Meta kickt Faktenchecker: Was bedeutet das für Deutschland?
Meta kündigte Faktencheckern in den USA. Ein System wie bei X soll die Prüfung ersetzen. Es könnte der Beginn größerer Neuerungen sein – auch hierzulande.
Wie Telepolis heute berichtete, hat der Tech-Gigant Meta, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, weitreichende Änderungen in seiner Strategie zur Inhaltsmoderation angekündigt. Das Unternehmen plant, die Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern zu beenden und stattdessen auf ein System von Community-Notes zu setzen, ähnlich wie es derzeit auf der Plattform X (ehemals Twitter) umgesetzt wird.
Die Ankündigung fällt zeitlich mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus zusammen, der zuvor ein scharfer Kritiker von Metas Moderationsansatz war. Zuckerberg hatte erst im November mit Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago gespeist, und Meta spendete eine Million Dollar für die Amtseinführung des wiedergewählten Präsidenten. Metas Entscheidung wird von manchen als Versuch gesehen, sich der neuen Trump-Regierung anzunähern.
Kritik an den Änderungen – die zunächst auf die USA beschränkt sind – kommt unter anderem von Ava Lee von der Aktivistengruppe Global Witness, die darin einen politischen Schachzug sieht, um keine Verantwortung für Hass und Desinformation zu übernehmen.
Auch die Molly Rose Foundation äußerte Bedenken, dass die Maßnahmen schwerwiegende Folgen für Kinder und junge Erwachsene haben könnten, insbesondere im Hinblick auf Inhalte zu Suizid, Selbstverletzung und Depressionen.
Änderungen Teil eines größeren Trends
Diese Änderungen sind Teil eines größeren Trends, bei dem Unternehmen sich von der Bekämpfung von Falschinformationen abwenden. Kritiker sehen darin eine Politisierung der Moderation, da die private Steuerung der Rede auf diesen Plattformen zunehmend zu einem Politikum wird.
Joel Kaplan, Metas neuer Leiter für globale Angelegenheiten, erklärte, dass die bisherigen Regeln zu restriktiv geworden seien, insbesondere bei sensiblen Themen wie Einwanderung und Geschlechtsidentität.
Faktencheck bei Meta seit 2016
Metas Faktencheck-Programm war 2016 eingeführt worden, um der Kritik entgegenzutreten, dass die Plattform zur Verbreitung von Fehlinformationen beigetragen habe. Doch nun scheint Meta mit dem jüngsten Schwenk zu versuchen, sich rechtzeitig mit der neuen Administration gut zu stellen. Die Änderungen sollen zunächst in den USA eingeführt werden, während Meta derzeit keine Anpassungen für die EU plant.
Die Änderungen gelten zunächst nicht für Europa und damit auch nicht für Deutschland. Dennoch könnten sich auch hier Änderungen abzeichnen. Derzeit arbeitet Meta in Deutschland mit mehreren Organisationen für das Factchecking zusammen. Im Einzelnen sind das:
1. Correctiv: Das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv war seit 2017 der erste Factchecking-Partner von Facebook in Deutschland. Zugleich steht Correctiv immer wieder in der Kritik, seiner Arbeit politische Kriterien zugrunde zu legen. So ist etwa die Recherche zum Potsdam-Treffen der AfD politisch und juristisch massiv umstritten.
2. Deutsche Presse-Agentur (dpa): Seit März 2019 ist die dpa als Factchecking-Partner für Meta in Deutschland tätig.
3. Agence France-Presse (AFP): Seit 2020 überprüft auch die französische Nachrichtenagentur AFP Inhalte aus Deutschland für Meta.
Diese Organisationen sind vom International Fact-Checking Network (IFCN) zertifiziert und arbeiten unabhängig. Sie entscheiden selbst, welche Inhalte sie überprüfen, und führen ihre Faktenchecks nach journalistischen Standards durch[3][4].
Die Factchecking-Partner haben Zugang zu einer internen Facebook-Liste mit potenziell falschen Inhalten, die von Nutzern gemeldet oder durch Algorithmen erkannt wurden. Sie können ihre Faktenchecks dann mit diesen Inhalten verknüpfen, sodass Nutzer Warnhinweise und Richtigstellungen zu Falschinformationen sehen.