Merkel: Dreiländerreise in Afrika

Wastafrika. Karte: UN. Lizenz: Gemeinfrei.

Die Bundeskanzlerin auf Staatsbesuch im Senegal, in Ghana und in Nigeria

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Nach ihrer Reise in den Kaukasus besucht die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel diese Woche drei afrikanische Länder. Das erste davon war gestern und heute der von ihnen am nördlichsten gelegene Senegal, wo sie am Flughafen der Hauptstadt Dakar vom Staatspräsidenten Macky Sall und einer Militärkapelle begrüßt wurde, die die Gassenhauer "Ja, mir san mit'm Radl da" und "Schöne Maid" spielte. Die Texte dazu wurden nicht gesungen, dürften aber ob ihrer Verbreitung auch Merkel bekannt sein. Zur Erinnerung:

Schöne Maid, hast du heut für mich Zeit? Ho-ja-ho-ja-ho! Sag bitte ja, dann bin ich nur für dich da. Ho-ja-ho-ja-ho!

Die Bild-Zeitung meinte dazu: "Merkel schien der musikalische Empfang sichtlich Freude bereitet zu haben." Nach diesem Empfang schenkte der senegalesische Staatspräsident der deutschen Kanzlerin ein buntes Tuch und lobte sie als "bekannt und anerkannt für ihr humanes, politisches Engagement", "für ihre Führungsrolle in Europa und der Welt", für ein neu geschlossenes Abkommen, das 300 senegalesische Dörfer mit Strom versorgen soll, und für den Militäreinsatz im benachbarten Mali.

Sall verspricht "Unterstützung bei der Identifikation", fordert aber, man müsse auch "nach legalen Möglichkeiten des Aufenthaltes suchen"

Der zwischen Mauretanien, Mali, Guinea, Guinea-Bissao und Gambia gelegene Senegal war bis 1960 eine französische Kolonie. Die größte Volksgruppe in diesem 16-Millionen-Einwohner-Land sind mit 43 Prozent die moslemischen Wolof, dahinter folgen mit 24 Prozent die in ganz Westafrika verbreiteten Fulbe und mit 15 Prozent die erst im 20. Jahrhundert islamisierten Serer. Fast ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass es dort bislang noch nie einen Militärputsch gab. Die relativ ruhige Lage im Land trug zusammen mit den Bodenschätzen dazu bei, dass das Land in den letzten beiden Jahren mit jeweils über sieben Prozent ein beachtliches Wirtschaftswachstum verbuchen konnte.

Bezüglich der vierstelligen Zahl an ausreisepflichtigen Senegalesen in Deutschland versprach Sall gestern zwar eine "Unterstützung bei der Identifikation", machte aber gleichzeitig klar, dass dies für ihn nicht unbedingt Priorität hat, indem er meinte, man müsse auch "nach legalen Möglichkeiten des Aufenthaltes suchen". An diesen haben er und andere Senegalesen auch ein finanzielles Interesse: 2016 überwiesen Migranten insgesamt 17,7 Milliarden Euro aus Deutschland in ihre Herkunftsländer.

Ghana: 8,44 Prozent Wirtschaftswachstum

Ghana, das knapp-30-Millionen-Einwohner-Land, das Merkel danach besucht, war bis 1957 eine britische Kolonie. Quasi-Staatsvolk sind hier mit etwa 48 Prozent die Akan, zu denen unter anderen die ehemals als Sklavenhändler bekannten Ashanti zählen. An zweiter Stelle kommen mit 17 Prozent die mit den Mossi in Burkina Faso verwandten Dagomba, an dritter mit 14 Prozent die Ewe, das Quasi-Staatsvolk im benachbarten Togo. Die Bevölkerung ist zu gut 70 Prozent christlich und zu knapp 20 Prozent moslemisch - und mit 8,44 Prozent wuchs die Wirtschaft in Ghana im letzten Jahr mehr als ordentlich.

Problemland Nigeria

Nigeria, das dritte Land auf der Besuchsliste, ist mit über 190 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste und gleichzeitig das problematischste. Der von der britischen Kolonialmacht zusammenfügte sehr große Vielvölkerstaat gilt als extrem korrupt (vgl. Nigeria: 20 Milliarden US-Dollar Ölgeld verschwunden?), als Hort der organisierten Kriminalität (vgl. Jeder zwölfte Brite ist schon einmal auf Online-Betrüger hereingefallen) und als ethnoreligiöser Hexenkessel, in dem islamistische Boko-Haram-Milizionäre und Fulbe-Hirten Christen und Anhänger von Volksreligionen gleich dorfweise abschlachten (vgl. "Getötet, so wie unser Herr es in seinem Buch vorgeschrieben hat"und Fulbe verübten Genozid an Berom). Entsprechend wenig überraschen wuchs die nigerianische Wirtschaft 2017 nur um 0,82 Prozent, im Jahr davor schrumpfte sie sogar um 1,62 Prozent.

Aus Nigeria kommen besonders viele abgelehnte und ausreisepflichtige Asylbewerber. Das ist auch deshalb ein Problem, weil die nigerianische Mafia - die "Schwarze Axt" - inzwischen zu einer der bedeutendsten Gruppen des organisierten Verbrechens in Deutschland geworden ist. Sie weiß, wie ihre Mitglieder und Klienten Aufenthaltsbeendigungen hinauszögern und verhindern, indem sie beispielsweise behaupten, aus anderen Ländern zu kommen oder Zweckehen eingehen (vgl. Die Nigeria-Connection).

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