Macron: "In fünf Jahren gibt es keine Gründe mehr, Extremisten zu wählen"
Seite 2: Frankreich wählt gegen Le Pen
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Die Gründe für die Niederlage von Marine Le Pen dürften nicht in ihrem Wirtschaftsprogramm liegen, auch wenn der undeutliche Kurs, den sie in der EURO-Frage aus wahltaktischen Gründen genommen hatte, eine Rolle gespielt hat. Sie hat damit, wie Interviews des genannten Fernsehsenders vorführten, einige Anhänger verwirrt, die auf einer radikalen Ablehnung des Euro bestanden haben.
Die Niederlage schmerze, es gebe Lektionen, die man aus der Wahl ziehen müsse, sagte die Nichte von Marine Le Pen, Marion Maréchal Le Pen, die politisch noch weiter rechts verankert ist. Die Diskussionen werden wohl, ähnlich wie in der AfD, darüber geführt werden, wie weit sich der FN vom Mainstream entfernen kann, wie radikal sich die Partei darstellen soll.
Marine Le Pen kündigte am Wahlabend eine Transformation der Partei an. Aus dem FN soll eine neue politische Kraft entstehen, kündigte sie an, auch ein neuer Name ist im Gespräch - zum Missfallen ihres Vaters.
Die alte DNA der Partei zum Verschwinden bringen
Die faschistische, rechtsextreme Vergangenheit des Front National war ganz sicher ein Grund für die Niederlage Le Pens. Als am Ende des Wahlkampfs auch noch Holocaust-Leugner in ihrem Team auftauchten, fand sich der Argwohn bestätigt, dass die "Entteufelung" (dédiabolisation) der rechtsnationalen Partei nur oberflächliche Kosmetik ist, in die Marine Le Pen viele Jahre gesteckt hatte. Immer wieder tauchten Nachrichten von Personen im Hintergrund auf, die auf nach wie vor arbeitende rechtsextreme Herzkammern der Partei schließen ließen.
Die Fremdenfeindlichkeit, die auch in den Aussagen Marine Le Pens deutlich hervortrat, ist in Frankreich nicht mehrheitsfähig und man möchte dem freudig, gerne und uneingeschränkt ein "zum Glück" hinzufügen und gratulieren, wenn nicht anderes dazu käme, das den Wahlkampf eben auch prägte.
Einmischung der Universitäten
Er wurde mit Unisono-Kampagnen und einer beträchtlichen Mediengewalt gefahren, die auf "das Gute" setzte, aber dabei mit Mitteln vorging, die man sich schnell verbieten würde, wenn es um andere politische Gegner geht. So zum Beispiel die Aufrufe einer größeren Anzahl von Universitätsleitungen an ihre Studenten, für Macron zu stimmen.
Aber davon abgesehen gab Marine Le Pen beim letzten Fernsehduell zu erkennen, dass ihr Programm wenig konkrete Überzeugungskraft hat. Sie holzte.
In fünf Jahren, so das Versprechen Macrons von gestern Abend, soll es keine Gründe mehr geben, Extremisten zu wählen. Bei allem Undurchsichtigen, das den Technokraten Macron umgibt, was den Schriftsteller Houellebecq dazu veranlasste, von einem "Mutanten" zu sprechen: Er zeigt Respekt gegenüber den Opfern, die Frankreich in seiner Kolonialzeit verursachte, und Macron ist kein Rassist. Er gratulierte auch Le Pen, was anzeigt, dass sie einen erheblichen Schritt weiter in den politischen Mainstream gekommen ist. Sie gehört jetzt auch zur Republik.
Nachtrag: Das offizielle Wahlergebnis
Inzwischen ist die offizielle Auszählung veröffentlicht. Wahlberechtigt, in die Wählerlisten eingeschrieben, waren: 47.568.588 Französinnen und Franzosen.
20.753 798 stimmten für Macron. Er erhielt also trotz seines 66,1 Prozent-Sieges gemessen an der Gesamtzahl der Wahlberechtigten keine Mehrheit. Aber er bekam beinahe doppelt so viele Stimmen wie Marine Le Pen (10.644.118). Der Abstand zu seiner Konkurrentin fällt also deutlich aus.
Mit 12.101.416 Wahlenthaltungen belegten die Wahlverweigerer, wenn man dies so formulieren will, den 2. Platz - vor Marine Le Pen. In Prozenten beträgt der Anteil der "Abstentions" 25,44%. Über 4 Millionen (!) Wähler gingen zu ihrem Wahlokal, um mit einem leeren oder ungültigen Stimmzettel auszudrücken, dass sie mit den Kandidaten, die zur Wahl standen, nicht einverstanden waren. 3.019. 724 gaben einen leeren Stimmzettel ab (votes blancs), 1. 049 532 einen ungültigen Stimmzettel (votes nuls).