Meldestelle für Schwarzarbeit auf Baustellen

Kritiker der Gewerkschaftsinitiative wollen die unlängst eingerichtete Meldestelle in einer Protestaktion lahm legen

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Die Gewerkschaft IG-Bau wird gemeinhin nicht gerade mit der modernen Kommunikationstechnologie in Verbindung gebracht. Doch das wollte sie ändern. Unter dem Motto "Ohne Regeln geht es nicht", startete der IG-Bau-Vorstand Anfang April eine Initiative der besonderen Art.

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Unter der gebührenfreien Rufnummer 0800-442 2802 kann jedermann montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 18 Uhr die Gewerkschaft erreichen und Hinweise auf beobachtetes irreguläres Geschehen auf Baustellen geben. Diese Meldungen werden auf Wunsch vertraulich behandelt, sollen aber die Arbeit der Verfolgungsbehörden unterstützen. Meldungen über Internet sind unter der Adresse kontrolle@igbau.de möglich.

Die Kampagne "Ohne Regeln geht es nicht!" habe die Gewerkschaft vor dem Hintergrund von rund 330 000 arbeitslosen Bauarbeitern gestartet, denen 300 000 illegale Arbeitnehmer gegenüberstünden, erklärte Dietmar Schäfers vom Bundesvorstand der IG BAU in einem Interview. "Es geht uns darum, die Beschäftigten für die herausragende Bedeutung von Tarifverträgen zu sensibilisieren, und zu problematisieren, dass illegale Beschäftigung und Lohndumping reguläre Arbeitsplätze vernichten." In den ersten drei Wochen seien "140 geprüfte Informationen über illegale Beschäftigung oder Schwarzarbeit" gemeldet worden, meist von kleineren Baustellen Die Zunahme einer Denunziantenmentalität befürchtet die Gewerkschaft hingegen nicht.

Das sahen aber einige Internetnutzer aus dem Umfeld der Initiative Kein Mensch ist illegal anders. Sie lancierten die Kampagne Meldestelle lahmlegen und rufen die "Kolleginnen und Kollegen der IG Bau" zum sofortigen Stop der Kampagne auf, die sie als "Denunziation von illegalen Arbeitnehmern" klassifizierten. Stattdessen fordern sie Mindestlöhne und Arbeitsschutzrechte für alle Menschen, unabhängig von ihrem rechtlichen Status.

Doch die Initiative begnügt sich nicht mit diesen Appell. Vom 1.Juni bis zum 5. Juni soll es eine Vielzahl von Protesten an die gewerkschaftlichen Beschwerdestellen geben. Damit wollen die Initiatoren einen Doppeleffekt erreichen. Die Gewerkschaft soll durch die Proteste von der Unpopularität ihrer Initiative überzeugt werden. Einen willkommener Nebeneffekt haben die Initiatoren sicher nicht vergessen. Sowohl der Telefonanschluss als auch die Emailadresse sollen in diesen Zeitraum derart von den Kritikern in Anspruch genommen werden, dass etwaige Meldungen über illegale Beschäftigungsverhältnisse auf den Baustellen gar nicht erst durchkommen. Von der IG-Bau war keine Stellungnahme zu dieser Initiative zu bekommen.