Massenschießereien wie in Las Vegas werden häufiger und tödlicher

Alles zu haben: Waffengeschäft in den USA. Bild: Michael McConville/CC BY-4.0

"You can't regulate evil" - Zwar gibt es Rufe nach schärferen Waffengesetzen, aber auch 59 Tote und über 500 Verletzte werden keine Folgen haben und nur zu weiteren Waffenkäufen führen

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In den USA wird sich unter Donald Trump auch nach dem Gemetzel, das ein einzelner Mann, ausgestattet mit mindestens 23 Schusswaffen, am Sonntag begangen hat, nichts ändern. Donald Trump erwähnte das Thema Schusswaffen lieber erst gar nicht und sprach nur wolkig vom "absoluten Bösen", das grundlos in Gestalt eines weißen Rentners und Glückspielers über die Amerikaner gekommen ist. Der republikanische Gouverneur Matt Bevin von Kentucky pflichtete Trump bei und zog schon mal explizit den Schluss: "To all those political opportunists who are seizing on the tragedy in Las Vegas to call for more gun regs...You can't regulate evil..." Man muss sich nur vorstellen, wenn der Täter ein islamistischer Terrorist gewesen wäre.

Am Dienstag sagte Trump, man habe es mit einem "sehr, sehr kranken Mann" zu tun, als ob kranke Männer keine Vorbilder hätten und keine Möglichkeiten benötigten, sich für einen geplanten Massenmord mit den entsprechenden Waffen ganz legal und ohne größere Schwierigkeiten ausrüsten zu können (USA: Das Land der Amokläufe und Massenschießereien).

Nevada gehört zu den Vorreitern eines liberalen Waffenmarktes, auf dem man fast alles kaufen kann. So kann man Gewehre, Schrotflinten und Handfeuerwaffen ohne Lizenz und ohne Registrierungspflicht in beliebiger Menge erwerben. Waffen dürfen offen getragen werden, will man sie verdeckt tragen, benötigt man eine Genehmigung. Möglich ist eben auch, automatische Waffen und Maschinengewehre sowie große Munitionsmagazine zu erwerben, auch wenn diese registriert werden müssen und eine Untersuchung des FBI durchlaufen werden muss.

Nachdem Trump Beileid und Sympathie für die Opfer und ihre Familien in einem Tweet geäußert hat, schrieb er in einem nächsten, was man auch doppelbödig verstehen könnte: "I am so proud of our great Country. God bless America!" Ist er gar stolz auf den suizidalen Schützen und seine "Leistung"? Oder darauf, dass das Volk es hinnimmt, wenn die Schießereien und Opfer in den Städten zunehmen und die Menschen immer wieder damit rechnen müssen, von durchgedrehten Amerikanern niedergeschossen zu werden, während die USA sich in eine brodelnde Festung verwandelt hat, Billionen in Kriege gegen den Terrorismus steckt, Grenzen mit Kontrollen und Überwachungstechniken dicht gemacht hat, neue Mauern gebaut und Einreiseverbote verhängt werden? Die Angst vor dem Fremden, gegen den martialisch mit Waffengewalt und Androhung von überwältigender Gewalt aufgerüstet wird, wird kultiviert, während die aggressive Kultur im Inneren des Cowboy-Lands die eigenen Ungeheuer ausbrütet.

Schärfere Waffengesetze werden nicht kommen

Wie immer nach solchen Ereignissen werden durchaus Forderungen etwa seitens demokratischer Abgeordneter nach strengeren Waffengesetzen laut, die selbst dann wenig nützen würden, wenn sie durchgesetzt würden, weil das Land bereits in Schusswaffen schwimmt. Letztlich werden die Abgeordneten aber wieder nichts machen - aus Angst, nicht wieder gewählt zu werden. Vor allem aber werden die Waffenkäufe wieder ansteigen, weil die Menschen sich selbst verteidigen wollen, wodurch noch mehr Waffen in Umlauf kommen und die Spirale der Gewalt weiter steigen wird.

Die Waffenhersteller profitieren nicht durch Verkäufe, sondern weil auch dieses Mal nach Las Vegas die Aktien in die Höhe kletterten. Allein daran lässt sich sehen, dass kaum jemand daran glaubt, dass es dieses Mal politische Konsequenzen geben wird, auch wenn unter der Amtszeit von Barack Obama die Waffenkäufe auch deswegen auf Rekordzahlen anstiegen, weil die Menschen noch schnell vor etwaigen strengeren Gesetzen zuschlugen. Seit Trump Präsident ist, gingen die Waffenkäufe bislang auch deswegen zurück, weil niemand davon ausgeht, dass ausgerechnet er strengere Gesetze durchsetzen wird.

Dabei sind keineswegs alle Amerikaner Waffennarren. Man geht davon aus, dass es in den USA mehr als 250-300 Millionen Schusswaffen gibt und dass nur ein Viertel der Amerikaner Schusswaffen besitzt bzw. 36 Prozent Schusswaffen besitzen oder in einem Haushalt leben, in dem es welche gibt. Zudem soll die Zahl der Waffenbesitzer nach Umfragen sinken. Aber es soll eine kleine Minderheit von 3 Prozent geben, die allein schon 130 Millionen Schusswaffen gehortet haben. Weitere 7,7 Millionen "Super Owners" haben zwischen 7 und 140 Schusswaffen. Im Hintergrund steht eine wachsende Angst nicht nur vor Fremden oder Terroristen, sondern auch anderen Amerikanern (Immer mehr Schusswaffen, aber weniger Besitzer).