Mariupol: Geschundene Stadt mit geschundenen Bewohnern

Krieg, Kanone, Gewalt Zerstörung

Bild: Pixabay / Public domain

Ein Konvoi des Roten Kreuzes verbreitete gestern Hoffnung in der Donbass-Großstadt Mariupol. Der März 2022 war für sie eine der größten Tragödien ihrer Geschichte.

Mariupol ist die vom russischen Ukrainekrieg am härtesten getroffene Stadt. Sie galt als Hauptquartier der ukrainischen Regierungstruppen im Donbass und würde nach Beginn der russischen Invasion sehr schnell von Truppen aus Russland und von prorussischen Rebellen aus Donezk eingeschlossen. Seit 28 Tagen steht sie unter Belagerung, fast 5.000 Menschen sind dabei nach den Angaben der örtlichen Behörden gestorben, darunter 210 Kinder. Mariupol liegt in der Region Donezk, die die Separatisten als eigenes Staatsgebiet beanspruchen.

Vor der Einschließung hatten bereits 140.000 der etwa 440.000 Einwohner die Stadt verlassen, seitdem wurden in immer wieder geschaffenen und zusammengebrochenen Fluchtkorridoren nochmals 150.000 Menschen evakuiert. Stets gab es gegenseitige Anschuldigungen beider Kriegsparteien, wer an der ständigen Störung der Evakuierung von Zivilpersonen durch Beschuss schuld gewesen sei.

Trotz beidseitiger Propaganda gesichert: Mariupol ist zerstört

Nur bei einer Tatsache stimmt die westliche wie die russische Presse überein: Mariupol bietet nach mehreren Wochen der Straßenkämpfe ein furchtbares Bild. Schon wenn man sich der Stadt nähere, kommen einem Kolonnen mit Zivilfahrzeugen entgegen, schreibt der russische Journalist Dmitri Plotnikow von der Onlinezeitung Lenta.ru.

Zerstörung im Ukraine-Krieg (14 Bilder)

Zerbombte Trambahn in Charkiw. Bild: Mvs.gov.ua / CC-BY-4.0

Alle haben laut dem Reporter deutlich sichtbar weiße Fahnen am Fahrzeug und tragen wie zum Schutz riesige Aufschriften wie "Kinder" oder "Familie" auf ihren Windschutzscheiben. Viele der Autos besitzen Einschusslöcher oder Beschädigungen von Granatsplittern. Näher an der Stadt werden sie von Fußgängerkolonnen ergänzt, die ihre Habseligkeiten in Einkaufswägen aus der Stadt schieben.

Ukrainische Truppen beherrschen nur noch Teile der Stadt

In der schwer zerstörten Stadt gibt es weder Strom noch Gas noch fließend Wasser. Sie wird inzwischen mehrheitlich von den russischen Truppen beherrscht, sagen jedenfalls russische Quellen. Sicher sind die Behauptungen einer Seite in diesem Kampf nie, doch diese werden von den Ukrainern zumindest nicht bestritten, das einzig mögliche Eingeständnis im Propagandakampf beider Seiten.

Noch 3.000 bis 4.000 Ukrainische Regierungssoldaten sollen laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti in eingeschlossenen Stellungen in der Stadt kämpfen. Ein Teil von ihnen gehört zum berüchtigten Neonazi-Bataillon Asow, doch nicht alle. Auch ganz normale Militäreinheiten kämpfen hier. Über Asow verbreiten regierungsnahe russische Medien allerlei Horrorstorys. Ob sie wahr sind, ist mangels unabhängiger Quellen nur schwer feststellbar.

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