Milliardengrab Kampfjet F-35 – auch für Deutschland
Seite 2: Lebenszykluskosten: Das schwarze Loch
- Milliardengrab Kampfjet F-35 – auch für Deutschland
- Lebenszykluskosten: Das schwarze Loch
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Produziert wird die F-35 von Lockheed Martin. Für die Bestellung durch die Bundeswehr wird eine Beteiligung deutscher Firmen zur Produktion einzelner Teile oder an der Instandhaltung gewünscht. Faktisch dürfte damit auch die ohnehin bereits komplexe Logistik noch mehr aufgebläht werden, was zu weiteren Kostentreibern führen wird.
Für die zu erwartenden Betriebskosten spielt die geplante Flugstundenzahl eine maßgebende Rolle. Diese hängt z.B. davon ab, welchen Anteil an physischen Flugstunden durch Simulatoren ersetzt werden kann. Eine Flugstunde des F-35 kostet die US Air Force aktuell 44.000 US-Dollar, wobei der Hersteller seit Jahren eine Reduktion auf 25.000 US-Dollar bis 2025 verspricht.
Zu einem von der Schweiz erstellten Kaufvertrag über 36 Stück F-35 erschien am 8.7.2022 ein Bericht der eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) zum Risikomanagement dieses Projektes. Wesentliche Punkte der EFK sind: Die USA haben der Schweiz zur Beschaffung der F-35 nie verbindliche Festpreise und noch viel weniger Preisgarantien angeboten. Vielmehr handelt es sich bei den im Kaufvertrag zwischen der Schweiz und den USA allein um geschätzte Preise.
Die Betriebskosten werden demnach in den einschlägigen Dokumenten "immer als Schätzungen dargestellt". Es gibt viel Grund zur Annahme, dass die tatsächlichen Betriebskosten um Milliardenbeträge höher liegen werden als Lockheed Martin zwecks Verkaufsförderung jetzt behauptet.
Der ehemalige Chef der Schweizer Armee André Blattmann rechnet mit jährlichen Kosten von 12 Prozent des Anschaffungspreises, was über 30 Jahre hinweg Lebenszykluskosten in der Höhe von 23 Milliarden Franken bei einem vorgesehenen Beschaffungspreis von fünf Milliarden Franken zur Folge hätte.
Die kanadische Regierung hat bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG eine Studie erstellen lassen, die zum Schluss kommt, dass der F-35 bei einem Beschaffungsvolumen von neun Milliarden kanadischer Dollar über die gesamte Lebensdauer über 45 Milliarden kanadische Dollar kosten würde.
Die Lebenszykluskosten betragen deshalb nach verschiedenen Schätzungen bis zum fünffachen des Anschaffungspreises, während bisher bei Kampfjets der Wert 2,5 als Standard galt.
Ein Haupt-Abnehmer für den Kampfjet F-35 war bisher Südkorea. Wegen der horrenden Betriebskosten ist Südkorea jedoch derzeit dabei, einen eigenen Kampfjet KF-21 zu entwickeln, der mit einem abgespeckten Funktionsumfang nur die Hälfte der Betriebskosten des F-35 erfordern soll.
Die bereits genannte, beschränkte Einsatzfähigkeit des F-35 liegt weit unter dem Durchschnitt von typischen Kampfjets. Weniger Flugstunden bedeuten zwar weniger Treibhausgas-Emissionen, jedoch anderweitig höhere Kosten durch den hohen Instandhaltungsaufwand. Dieses erklärt auch, weshalb die vorhandenen Abschätzungen der Lebenszykluskosten weit auseinander gehen.
Vielfältige Umweltbelastungen
Der Kampfjet F-35 zeigt exemplarisch, welche Ressourcen bei Rüstungsgütern beansprucht werden. Dieser besteht aus 300.000 Einzelteilen und wird von 1.900 Zulieferern rund um den Globus zusammengebaut. Allein für das Seitenleitwerk des Flugzeugs werden 30 separate Titanteile beigestellt. Für jedes Kampfflugzeug des Typs F-35 müssen mehr als 450 kg Metalle der Seltenen Erden bereitgestellt werden.
Bei der Verwendung dieser Mineralien und Metalle gibt es eine direkte Konkurrenz zu deren Verwendung für Anlagen zur ökologischen Stromerzeugung. Auf diese Problematik wurde bereits 2020 in einer EU-Studie hingewiesen (Titel: "Critical Raw Materials for Strategic technologies and Sectors in the EU").3
Hinzu kommt, dass für den laufenden Betrieb eine komplexe Logistik vorhanden sein muss. In Großbritannien besteht bereits ein Instandhaltungszentrum für den F-35 mit einer Lieferkette von bis zu 500 Unternehmen für den Bau von etwa 15 Prozent der für die Produktion geplanten 3.000 Kampfjets. Pro Flugstunde werden (nach unterschiedlichen Angaben) mehr als 5.000 Liter Kerosin verbraucht, was um 60 Prozent höher liegt als als bei dem seit Jahrzehnten im Einsatz befindlichen US-Kampfjet F-16.
Welche Belastungen damit letztlich durch die hierdurch verursachten Treibhausgasemissionen entstehen, ist hingegen schwierig zu berechnen, da man wegen der technischen Probleme nicht 8.000 Betriebsstunden (als definierte "Service lifetime"), sondern evtl. nur ein Viertel dessen über den Lebenszyklus ansetzen.4