McDonald's lädt das Elektroauto

Schweden will zusammen mit den Energieversorgern eine Infrastruktur für das Elektroauto schaffen, ein Pilotprojekt startet bei Filialen der Burgerkette, Vattenfall eröffnet Stromtankstellen für E-Minis in Berlin

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"Die Kunden sollen wieder aufladen können, während sie essen", verkündet Petra Dahlman, bei McDonald's in Schweden verantwortlich für "nachhaltige Entwicklung". Für das Nachladen am McCharger parallel zur schnellen Nahrungsaufnahme tun sich McDonald's und Elforsk zusammen. Elforsk gehört zu gleichen Teilen Svensk Energi sowie dem nationalen Stromnetz Svenska Kraftnät und betreibt Forschung für die Energiebranche. Der Burgerbrater kauft die Ladestationen und stellt sie auf, Elforsk hält das Netzwerk der Stromtankstellen in Betrieb.

McCharger. Bild: Elforsk

Elforsk und Eldon, Hersteller der Ladesäulen, wollen intensiv forschen, um die Ladezeiten zu verringern – passend zum Fastfood. Deutlich verbesserte Ladezeiten sind auch unerlässlich, denn laut Professor Thomas Josh vom Angström Laboratory der Universität Uppsala kommt ein E-Auto nach halbstündigem Aufenthalt an einer solchen Ladesäule gerade mal ein paar Meilen weit, abhängig von Akkutyp und Fahrzeug.

Das Budget Elforsks für das Netz von Ladestationen beträgt knapp 900.000 Euro, verteilt über die nächsten beiden Jahre. Diese Investition erstaunt angesichts der heute nur wenigen hundert Elektroautos in Schweden. Die schwedische Elektrizitätswirtschaft erwartet jedoch, dass im Jahr 2020 mindestens 600.000 elektrisch betriebene Fahrzeuge über schwedische Straßen rollen.

Die erste Station mit einer Leistungsabgabe von 230 Volt / 16 Ampere soll innerhalb der nächsten Monate auf dem Parkplatz einer Stockholmer Mac-Filiale aufgestellt werden, gefolgt von weiteren. Aussagen über den möglichen Preis des Stromzapfens gibt es bislang von keinem der Strompartner. Zudem kommt der Zeitaufwand des "Volltankens" bei McDonald's für eine Batterie mit der Kapazität von 10 kWh auf vier bis sechs Stunden. Das wiederum rechnet sich um in mindestens sechs Big-Mac-Menüs, hat die schwedische Technologie-Site Ny Teknik berechnet und beruft sich dabei auf die Fast-Food-Kenner in den eigenen Reihen.

Schwedische Infrastruktur für anrollende E-Autos

Der schwedischen Regierung scheint es richtig ernst zu sein mit der Infrastruktur für das Elektroauto. Ende Januar trafen sich die schwedische Industrieministerin Maud Olofsson und die Infrastrukturministerin Asa Torstensson mit den Energieversorgern Fortum, Vattenfall und E.ON zu einem ersten Gespräch darüber, wie Schweden eine gemeinsame Infrastruktur für Elektro- und Hybridfahrzeuge schaffen könne Begründet wurde das Treffen unter anderem mit den Zielen Klimaschutz und besserer Wettbewerbsfähigkeit.

Elektro- und Hybridfahrzeuge spielen eine wichtige Rolle bei der Verringerung von Emissionen. Dabei fällt den Stromlieferanten eine bedeutsame Aufgabe zu, indem sie sicherstellen, dass die Infrastruktur vorhanden ist und funktioniert, wenn die Autos bald in großem Maßstab eingeführt werden.

Asa Torstensson nach dem Treffen

Die Gespräche hätten gezeigt, dass Schweden ganz vorne dabei sein könne bei der weltweiten Einführung von Elektroautos:

Es erfordert die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor sowie neue Kooperationen und geschäftliche Lösungen, nicht zuletzt kommt es auf eine Zusammenarbeit zwischen den Stromlieferanten und der Automobilindustrie an.

Asa Torstensson
Vattenfall tritt mit dem Mini E in Berlin an. Bild: Vattenfall

E-Minis tanken bei Vattenfall, Smarts bei RWE

Das schwedische Staatsunternehmen Vattenfall, das den Berliner kommunalen Energieversorger Bewag schluckte, bereitet sich auch in der deutschen Hauptstadt auf den neuen Markt der Tanknetze für Elektroautos vor. Vattenfalls erste Ladesäule wurde in der Puschkinallee in Berlin-Treptow eröffnet, weitere 49 Stromtankstellen sollen folgen. Die ersten elektrifizierten Fahrzeuge vom Typ Mini E mit Elektromotor, die BMW zunächst nur an ausgewählte Testfahrer vermietet, dürfen schon Anfang dieses Sommers durch Berlins Straßen rollen. Einen Mini E an Vattenfalls Ladesäule voll zu laden, wird vier bis sechs Stunden dauern – die auch für McDonalds Ladesäulen in Stockholm erwähnte Zeit.

Der smart electric drive für das Projekt „e-mobility Berlin“ von Daimler und RWE. Bild: Daimler

Ein ähnliches Projekt plant der konkurrierende Energieriese RWE ebenfalls in Berlin und in Zusammenarbeit mit Daimler. Dieser Einsatz gilt den 100 Elektro-Smarts, die Daimler ab Herbst in Berlin vom Stapel lassen will. Die Energiekonzerne verkünden, innerhalb von nur wenigen Jahren für die problemlose Nutzung von Elektroautos in Ballungsräumen sorgen zu wollen. Die Fahrzeuge von Daimler und BMW dürfen sich sogar an der jeweils anderen Ladesäule bedienen. Volle Kompatibilität verspricht Vattenfalls Berlin-Chef, dazu habe man sich auf Standards geeinigt.

Die Firmen denken bereits über Abrechnungssysteme für den Massenmarkt nach, von dem sie überzeugt scheinen. Einen Bedarf von jährlich bis zu 100 Milliarden Kilowattstunden durch Elektroautos erwartet RWE in gut zehn Jahren, das entspräche fast einem Fünftel des gesamten gegenwärtigen Stromverbrauchs in Deutschland. "Elektromobilität wird sich durchsetzen, die Zeit ist reif", kann es RWE-Strategievorstand Leonhard Birnbaum kaum erwarten Jedes vierte im Jahr 2020 verkaufte Auto werde mit Strom angetrieben, rechnet er hoch.