Militärstrategien: Wie die atomare Bedrohung zugenommen hat

Lockheed Martin F-35. Bild: Robert Sullivan

Nicht erst seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist die Gefahr einer nuklearen Konfrontation konkreter geworden. Eine Debatte darüber steht aus

Der Brigadegeneral a. D. und ehemalige militärpolitische Berater von Angela Merkel, Erich Vad, steht mit seiner Warnung nicht alleine, etwaige Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine könnten den "Weg in den dritten Weltkrieg" ebnen.

Dennoch werden solche Stimmen derzeit von der Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz‘ Zögern in dieser Frage übertönt: Er sei ein Zauderer, wie es die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, formulierte. Und: Der Bundeskanzler habe "Ladehemmungen".

Die Boulevardzeitung Bild berichtete vom Nato-Außenministertreffen: "Nachdem die Lieferung schwerer Waffen aus Sorge vor einer Eskalation des Konflikts bislang nicht zur Debatte stand, hatten die Nato-Außenminister bei ihrem am Mittwoch in Brüssel einen Kurswechsel eingeläutet."

Demgegenüber hatten westliche Partner der Regierungen der Ukraine seit der umstrittenen Installierung einer Nato-freundlichen Führung im Jahr 2014 nach Informationen der aktuellen Kiewer Regierung "bereits 1,5 Milliarden US-Dollar an militärischer Hilfe zur Verfügung gestellt".

Diese Zahl ist vermutlich zu tief angesetzt. Bereits die US-Regierung unter Präsident Barack Obama (2009-2017) trug nach 2014 mit Waffenlieferungen zur Verschärfung des Konflikts um die Ukraine bei, wie 2015 in der Frankfurter Rundschau zu lesen war:

Nach Darstellung der New York Times sind Außenminister Kerry, Noch-Verteidigungsminister Chuck Hagel und Generalstabschef Martin Dempsey inzwischen offen für eine Debatte über die Lieferung von Waffen wie Aufklärungsdrohnen und Panzerabwehrraketen. (...) Eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates (...) deutete (...) an, dass darüber nun in Washington diskutiert werde: "Obwohl wir uns weiterhin darauf konzentrieren, eine Lösung mit diplomatischen Mitteln zu erreichen, prüfen wir immer auch andere Optionen, die möglicherweise Raum für eine Verhandlungslösung schaffen."

Frankfurter Rundschau, "USA erwägen Waffenlieferungen", 02.02.2015

Die USA prüften also bereits vor acht Jahren nicht-diplomatische Mittel, also militärische Gewalt, im Ukraine-Konflikt. Das macht die Bedeutung von Nato-Manövern wie "Rapid Trident", die schon vor Jahren in der Ukraine stattfanden, verständlicher:

Der Schnelle Dreizack unterstützt die Interoperabilität zwischen der Ukraine, den Vereinigten Staaten, der Nato und den Mitgliedsländern der Partnerschaft für den Frieden. (...) Der Schnelle Dreizack ist Teil des US-Europäischen Befehls- und Trainingsprogramms, das entwickelt wurde, um die gemeinsame, kombinierte Interoperabilität mit den verbündeten und Partnernationen zu verbessern.

konjunktion.info, 06.05.2014