Milliarden Tonnen an biologisch nicht abbaubaren Plastikmüll haben sich in der Umwelt angesammelt
Mehr als 8 Milliarden Tonnen Plastik wurden weltweit in 60 Jahren hergestellt, fast 5 Milliarden Tonnen sind in der Umwelt oder auf Müllhalden gelandet
Plastik, das künstliche Material, ist eine tolle Erfindung und hat die Welt verändert. Obgleich erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckt und in den 1950er Jahren verbreitet, ist es heute überall zu finden. Die vielen Eigenschaften von Plastik bietet kein natürliches Material, der große Nachteil ist, dass es eben biologisch nicht abbaubar ist. Mit einer ungeheuren Schnelligkeit hat sich Plastik in kurzer Zeit verbreitet und damit Computer, Internet und Mobilfunk vorgebahnt. Zement oder Stahl sind zwar auch allgegenwärtig, aber deren Verwendung zur Gestaltung der Umwelt ist dennoch beschränkter.
Wissenschaftler haben nun aufgrund verfügbarer Daten und Statistiken versucht zu berechnen, wie viel Plastik aller Art in der kurzen Zeit seiner Existenz bis 2015 hergestellt wurde. Die Ergebnisse sind in Science Advance erschienen. Nach ihren Schätzungen wurden seit Erfindung 8,3 Milliarden Tonnen hergestellt, davon sollen bis 2015 6,3 Milliarden Tonnen an Abfall entstanden sein, wie sie aufgrund unterschiedlicher Produktlebenszyklen berechneten. 9 Prozent wurden recycelt (davon nur 10 Prozent ein zweites Mal), 12 Prozent verbrannt und 79 Prozent wanderten auf Müllhalden oder in der Umwelt. Wenn Produktion und Abfallbeseitigung so bleiben wie jetzt, würden sich bis 2050 bereits 12 Milliarden Tonnen an Plastikmüll in Deponien oder der Umwelt anhäufen. Bis dahin wären dann 34 Milliarden Tonnen hergestellt worden.
1950 wurden erst 2 Millionen Tonnen weltweit hergestellt, 2015 waren es bereits 380 Millionen Tonnen. Das ist ein durchschnittlich jährliches Wachstum von 8,4 Prozent. Die Hälfte des hergestellten Plastik, 3,9 Milliarden Tonnen, wurde in den letzten 13 Jahren produziert. Gegenwärtig werden noch 2,5 Milliarden Tonnen der jemals hergestellten Plastikprodukte verwendet.
Recycling verschiebt eigentlich nur die Entstehung von Plastikmüll, Verbrennen kann die Umwelt belasten oder die Gesundheit schädigen. Und weil es kaum biologisch abbaubares Plastik gibt, sammelt sich das Plastik immer weiter an. Es ist die Haltbarkeit des Plastik, das das Material gleichzeitig nützlich und schädlich macht. Noch in den 1960er Jahren machte Plastik nur 1 Prozent des Mülls in den Gemeinden aus, 2005 waren es in den reicheren Ländern bereits 10 Prozent. Mittlerweile breiten sich die Plastikwüsten in den Meeren aus. Bis 2010 sollen zwischen 4 und 12 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere gelangt sein (Müllhalde Ozean, Plastik vergiftet die Meere).
Mittlerweile hat sich Plastikmüll überall ausgebreitet. Daher wurde bereits der Vorschlag gemacht, Plastik neben der Klimaerwärmung zum Indikator für den Eintritt in das Anthropozän zu machen, also in das Erdzeitalter, das wesentlich geologisch, atmosphärisch und biologisch durch den Menschen geprägt wird und dessen Beginn nach Vorschlägen von Wissenschaftlern um 1950 herum begonnen haben könnte. Die Menschen würden, schreiben die Autoren, wenn keine auf Plastik zugeschnittene und gute Strategie der Müllbeseitigung realisiert wird, ein "einzigartiges unkontrolliertes Experiment auf weltweiter Ebene durchführen, wobei sich Milliarden von Tonnen an Material in allen größeren terrestrischen und aquatischen Ökosystemen des Planeten aufhäufen".