Medien-Profis auf verzweifelter Suche nach dem falschen Feind

Seite 2: Einziger Geldwäscher mit Name und Foto: russischer Oligarch und seine Villa am Tegernsee

Abgesehen davon, dass sich die WAMS mit der Nennung des Schattenfinanzplatzes Israel natürlich des Antisemitismus verdächtig macht (Herr Antisemitismus-Beauftragter der Bundesregierung: übernehmen Sie!), bringt das hochrangige Team aus dem Schattenplatz-Dunkel auch konkrete, wenn auch sehr wenige Namen ans Medienlicht: Die britische Familie Pears mit 3.000 Wohnungen in Berlin, den Rapper Bushido, der mit seinem Vater ein Villen-Ensemble in Kleinmachnow für 7,4 Millionen Euro gekauft hatte.

Und dann zieht Transparenzexperte Trautvetter noch zeitgeistig (neuer großer Feind: Russland!) den größten Fisch aus dem Dunkel: den leibhaftigen russischen Oligarchen Alischer Usmanov. Eine Villa, die ihm gehören soll, sei in den vergangenen Tagen von der Polizei durchsucht worden, wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Und dieser namentlich enttarnte, jedenfalls vermutete Dunkelmann ist der einzige, der in der WAMS-Reportage mit einem Foto abgebildet ist.

Blindstelle I: Vonovia, Deutsche Wohnen usw. gibt's nicht

In der aufwendigen WAMS-Recherche, zu der auch noch die Unternehmens-Datenbank Orbis herangezogen wurde, fehlen alle großen Wohnungskonzerne in Deutschland, angefangen bei Vonovia, dann Deutsche Wohnen, dann LEG, Deutsche Euroshop, alstria Office, Vivawest usw. Und es fehlen dann natürlich auch alle ihre Eigentümer.

In allen diesen Konzernen gehört z.B. der US-Kapitalorganisator BlackRock zu den führenden Aktionären. Bei Vonovia (550.000 Wohnungen, 163.000 Garagen und Stellplätze, 8.900 Gewerbeeinheiten) ist BlackRock der zweitgrößte Aktionär, bei Deutsche Wohnen (155.000 Wohnungen, 77 Pflegeheime, 1.000 Appartments für betreutes Wohnen, 2.900 Gewerbeeinheiten) und bei LEG (167.000 Wohnungen) ist BlackRock der drittgrößte Aktionär.

Blindstelle II: BlackRocks größte Finanzoase Delaware/USA: Gibt’s nicht

Nehmen wir nur mal die 7,29 Prozent der Aktien bei Vonovia, mit denen BlackRock der zweitgrößte Aktionär ist. BlackRock selbst hat seinen rechtlichen und steuerlichen Sitz in Delaware, dem winzigen US-Staat, der größten Konzern-Finanzoase des westlichen Kapitalismus. Mit weniger als einer Million Einwohnern hat sie die für eine Finanzoase passende Größe.

Der Mini-Staat beherbergt wohl neben dem BlackRock-Zentralbriefkasten und weiteren BlackRock-Nebenbriefkästen mindestens eine den Bewohnern gleich große Zahl an Briefkastenfirmen und schützt sie zugleich mit dem kapitalfreundlichsten Unternehmens- und Finanzrecht der Welt: Da dringt nichts nach draußen in feindliche Finanzämter der ansonsten eng verbundenen Bündnisstaaten wie Deutschland.

Außerdem hat Delaware mit US-Präsident Joe Biden einen ganz besonderen Schutzpatron: Biden machte vier Jahrzehnte lang als Senator für Delaware Lobby für seine Finanzoase im US-Kongress, und dann noch als Vize von US-Präsident Barack Obama. Der hatte mit Bidens Hilfe wiederum besonders enge Beziehungen zu BlackRock.

So kommt es, dass mit dem jetzigen Präsidenten Biden auch wieder, wie bei Obama, drei BlackRock-Manager in der US-Regierung mitregieren: Als Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats (National Economic Council), als Vize-Finanzminister und als Chefberater von Vizepräsidentin Kamala Harris.

Aber dass Vonovia-Aktionär BlackRock seinen Sitz in dieser Finanzoase hat – keine Silbe bei den WAMSlern. Es verbietet sich offensichtlich ganz automatisch, sozusagen aus den Tiefen des journalistischen Unterbewusstseins, dass das Hoch-Kompetenz-Team der WAMS, hier überhaupt hinschaut, nicht wahr? Oder haben Sie eine andere Erklärung?