschuss beobachtet und sich freut. Ohne Verweis auf den Raketenabschuss beschweren sich nordkoreanische Medien, dass die südkoreanische Regierung die "Geschichte über die Provokation des Nordens und die von diesem ausgehende Gefahr" verbreiten würden. Niemand könne es verübeln, wenn Nordkorea die Abschreckung zur Selbstverteidigung verstärkt, die USA und Südkorea würden einen Atomkrieg provozieren wollen.
Am Mittwoch hieß es, Nordkorea habe die Kraft, "die USA in einem Augenblick auszulöschen". Man besitze Wasserstoffbomben und verschiedene kleinere und leichtere Atomsprengköpfe sowie selbstgebaute Raketen. Wenn die USA nur die kleinste Provokation machten, würden die Aggressoren durch einen Präventivschlag ohne Zögern zu Staub gemacht.
Die USA haben gerade begonnen, das Raketenabwehrsystem THAAD in Südkorea einzurichten, die Amerikaner, Südkorea und Japan haben zudem das seegestützte Raketenabwehrsystem Aegis zur Verfügung. Ob damit wirklich eine nordkoreanische Atomrakete abgeschossen werden kann, ist nicht sicher, auch wenn das Aegis-System mit den Abfangrakekten, den kill vehicles, erfolgreicher ist als das landgestützte System, das "Ground-Based Midcourse Defense"-System (GMD) (Das landgestützte US-Raketenabwehrsystem: Ein teurer Papiertiger?). Aber bislang wurde die amerikanischen Raketenabwehrsysteme nur getestet. Selbst die Waffentestabteilung des Pentagon ist skeptisch, zumindest was das GMD betrifft, mit dem die USA geschützt werden sollen (Könnte das US-Raketenabwehrsystem nordkoreanische Langstreckenraketen abschießen?).
Nach einem Bericht der New York Times soll allerdings der damalige Präsident Barack Obama 2014 ein Programm gestartet haben, um die nordkoreanischen Raketen mit Cyberangriffen und elektronischer Kriegsführung zu sabotieren, so dass sie gar nicht abheben, unsteuerbar werden oder schnell abstürzen. Das habe man auch beobachten können, was auch vermuten lassen könnte, dass auch beim dem letzten Test der Mittelstreckenrakete die Amerikaner für das Scheitern verantwortlich sein könnten. Das kann freilich auch sein, es geht schließlich beim Wettrüsten und der nuklearen Abschreckung wie in allen Kriegsangelegenheiten auch um Psychologische Operationen und Propaganda, also um Fake News von staatlicher Seite. So richtig erfolgreich wäre die Sabotage eben auch nicht, denn Nordkorea konnte einige Raketenstarts erfolgreich durchführen, während auf der anderen Seite auch Tests des US-Raketenabwehrsystems wohl ohne jede feindliche Einwirkung gescheitert sind. In dem NYT-Artikel hieß es auch, dass Obama-Mitarbeiter den Stab von Trump gewarnt hätten, dass es noch keine effektive Abwehr vor nordkoreanischen Atomraketen gebe.
Die Idee, Raketen nicht während des Flugs abzuschießen, sondern sie beim Abschuss oder kurz danach unschädlich zu machen, nennt man "left-of-launch"-Angriff. Bekannt ist, dass das Pentagon daran arbeitet, anstatt des herkömmlichen, teuren und fragwürdigen Raketenabwehrsystems solche elektronischen oder Cyber-Angriffe zu entwickeln. Letztes Jahr pries Vizeadmiral James Syring in einer Anhörung die Vorteile solche Angriffe
"Left-of-launch"-Angriffe können etwa durch Cyberangriffe erfolgen, vor allem wenn Bauteile der internen Steuerungssysteme der Rakete infiziert sind. Nach dem Telegraph muss Nordkorea die Elektronik für die Raketen importieren. Dazu müssen sie die Sanktionen umgehen, aber durch den Import aus dem Ausland besteht die Gefahr, dass die Bauteile eben von Geheimdiensten infiziert sind, so dass die Raketen nicht starten oder abstürzen, die eingebrachte Malware könnte aber auch durch einen Cyberangriff manipuliert werden. Problematisch für die nordkoreanischen Entwickler würde sein, dass sie nie genau wissen, ob die Rakete aufgrund von Fehlern oder von Sabotage nicht funktioniert. Im Telegraph wird jedenfalls spekuliert, dass die amerikanischen Geheimdienste mit dem von Obama gestarteten Programm für manche der gescheiterten Testflüge verantwortlich sein könnten.
Allerdings stört nicht nur Nordkorea das Treffen von Trump mit Xi Jinping, der irrlichternde philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat auch noch rechtzeitig, um Aufmerksamkeit zu erregen, dem Militär befohlen, im Südchinesischen Meer unbewohnte Inseln und Felsen zu besetzen, auf die die Philippinen Anspruch erheben, aber auch China. Für China steht Duterte unter dem Druck der Amerikaner, allerdings hatte Duterte auch schon versucht, sich China zuzuwenden und sich von den USA zu lösen.
Duterte erklärte, man sollte die noch unbewohnten Inseln schnell besiedeln. Jeder würde nach den Inseln greifen: "Daher ist es besser, wenn wir auf den Inseln leben, die noch unbewohnt sind." Auf Thitu, der größten der Inseln, will er Barracken für Soldaten aufbauen. China baut schon seit längerem Inseln und Riffe als militärische Stützpunkte aus. Was Duterte mit seinen Äußerungen erreichen will, ist nicht recht klar, aber sein Verhalten macht deutlich, dass nicht allein Nordkorea in der Region für Unruhe für die beiden Großmächte sorgt.